Online-Offensive:Emil für dich

Online-Offensive: Seit Montag für die Leser der B.Z. in Berlin und Umgebung unterwegs: der animierte Reporter Emil.

Seit Montag für die Leser der B.Z. in Berlin und Umgebung unterwegs: der animierte Reporter Emil.

(Foto: B.Z.)

Verstärkung für Springers "B.Z.": Ein animierter Bär wird Reporter. Gesprochen wird dieser Emil von wechselnden Mitarbeitern des Springer-Boulevardblatts. Er berichtet vom Stau in Tegel und Baumpflanzungen.

Von David Denk

Oliver Ohmann ist nicht zu beneiden. Sein Arbeitgeber zwingt ihn, mit einem Bären zu sprechen, und stellt das dann auch noch ins Internet. Ein bei Youtube abrufbarer Clip endet mit einem herzerweichenden Blick Ohmanns in die Kamera, der nur als stummer Hilfeschrei zu werten ist.

Ohmann ist Reporter bei Springers Boulevardzeitung B.Z., und Emil sein neuer Kollege, ein lieblos oder vielleicht einfach günstig animierter Bär, der mit seinen Berliner Mitbürgern die Vorliebe für den Trainingsanzug als Universaloutfit teilt. Wechselnde B.Z.-Mitarbeiter leihen Emil ihre in den Clips verzerrten Stimmen, die über seine Stimmung entscheiden - mal hyperaktiv, mal deprimiert, mal treudoof. Emil ist in seiner Darstellung von Gefühlsregungen in etwa so nuanciert wie Til Schweiger.

Weil der Bär der Neue ist in der Redaktion, wird er zu Terminen geschickt, die sonst wohl niemand übernehmen möchte. Zum Beispiel berichtet er über Stau in Tegel und drei neue Bäume an der Wilmersdorfer Straße. "Nachgefragt: Es sind Hainbuchen." Aber Emil kann nicht nur recherchieren, er ist auch Kolumnist: "Manchmal stelle ich mir die Frage: Hat unser Berlin sein Herz verloren?" War unser Emil etwa auf der hauseigenen Journalistenschule?

Springer versteht sich als digital fortschrittliches Medienhaus. Mit Emil versucht man nun, auch der bodenständigen B.Z. Online-Credibility zu verschaffen. Entwickelt vom Start-up Zoobe, sollen die Clips über soziale Netzwerke geteilt werden. 939 Youtube-Aufrufe hatte der Favorit am Dienstagnachmittag. Der Bär ist da also nicht gerade los.

Kann es sein, dass die B.Z.-Redaktion ihre Leser unterschätzt hat? Das wäre mal eine Neuigkeit.

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