Elf des Bundesliga-Spieltags:Klopps Abfuhr an die Bayern

Abschiedsblumen vom Meister aus München? Bloß nicht, sagt Dortmunds Trainer. Bayern-Keeper Manuel Neuer erlebt einen "High-Noon-Moment" - und Freiburgs Christian Streich ist der ehrlichste Typ weit und breit.

Die Elf des Spieltags

Max Kruse

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(Foto: dpa)

Für den FC Bayern war dieser späte Treffer eigentlich nicht mehr nötig - die Münchner hätten auch ohne Max Kruses 1:0 in der 89. Minute gegen Wolfsburg den Titel gewonnen. Aber für die Gladbacher war er umso wertvoller. Im Sonntagsspiel war die Borussia ewig angerannt, allein Kruse hätte schon vorher zwei oder dreimal treffen können. Aber es war eben doch ein besonderer Abend: Über allem schwebte die Meister-Entscheidung. Als Kruse dann doch einen Volleschuss ins Netz setzte, herrschte sowohl in München große Freude, als auch am Niederrhein. Mit dem Sieg schoben sich die Gladbacher auf Platz drei der Tabelle. "Die Bayern haben es verdient, und wir heute auch", sagte Trainer Lucien Favre salomonisch - er hatte irgendwie Recht. (jbe)

Martin Harnik

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(Foto: dpa)

Der Martin Harnik aus der zweiten Halbzeit würde auch in der Kreisliga A Zugspitze nicht weiter auffallen. Wie der Feierabendkicker offenbarte auch der Berufskicker des VfB Stuttgart gegen den SC Freiburg (2:2) technische Mängel, als sei er erstmals mit einem Fußball in Berührung gekommen. Bei der zwischenzeitlichen 2:0-Führung war der österreichische Nationalspieler auf Roman Bürki zugelaufen, tippte den Ball im Sprint dann aber so grob an, dass das Spielgerät vor Schreck einige Meter davonrollte - die Chance zum 3:0 war vertan. Dabei gibt auch einen anderen Martin Harnik: den aus der ersten Halbzeit, der dem Ball in inniger Zuneigung verbunden war und diesen so eng an seinem Fuß führte, als sei er als sechster Zeh angewachsen. Er schoss ein Tor selbst und bereitete eines vor. Der Martin Harnik der ersten Halbzeit macht Dinge mit dem Ball, nach denen anschließend vermutlich sogar Lionel Messi im Internet googelt. Doch vor Spielbeginn weiß beim VfB Stuttgart niemand, welcher der beiden Martin Harniks auf dem Rasen steht. (schma)

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(Foto: dpa)

Blumen in München? Nein, wirklich nicht. Da war sich Jürgen Klopp sicher. Soweit käme es noch, dass er sich bei seinem vorerst letzten Auftritt in München von einem netten Blumengestrüpp einlullen ließe. "Es ist eine sehr nette Geste, aber wir sind am Dienstag auf Krawall gebürstet und wollen uns nicht mit Blumen weichkochen lassen", sagte Dortmunds scheidender Trainer in der ihm eigenen Originalität. "Wir sind nicht im Abschiedsmodus", pflichtete ihm Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei. Beide hinterließen verdutzte Bayern: Kommt ja nicht so oft vor, dass die Münchner den Dortmundern etwas Nettes tun wollen - und dann so eine Abfuhr erhalten. (ebc)

Christian Streich

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Christian Streich hat nach dem 2:2 in Stuttgart nicht verraten, wo er eine Auszeit von sich selbst verbringen möchte. "Ich muss mit mir in Klausur gehen", hatte der Trainer des SC Freiburg nur angekündigt. Der nahe Schauinsland böte sich dafür an - der Erzkasten, wie der 1284 Meter hohe Berg nahe Freiburg auch noch genannt wird, weil dort früher Silber abgebaut wurde. Oder fährt Streich doch an den Titisee nach Neustadt? Der Schwarzwald bietet ja reichlich Gelegenheiten, um zu sich finden zu können, Abstand zu gewinnen von dem ganzen Trubel da draußen. "Furchtbar" habe seine Mannschaft in der ersten Hälfte gespielt, sagte Streich, 0:2 lag sie zurück, um am Ende noch 2:2 zu spielen. Er sei der einzige Schuldige für den verheerenden Auftritt gewesen, bekannte Streich. Statt in Klausur zu gehen, sollte Streich lieber Vorträge halten, über Ehrlichkeit. Aufrichtiger und ungeschminkter tritt in der Bundesliga nämlich niemand auf. (schma)

