Asylpolitik:Magnet Deutschland strahlt weiter

Es ist überfällig, dass die Bundesregierung Kosovo und Albanien zu sicheren Herkunftsländern erklärt. Doch dies allein wird die Massenauswanderung nach Deutschland nicht stoppen.

Kommentar von Florian Hassel

Weder Albanien noch Kosovo sind europäische Vorzeigedemokratien. Die Mängelliste in den beiden Ländern ist lang. Sie reicht von mangelnder Medienfreiheit über Korruption bis zur Anwesenheit des organisierten Verbrechens in der Politik. Doch weder in Kosovo noch in Albanien müssen die Menschen wie zu Zeiten kommunistischer Regime Angst um Leib und Leben haben wegen repressiver Regierungen.

Es ist daher überfällig, dass Berlin beide Staaten zu sicheren Herkunftsländern erklärt. Dies allein wird die Massenauswanderung nach Deutschland - und anderswohin - freilich nicht stoppen. Sowohl in Kosovo wie in Albanien treten deutsche Diplomaten mittlerweile im Fernsehen auf und verkünden die immer gleiche Botschaft: Deutschland gewährt kein Asyl aus wirtschaftlichen Gründen.

Pläne der Bundesregierung
:Exodus aus Kosovo

Die Zahl der Asylbewerber aus Kosovo ist in kürzester Zeit stark angestiegen. Jetzt sind schnelle Antworten gefragt. Die Bundesregierung will Asylanträge massiv beschleunigen. Muss auch die Einstufung des Staates als "sicheres Herkunftsland" überprüft werden?

Von Roland Preuß

Das Leben in Deutschland ist für viele erträglicher

Trotzdem geht die Auswanderung weiter, angefeuert von dramatischer Armut auf dem Balkan, erleichtert durch hervorragend am Transfer verdienende Transportunternehmer und Menschenschlepper.

Selbst wenn alle Asylanträge abgelehnt werden, ist das Leben in Deutschland bis zur irgendwann vielleicht kommenden Abschiebung mit einigen hundert Euro Hilfszahlungen im Monat für viele Menschen erträglicher als in Kosovo oder Albanien, wo ganze Familien von ein paar Dutzend Euro im Monat leben müssen. Solange sich daran nichts ändert, strahlt der Magnet Deutschland weiter.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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