Großbritannien:Reichster Brite ist ein russischstämmiger Amerikaner

Blavatnik Awards for Young Scientists

Leonard Blavatnik ist der reichste Bewohner Großbritanniens.

(Foto: Rick Maiman/Bloomberg)

Die Liste der wohlhabendsten Briten dominieren Zugereiste. Die Queen rutscht ab und ist zum ersten Mal nicht unter den reichsten 300 Bewohner der Insel.

Von Björn Finke, London

Der Reichste im ganzen Königreich trägt einen eher unenglischen Namen. Er wurde in Moskau geboren, wanderte mit seiner Familie aber früh aus der Sowjetunion ins gelobte Land Amerika aus. Nun führt jener US-Bürger, Leonard Blavatnik, die Rangliste der 1000 wohlhabendsten Einwohner Großbritanniens an. Sein Geld machte er mit russischen Rohstoff-Firmen. Die Queen hingegen rutschte ab in dieser Liste, welche die Zeitung Sunday Times jedes Jahr veröffentlicht - von Platz 285 im Vorjahr auf Rang 302. Es ist das erste Mal, dass es die Regentin nicht unter die vermögendsten 300 Bewohner ihrer Insel schafft: moderne Zeiten.

Die Liste berücksichtigt nicht nur britische Staatsbürger, sondern auch Ausländer mit Wohnsitz und geschäftlichen Verbindungen im Königreich. Tatsächlich finden sich in den Top 10 lediglich zwei Briten - die Aufstellung spiegelt so den großen Reiz wider, den London auf Reiche aus aller Welt ausübt. Die niedrigen Steuern für Ausländer, das vertrauenswürdige Justizsystem, gute Schulen und schicke Einkaufstempel, das Flughafen-Drehkreuz Heathrow: All das macht die Stadt an der Themse zum beliebten Zweit- oder Viertwohnsitz für Vermögende aus der Fremde.

In London leben mehr Milliardäre als in jeder anderen Stadt

In London leben nun 80 Milliardäre, mehr als in jeder anderen Stadt des Planeten, ermittelte die Sunday Times. Wobei sich dieses Ergebnis der patriotischen britischen Zeitung mit den Resultaten des US-Wirtschaftsmagazins Forbes beißt: Laut der Reichenliste von Forbes ist New York vorne, vor Moskau und Hongkong; London folgt mit 46 Milliardären auf Rang 4. Solche Differenzen dürften daran liegen, dass die Autoren Wohnsitze unterschiedlich zuweisen, Vermögen anders berechnen und verschiedene Währungen nutzen. Die Sunday Times schätzt für ihre Erhebung die Geldvermögen sowie den Wert von Schmuck- und Kunstsammlungen, Häusern und Firmenbeteiligungen.

Die Nummer eins, Blavatnik, kommt demzufolge auf 13,2 Milliarden Pfund Vermögen, umgerechnet 18 Milliarden Euro. Mit 13,0 Milliarden Pfund folgen die Brüder Sri und Gopi Hinduja, indische Industrielle aus London, die im Vorjahr den ersten Platz erobert hatten. Der Spitzenreiter des Jahres 2013, der russische Oligarch Alischer Usmanow, rangiert nun auf Platz 4. Der Milliardär hat fast 30 Prozent der Anteile am Fußballklub Arsenal London gekauft, doch sein Geld macht er mit Rohstoffen und Medien in Russland. Auf Platz drei liegt die Weston-Familie, der unter anderem die Billigkette Primark gehört. Die Geschäfte laufen gut; im Vorjahr fand sich der Klan nur auf dem elften Rang. Die Westons sind die reichsten Briten.

Neu auf der Liste: Amal Alamuddin und ihr Ehemann George Clooney

Dass Elizabeth Alexandra Mary Windsor, also die Queen, lediglich Rang 302 mit 470 Millionen Euro einnimmt, mag überraschen. Schließlich sollten die Kronjuwelen oder der Buckingham Palace einiges wert sein. Doch gehören die edlen Schmuckstücke, der Buckingham Palace oder Windsor Castle der Monarchin nicht persönlich, sondern nur in ihrer Eigenschaft als Staatsoberhaupt. Sollte sie irgendwann einmal nicht mehr herrschen, muss sie auf weniger exklusiven Schmuck umsteigen.

Immerhin besitzt sie auch manch Wertvolles selbst, etwa die zwei Schlösser Sandringham in der englischen Grafschaft Norfolk und Balmoral in Schottland. Ihr Vater hat sie ihr vererbt. Außerdem gehören Elizabeth II. weitere Immobilien sowie ein gut gefülltes Aktiendepot. Der Wert ihres Privatvermögens legte im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht zu. Weil aber andere Reiche noch größere Zuwächse verzeichneten, rutschte die Queen in der Tabelle ab.

Bekannteste neue Gesichter in der Liste der Top 1000 sind die Londoner Anwältin Amal Alamuddin und ihr neuer Ehemann, der Schauspieler George Clooney. Zusammen kommen die beiden auf fast 170 Millionen Euro. Klingt komfortabel, reicht jedoch nur für Platz 790.

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