Nils Petersen

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Es kommt nicht allzu oft vor, dass ein Freiburger zwei Treffer in einem Spiel erzielt - deshalb sei an dieser Stelle an den besonderen Auftritt des SC-Stürmers Nils Petersen erinnert. Der Mann, der im vergangenen Sommer aus Bremen gekommen war, mutierte beim 2:2 in Stuttgart zum großen Quälgeist für die Schwaben. Den Freiburgern war in der ersten Hälfte kaum etwas gelungen, doch nach der Pause lief es besser: Erst traf Petersen per Foulelfmeter, dann schaffte er in der 85. Minute sogar noch den Ausgleich. Ganz zufrieden war der Angreifer selbst nicht: "Ich weiß nicht, was man damit anfangen soll. Wir hätten noch einen größeren Schritt machen können." (jbe)

Pierre-Michel Lasogga

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(Foto: dpa)

Er hatte es schon einmal getan: Vergangene Saison, da bewahrte Pierre-Michel Lasogga den HSV mit seinen Toren fast im Alleingang vor dem Abstieg in die zweite Liga. Und jetzt, beim 3:2-Erfolg gegen den FC Augsburg, kam Lasogga mit seinen zwei Toren erneut wie gerufen. Denn der HSV steckt ja bekanntlich wieder im Abstiegskampf, war bis zum Erfolg gegen den FCA neunmal in Serie sieglos geblieben. Wobei Lasogga zuletzt genauso unglücklich agiert hatte wie sein Arbeitgeber. Bis zu seinem ersten Treffer gegen Augsburg hatte der 23-Jährige 882 Minuten keinen Ball mehr ins Tor gebracht - zuletzt war ihm das am 19. Oktober 2014 beim 1:1 gegen Hoffenheim gelungen. Trainer Bruno Labbadia hatte Lasogga in den vergangenen Tagen behutsam aufgebaut. "Mit Toren kann ich dem Trainer das Vertrauen wieder zurückzahlen", sagte Lassoga. Labbadia hätte sicher nichts dagegen, wenn sein Vertrauen in Lasogga dem HSV obendrein den Klassenerhalt sichert. (fie)

Mitchell Weiser

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wie schnell es im Fußballgeschäft manchmal geht, erlebte Mitchell Weiser beim 1:0 der Bayern gegen Hertha BSC. Vor einigen Wochen musste der Nachwuchsmann erfahren, dass die Münchner nicht mehr mit ihm planen - wohl auch, weil Pep Guardiola nicht zu seinen allergrößten Fans gehört. Doch an diesem Wochenende erspielte sich der 21-Jährige eine neue Chance auf weitere Ausbildungsmonate. Den Treffer von Bastian Schweinsteiger bereitet der Außenverteidiger mit einem Slalomlauf vor, der gleich vier Berlinern arge Knoten in den Beinen verursachte. Darf er jetzt also doch bleiben? "Die Antwort ist einfach. Wir sind in der Kaderplanung noch nicht in der Entscheidungsphase", sagte Sportvorstand Matthias Sammer. Man habe vereinsintern "gewisse Überlegungen", aber bei Weiser sei noch keine endgültige Entscheidung gefallen. "Sein Vertrag läuft aus. Auch er hat die Möglichkeit, sich umzusehen. Er weiß von mir, dass wir unsere Entscheidungen sehr spät treffen", erläuterte Sammer. Und Weiser selbst? Der war überglücklich und erklärte: "Das ist ein schönes Gefühl." (jbe)

Manuel Neuer

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(Foto: Michael Dalder/Reuters)

