Filmfestival:Ein Eklat, fünf Preisträger und 52 Filme

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Das Festival "Kino der Kunst" hatte auch bei der zweiten Ausgabe einiges zu bieten - und ist in München endgültig angekommen

Von Evelyn Vogel, München

Es war nicht sein neuer Film, der beim Festival Kino der Kunst für den Eklat sorgte. Es war Larry Clark selbst. Sein Auftritt - um genau zu sein: sein Abgang - am Freitagabend beim Artist Talk mit dem künstlerischen Leiter Heinz Peter Schwerfel bescherte dem Festival Gesprächsstoff für mehrere Stunden. Polternd und fluchend hatte er das Museum Brandhorst verlassen, nachdem Schwerfel gegen Ende des Gesprächs auf die Altersfreigabe "ab 18" zu sprechen gekommen war. Ob er nun "nur" genervt war oder doch, wie manch einer mutmaßte, Fragen zu Pornografie und Pädophilie fürchtete - er brach an diesem Punkt das Gespräch ab, rauschte von dannen und tauchte auch nicht wieder zur Deutschlandpremiere seines Films "The Smell of Us" gut zwei Stunden später im Festivalkino der HFF auf.

Ansonsten standen aber die 52 Filme von bildenden Künstlern aus 21 Ländern im Mittelpunkt von Kino der Kunst, das auch bei der zweiten Ausgabe vom Publikum begeistert angenommen wurde. Unter dem Stichwort "Science & Fiction" beschäftigten sie sich mit Erzählstrategien. Schwerfel war nach der Ausschreibung im Internet von einem Shitstorm überzogen worden, weil er weder experimentelle Filme noch Dokumentarfilme zugelassen hatte. Die Ausgrenzung der Genres, so muss man sagen, war auch nicht immer einfach nachzuvollziehen. Das Spektrum reichte von einem sehr linear erzählten Film wie "Jutta" von Sven Johne über ein hoch komplexes Werk wie "Vengeance 1-7" von Karen Cytter bis hin zu dem Filmchen "MY BBY 8L3W" des Künstlerkollektivs Neozoon, das "found footage"-Material zu einer Split-Screen-Collage kombinierte - allerdings mit überraschenden Erkenntnissen zu sexuellen Vorlieben.

In Sachen Liebe und Sexualität war eh einiges geboten. Da war nicht nur der sehr intensive und mitunter auch sehr berührende Film von Larry Clark, bei dem man sich fragte, wer mehr auf der Seite der Verlierer steht: die Alten, die sich Liebe erkaufen, oder die hypersexualisierten Jungen, die kaum noch erkennen, dass Liebe mehr als Ware ist. Auch Omar Fasts neues Werk "Everything that rises must converge", das sich der Pornoindustrie widmet, muss hier erwähnt werden.

Mit ganz anderen Themen beschäftigten sich die zum Abschluss des Festivals zurecht preisgekrönten Filme. Die Hauptpreise (jeweils 10 000 Euro von der Kunststiftung Ingvild und Stephan Goetz sowie BMW) gingen an "Untitled (Human Mask)" von Pierre Huyghe, einen wunderbar poetischer, anrührender Film über das menschenleere Fukushima nach der Katastrophe. Preiswürdig auch das bereits mehrfach ausgezeichnete Werk "Butter Lamp" von Hu Wei über tibetanische Nomaden. Den Preis für das filmische Gesamtwerk (10 000 Euro, gestiftet von Louis Vuitton) erhielt Cory Arcangel. Der Publikumspreis (5000 Euro von der Biehler von Dorrer Stiftung) ging an Phil Collins' Glasgow-Hommage "Tomorrow Is Always Too Long". Und einen mit 10 000 Euro dotierter Projektpreis von Arri für die Postproduktion erhielt Jacob Dwyer.

Highlights aus dem Festivalprogramm von Kino der Kunst : 15. - 17. Mai, Neues Museum Nürnberg

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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