Aßling:Surfen auf dem Land

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Bürgermeister Hans Fent (parteilos) freut sich über eine "Punktlandung" bei der Kalkulation. (Foto: Christian Endt)

Aßling investiert in schnelles Internet für seine Dörfer

Von Carolin Fries, Aßling

Die Gemeinde Aßling will im kommenden Jahr sämtliche Ortsteile und Weiler mit einem Glasfaseranschluss für schnelles Internet versorgen. Im Rahmen des Förderprogramms zum Breitbandausbau muss die hoch verschuldete Kommune dafür lediglich etwa 220 000 Euro zahlen. Bürgermeister Hans Fent (parteifrei) sprach angesichts dieser Kalkulation von einer "Punktlandung". Denn die unterirdische Verlegung eines Glasfasernetzes bis zu jeder Haustür kostet den Betreiber wohl rund 1,25 Millionen Euro - doch verdienen wird er damit vermutlich nur auf lange Sicht.

Das Problem sind die langen Wege in die Dörfer und Weiler. Insgesamt müssen für die etwa 461 momentan unterversorgten Haushalte in Niclasreuth, Ast oder Dorfen 27 500 Kilometer Glasfaser über öffentlichen Grund verlegt werden. Versenkt man das Kabel in der Erde, kostet der Kilometer etwa 45 000 Euro - hängt man es an einen Telefonmast, ist es etwa ein Drittel. Welche Methode der künftige Anbieter wählen wird, ist unklar. Wichtig war für den Aßlinger Gemeinderat am Dienstagabend nur, dass nun endlich auch die kleinen Dörfer versorgt werden. Denn im Kern der Gemeinde ist die Versorgung der etwa 1200 Haushalte bereits durch die Telekom und Kabel Deutschland gegeben, beziehungsweise soll bis 2017 weiter ausgebaut werden.

Mindestens hundert Megabits pro Sekunde wird die Gemeinde als Versorgungsleistung nun auch für die abgelegenen Haushalte ausschreiben, um einen erneuten Ausbau in absehbarer Zeit auszuschließen. Das Netz wird dann bis zu den Grundstücksgrenzen der Eigentümer reichen, die für einen Anschluss selbst zahlen müssen. Ingenieur Josef Ledermann, der die Detailplanung für die Gemeinde angefertigt hat, sprach von 500 bis 1000 Euro. "Eine Anschlusspflicht besteht nicht", betonte er. Die Gemeinde schaffe lediglich die Möglichkeit. Freilich wird der Anbieter ein großes Interesse haben, möglichst viele Verträge abzuschließen, zumal die Betriebskosten für das Netz sehr hoch sind und die zu erwartenden Erträge aufgrund der wenigen möglichen Anschließer eher gering. Nach einer Rechnung von Ledermann wären bei einer Anschlussquote von 60 Prozent nach sieben Jahren lediglich knapp 15 000 Euro verdient. Eine Zahl, die auch für die Gemeinde interessant ist. Denn die Differenz der geleisteten Investition des Anbieters (1,25 Millionen Euro) und des wirtschaftlichen Erlöses in den ersten sieben Jahren hat die Gemeinde zu tragen - beziehungsweise der Freistaat, der 80 Prozent, maximal aber 880 000 Euro, übernimmt. Für die Gemeinde wären das nach der "doch sehr konservativen Berechnung", wie Fent sagte, die besagten 220 000 Euro. Um eine Überschreitung auszuschließen, schlug Ledermann eine Deckelung in der Ausschreibung vor, wonach der Anbieter maximal 880 000 Euro vom Freistaat und 220 000 Euro von der Kommune bekommt. Damit wird die Ausschreibung vor allem für die Telekom interessant, die die Dörfer bereits mit einem Telefonanschluss versorgt. Sie kann Kosten sparen kann, indem sie die langen Leitungen nicht vergräbt, sondern über die bereits bestehenden Masten geht.

Über zwei bis drei Jahre wird sich die Maßnahme hinziehen, frühestens im Sommer 2016 soll es losgehen. Gemeinderat Sebastian Brilmayer (CSU) regte an, zur Kostenreduzierung in der Ausschreibung auf geplante Straßenbaumaßnahmen hinzuweisen.

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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