Für einen Torwart sind solche Spiele die Pest: Fast das ganze Spiel nichts zu tun, rumstehen, warten, mal ein Rückpässchen - und dann rennt plötzlich ein Stürmer alleine auf einen zu. Manuel Neuer erlebte einen solchen Moment gegen die Hertha, als wie aus dem Nichts der Berliner Nico Schulz in seine Richtung geschossen kam. Ein Pass von Herthas Japaner Haraguchi hatte die komplette Bayern-Defensive zersägt, also war Neuer im Eins-gegen-Eins gefragt. Schulz gegen Neuer, Neuer gegen Schulz. Es hatte was von "High Noon", denn in der Münchner Arena zuckten kurz einmal alle Anwesenden zusammen, für eine Hundertstelsekunde schien dieser Frühlingsabend eine kuriose Wendung zu nehmen. Dann riss Neuer den rechten Arm gegen den Schuss von Schulz in die Höhe und wehrte ab. "Ich hatte ziemlich gute Sicht, weil er alleine auf mich zukam", erklärte Neuer später grinsend. Wer den Nationaltorhüter kennt, der weiß: Ihm machen solche kritischen Momente überhaupt nichts aus. (jbe)

Sinan Kurt

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(Foto: AFP)

Nach 45 Minuten mäßiger Darbietung hatte Pep Guardiola genug - er wollte etwas ändern. Gianluca Gaudino hatte gegen die Hertha nicht schlecht gespielt, doch der Trainer nahm in trotzdem aus der Partie. Für ihn kam ein junger blonder Bubi, den mancher Besucher in der Münchner Arena wohl noch nie gesehen hatte. Seine Name: Sinan Kurt. Sein Alter: zarte 18 Jahre. Dieser Sinan Kurt legte dann gleich keck los, er zeigte ein paar mutige Dribblings über Rechts und demonstrierte in Ansätzen, warum die Bayern ihn ihm vergangenen Sommer mit einiger Vehemenz aus Gladbach an die Isar zitierten. Für ein Bundesligadebüt eines gerade mal Volljährigen war das alles recht ansehnlich, was Kurt vorführte. Viel hätte wohl nicht gefehlt und Guardiola hätte auch noch ein paar B-Jugendliche in die Manege geworfen. "Das war notwendig, dass der Trainer dem einen oder anderen Spieler eine Pause verschafft", bemerkte Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge. Also, merken bitte: Sinan Kurt, Dribbler, vielleicht das nächste große Ding. (jbe)

Fans von Hannover 96

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(Foto: Joern Pollex/Getty Images)

Etwas fehlte am Samstagnachmittag in der Hannoveraner Arena. Diesmal blieben sie aus, die ätzenden "Kind-muss-weg"-Rufe aus dem Ultra-Block. Im Trubel um den Trainerwechsel war fast ein wenig untergegangen, dass die treuesten Fans von Hannover 96 ihren Monate währenden Streit mit Präsident Martin Kind beigelegt hatten. Ein Dreivierteljahr waren sie der Arena aus Protest ferngeblieben, das alles war nun vergessen: Es lärmte aus der Nordkurve, zum ersten Mal in dieser Spielzeit. Vom Anpfiff weg strömte bekanntes Liedgut aus den Kurven, die übrigen Fans beklatschten erleichtert nicht nur die eigenen Spieler, sondern auch die Gesänge aus dem Ultrablock. Als Hannover schon nach 61 Sekunden in Rückstand geriet, war das Gebrüll anschließend umso lauter. "Die Zuschauer waren endlich wieder da. Das gibt uns Mut, das kitzelt einige Prozente heraus", sagte Edgar Prib. Das Spiel verlor Hannover trotzdem. Die Fans müssen also dringend weiterkitzeln. (ebc)

Jörg Schmadtke

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(Foto: dpa)

Das 1:1 des 1.FC Köln im rheinischen Derby gegen Bayer Leverkusen hatte nicht nur die Fans beschwingt. Auch Kölns Sport-Vorstand Jörg Schmadtke zeigte sich tags darauf in der Fernsehsendung "Doppelpass" von Optimismus erfüllt: "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir nächste Saison auch Bundesliga spielen, ist sehr hoch", verkündete er. Sorgen, dass ihm Spieler wie U21-Torwart Timo Horn davonlaufen könnten, habe er keine: "Ich habe nicht den Eindruck, dass das in absehbarer Zeit oder kurzfristig passiert." Für Horn liege kein Angebot vor. Und überhaupt, stellte der 51-Jährige klar, sei es "nicht gerade prickelnd zum Beispiel in Birmingham zu leben." Köln sei da schon etwas anderes, "wir haben ein Lebensgefühl", sagte Schmadtke: Bei anderen Vereinen "bist du froh, wenn du fließend Wasser hast". (fie)

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