Basketball:Münchner Warnung

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Im festen Griff der Erleichterung: Bayern-Manager Marko Pesic drückt seine entscheidenden Spieler Nihad Djedovic und Heiko Schaffartzik. (Foto: Hassenstein/Getty)

Basketballer gewinnen nach einer Aufholjagd 70:68 gegen Alba Berlin. Die Defensive, zuletzt Bayerns Schwachstelle, gab den Ausschlag für den Sieg des Tabellendritten - und ein Signal für die bald beginnenden Playoffs.

Von Joachim Mölter, München

FC Bayern München gegen Alba Berlin, Titelverteidiger gegen Tabellenführer, Vorjahres-Meister gegen Vorjahres-Pokalsieger - wenn diese beiden Klubs aufeinandertreffen, geht es immer auch ums Prestige. An diesem Sonntag, am vorletzten Bundesliga-Spieltag, ging es sogar ausschließlich darum. Denn für den abschließenden Tabellenstand, der dann über die Gegner in der ersten Playoff-Runde entscheidet, war die Partie quasi bedeutungslos. Nach der 84:88-Niederlage in Bonn am Freitagabend steckten die Münchner auf Platz drei fest. Und für die Berliner ist das Saisonfinale in einer Woche gegen die punktgleichen Brose Baskets Bamberg (je 54:10 Zähler) wichtiger im Kampf um Platz eins und den damit verbundenen Heimvorteil in allen K.o.-Runden.

Das bedeutete aber keineswegs, dass es die beiden Mannschaften gemächlich angingen ließen. Beide wollten ein Zeichen setzen im Hinblick auf die Playoffs, und das Zeichen nach dem 70:68 (31:38) des FC Bayern war: Man darf diese Münchner nicht zu früh abschreiben.

Die drei bisherigen Vergleiche in dieser Saison hatten ja allesamt die Berliner für sich entschieden: 76:68 im Champions Cup zwischen Pokalsieger und Meister; 83:80 im Liga-Hinspiel, zuletzt 74:69 im Pokal-Viertelfinale, jeweils in eigener Halle. Der FC Bayern demonstrierte aber nun, dass er nicht gewillt ist, seinen Titel kampflos herzugeben. Die Partie gegen Alba, die nach einem zwischenzeitlichen 13-Punkte-Rückstand (45:58/30. Minute) bereits verloren zu sein schien, wendeten die Münchner jedenfalls in den letzten 115 Sekunden, "dank unseres Willens", wie ihr Cheftrainer Svetislav Pesic fand.

Die Defensive, zuletzt Bayerns Schwachstelle, gab den Ausschlag

"Wir haben im letzten Viertel unakzeptable taktische Fehler gemacht", kritisierte Berlins Chefcoach Sasa Obradovic seine Akteure. Pesic, einst sein Mentor in Berlin, erklärte die Wende indes mit einer Umstellung in der Defensive: "Die hat Alba überrascht, dafür haben sie keine Lösung gefunden, und das hat sie nervös gemacht."

Die Defensive hatte an diesem Sonntag also den Ausschlag zugunsten der Münchner gegeben; bei den beiden jüngsten Auswärtsniederlagen in Frankfurt (73:76) und Bonn (84:88) war das noch die Schwach- stelle gewesen. Für gewöhnlich toleriert Chefcoach Pesic eine schludrige Abwehr nicht. Es war also anzunehmen, dass er gegen Alba besonderen Wert auf die Defensive legen würde.

Die Intensität in der Abwehr war freilich bei beiden Teams die gesamte Partie über hoch, dafür hatten beide Trainer gesorgt. Svetislav Pesic tigerte noch häufiger außerhalb seiner Coaching-Zone und innerhalb des Spielfeldes herum als üblich. Und Obradovic schaffte es sogar, die 6700 Zuschauer in der ausverkauften Münchner Arena zu übertönen, wenn er seine Akteure zurechtwies. Auf dem Parkett ging es entsprechend wild zu, spielerisch blieb die Begegnung den Erwartungen an ein Spitzenspiel viel schuldig. Dafür wurde in Korbnähe gerangelt und gedrängelt, geschoben und gezogen, gekämpft eben. Die beiden offensivstärksten Teams der Liga machten sich das Punkten extrem schwer.

Alba Berlin hatte am Freitag beim 92:71 gegen Absteiger Crailsheim den frisch zum MVP, zum wertvollsten Spieler der Liga, gekürten Jamel McLean noch geschont; am Sonntag war ihr bester Korb- jäger (14,4 Punkte im Durchschnitt) aber natürlich dabei. "So kurz vor den Playoffs, gegen einen solchen Gegner, spielt man mit allem, was man hat", erklärte Albas Sportdirektor Mithat Demirel.

Es war nur so, dass auch McLean seinem Team am Sonntag nicht entscheidend weiterhelfen konnte, als es in der Schlussphase darauf ankam. Die Münchner Defensive beschränkte ihn diesmal auf nur neun Punkte. Dafür drehte bei den Gastgebern Nihad Djedovic auf, der zehn seiner insgesamt 21 Punkte in den letzten zehn Minuten erzielte. Inklusive des Schlusspunkts zum 70:68, fünfzehn Sekunden vor dem Ende.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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