Proteste nach dem Tod Freddie Grays:Ausschreitungen erschüttern Baltimore

Proteste nach dem Tod Freddie Grays: Eskalation in Baltimore: Brennende Polizeiautos, Plünderungen, Randalierer auf den Straßen werfen Steine und Flaschen

Eskalation in Baltimore: Brennende Polizeiautos, Plünderungen, Randalierer auf den Straßen werfen Steine und Flaschen

(Foto: AP)
  • Nach der Trauerfeier für den getöteten Afroamerikaner Freddie Gray demonstrieren Hunderte friedlich gegen Polizeigewalt in Baltimore - danach kommt es jedoch zu Ausschreitungen.
  • Mehrere Polizisten werden schwer verletzt, Läden geplündert.
  • Der Gouverneur von Maryland verhängt den Ausnahmezustand, die Stadt Baltimore erlässt eine nächtliche Ausgangssperre.

Heftige Ausschreitungen in Baltimore

In der US-Ostküstenstadt Baltimore ist es zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Nach der Trauerfeier für den vermutlich durch Polizeigewalt ums Leben gekommenen Afroamerikaner Freddie Gray fanden zunächst friedliche Märsche gegen Polizeigewalt statt; gegen Abend eskalierte die Situation in der Umgebung eines nahegelegenen Einkaufszentrums. Jugendliche bewarfen Polizisten in Schutzanzügen mit Steinen und Flaschen, die Beamten reagierten mit dem Einsatz von Tränengas und Pfefferspraygeschossen.

Sieben Polizisten wurden verletzt, einer von ihnen sei nicht bei Bewusstsein, hieß es zunächst. Später hieß es, mindestens 15 Sicherheitskräfte seien nach offiziellen Angaben zufolge verletzt worden. Die Polizei nahm 27 Randalierer fest. Informationen zu Verletzten unter den Demonstranten liegen noch nicht vor.

Plünderungen und brennende Polizeiautos

Randalierende Gruppen demolierten mehrere Polizeiautos und setzten sie in Brand. Eine Drogerie und mehrere kleine Läden wurden geplündert.

Schulen und Bahnhöfe in der 600 000-Einwohner-Stadt wurden als Reaktion geschlossen, das Baseballspiel der Baltimore Orioles wurde abgesagt. Aktivisten dementieren die Darstellung der Polizei, wonach die Gangs Black Guerrilla Family, Cribs und Bloods eine gemeinsame Aktion geplant hätten, um Polizisten anzugreifen.

Gouverneur verhängt Ausnahmezustand

Der Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, hat auf Bitte der Stadt Baltimore den Ausnahmezustand über den Bundesstaat verhängt. "Die heutigen Plünderungen und Gewalttaten in Baltimore werden nicht toleriert", sagte Hogan. Der Gouverneur versetzte zudem die Nationalgarde in Alarmzustand. Bereits in der Nacht zum Sonntag war es in Baltimore zu Demonstrationen mit mehreren verletzten Polizisten gekommen.

Von Dienstag an gilt nun für eine Woche von 22 Uhr abends bis 5 Uhr morgens eine nächtliche Ausgangssperre, erklärte Bürgermeisterin Stephanie Rawlings-Blake. Bis zu 5000 Nationalgardisten sollten ebenfalls möglichst rasch einschreiten.

Der Tod von Freddie Gray

Der 25-jährige Freddy Gray war am vorletzten Sonntag, eine Woche nach seiner Festnahme wegen des Besitzes eines Springmessers, an Rückenmarksverletzungen gestorben. Möglicherweise wurde der Afroamerikaner von Polizisten misshandelt; auf einem Smartphone-Video von Zeugen ist zu sehen, wie die Beamten Gray auf einem Gehweg festhalten, bevor sie den vor Schmerz schreienden jungen Mann zu einem Polizeibus schleifen. Etwa eine Stunde später wurde er in ein Krankenhaus eingeliefert, wo er ins Koma fiel.

Die Polizei hat am vergangenen Freitag eingeräumt, dass Gray sofort nach seiner Festnahme ärztliche Hilfe gebraucht hätte. Sechs Beamte wurden inzwischen vom Dienst suspendiert. Das Justizministerium leitete Ermittlungen wegen einer möglichen Verletzung der Bürgerrechte ein.

Kritik auf der Trauerfeier

Zu der Trauerfeier am Montagnachmittag für Gray waren etwa 3000 Menschen gekommen, darunter Regierungsvertreter und Bürgerrechtsaktivisten. "Wir sind hier wegen Freddie Gray, aber wir sind auch hier, weil es viele Freddie Grays gibt", sagte der Anwalt der Familie, William Murphy. Murphy prangerte eine "Aushöhlung der Justiz" an und forderte eine Reform des Polizeiwesens. Pastor Jamal Bryant beklagte das Schubladendenken, demzufolge junge Afroamerikaner nur "Gangster und Rapper und Sportler" seien. Der afroamerikanische Bürgerrechtsaktivist Jesse Jackson sprach auf einer Pressekonferenz vor der Trauerfeier von einer "Epidemie der Morde" in den USA.

Tweets aus Baltimore (via @mattdpearce)

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