Deutsche Bank:Meister des Redens

Schlechter Strategiewechsel - brillant inszeniert.

Von Harald Freiberger

Es mag ja handwerklich geschickt gewesen sein, wie die Deutsche Bank die Märkten auf den Verkauf der Postbank vorbereitet hat. Über Wochen redeten vorstandsnahe Kreise auf Analysten ein. Tenor: Die vor fünf Jahren übernommene Tochter hat ihre Ziele nie erreicht, deshalb muss sie weg.

Nebenbei baute die Bank ein noch schlimmeres Szenario auf: die komplette Trennung vom Geschäft mit Privatkunden, sodass das Haus nur noch als Investmentbank weiter existiert hätte. Am Ende sind dann alle froh, dass doch nur die Postbank abgestoßen wird. Auch die Politik, die jeden Schritt der Deutschen Bank immer kritisch beäugte, nimmt den Strategiewechsel ruhig hin. Aber in Wahrheit ist der Abschied von der Postbank eine Schwächung des traditionellen, wenig riskanten Bankgeschäfts und eine Stärkung des riskanten Investmentbankings - obwohl auch dort gespart wird. Die Investmentbanker um den Co-Chef der Bank, Anshu Jain, haben einen Sieg errungen.

Der Grund für den einstigen Kauf der Postbank ist auch heute noch gültig: Mit ihr war das Geschäftsmodell der Deutschen Bank besser ausbalanciert. Die Tochter ist lange nicht so schlecht, wie sie gemacht wurde. Das wird sich auch bald wieder zeigen - denn jetzt geht es darum, einen guten Verkaufspreis zu erzielen. Die Meister der Marktkommunikation werden es bestimmt auch noch schaffen, die Postbank wieder schönzureden.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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