Japan und die USA:Reue in Formeln

Der japanische Premier Shinzo Abe bedauert die Taten seines Landes im Zweiten Weltkrieg an der US-Bevölkerung. Eine ausdrückliche Entschuldigung vermeidet er in seiner historischen Rede vor dem US-Kongress jedoch.

Von Nicolas Richter, Washington

Japans Premierminister hat die Taten seines Landes im Zweiten Weltkrieg und die Opfer bedauert, welche die USA hinnehmen mussten. Er habe bei seinem Besuch am Mahnmal für den Zweiten Weltkrieg in Washington "tiefe Reue" empfunden, erklärte Shinzo Abe vor dem US-Kongress. Er habe an die gefallenen US-Soldaten gedacht, an deren "verlorene Träume und verlorene Zukunft". Im Namen des japanischen Volkes sprach Abe sein "tief empfundenes Beileid" aus für alle Amerikaner, die ihr Leben im Krieg verloren hätten. Allerdings vermied er es, sich ausdrücklich zu entschuldigen. Seine Worte spiegelten den Entschuldigungs-Kanon wider, den japanische Regierungen seit Jahren wählen.

Abe ist der erste japanische Premier, der vor beiden Kammern des US-Parlaments sprechen durfte. "Die Geschichte ist brutal", sagte Abe, "was geschehen ist, kann man nicht rückgängig machen". Die Aggression Japans habe nicht nur die USA getroffen. "Unsere Taten haben Leid über die Völker in Asien gebracht", sagte er, "darüber können wir nicht hinwegsehen". Er empfinde auch deswegen tiefe Reue. Allerdings erwähnte er nicht ausdrücklich die "Trostfrauen", die damals in Asien für japanische Soldaten zwangsprostituiert wurden. Manche Beobachter hatten hier besondere Worte erwartet. Andere waren enttäuscht, weil Abe nicht Pearl Harbor besucht hat. Japan hatte den Militärhafen auf Hawaii 1941 angegriffen.

Abe würdigte stattdessen die Freundschaft, die Japan heute mit den USA verbinde. Die früheren Feinde seien jetzt "im Geiste verbunden". Besonders würdigte Abe die Bemühungen beider Länder um das Freihandelsabkommen TPP, das die Pazifik-Anrainer verbinden soll. Abe stellte dies als notwendiges Gegengewicht gegen China dar.

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