Portrait:Zielstrebige Fee

Die Singer-Songwriterin Cataleya Fay liebt fließende Stücke und erfüllt sich erfolgreich eigene Wünsche. In ihrer Wahlheimat am Kochelsee ist ihr zweites Album entstanden - "Journey"

Von Petra Schneider, Kochel am See

Man kann mit Cataleya Fay wunderbar am Kochelsee sitzen, zuhören wie der Wind einen Fahnenmast in Schwingung versetzt und über ihre Musik reden. Eigentlich wollte sie das Interview in einem Ruderboot direkt auf dem See führen. Aber der Bootsverleiher ist noch nicht da und das Ufer menschenleer an diesem frühen Morgen. Die 37-Jährige, die vor knapp einem Jahr nach Kochel gezogen ist, mag diese Ruhe. Auch in ihrer Musik ist sie zu spüren: ruhig fließende Stücke, luftig und manchmal melancholisch, ein bisschen Folk, ein bisschen Soul. Songs, die an Katie Melua erinnern oder an Tracy Chapman.

2012 veröffentlichte Cataleya ihr Debütalbum "Trace", seit 1. Mai dieses Jahres gibt es das neue Album "Journey". Die Resonanz ist beachtlich: Konzerte in München, Hamburg, Graz und Perugia, Engagements als Sängerin bei diversen Projekten und Werbesongs. "Welcome to this World" aus dem Debütalbum wurde als Titelsong für den Kinotrailer des alternativen Cosmic Cine Filmfestivals ausgewählt, "Gone Beyond" als Abspannsong für den Dokumentarspielfilm "Spirit Berlin". Das neue Album sei aufwendiger produziert als der Vorgänger, erzählt sie. "In einem richtig fetten Studio", mit Gastmusikern, Elektronik und Weltmusikinstrumenten wie Sitar und Bansuri-Flöte.

Cataleya Fay

Cataleya Fay hat ihren Namen geändert, sich ein Klavier gekauft und ihren Beruf an den Nagel gehängt, um nur noch Musik zu machen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Alle Songs stammen aus der Feder von Cataleya, einige klingen wie Filmmusik. Etwa "Unity", ein "musikalisches Gedicht", dem ein Bild zugrunde liege: "Stell dir vor, du breitest die Arme aus und fliegst von einem Berggipfel mit Riesengeschwindigkeit über eine Wasserfläche".

Cataleya ist in einem Dorf in der Nähe von Wiener Neustadt aufgewachsen, hat in Wien gewohnt und ist nach Kochel gezogen, weil ihr Lebensgefährte in Penzberg arbeitet. Wenn sie spricht, scheint der österreichische Akzent durch, den sie nicht mag. Die Sprache ihrer Lieder ist, mit einer Ausnahme, Englisch, weil das grenzüberschreitenden zu verstehen und leichter zu singen sei. In den Texten geht es um Integrität, um Mut, darüber, sein Ding im Leben zu machen. Viel spricht sie über Klang und Schwingungen - machtvolle Faktoren, die die Stimmung beeinflussten. Deshalb hat sie auch ihren Namen ändern lassen: Cataleya Fay, das klingt nach Fee und Fairy Tail, melodiös und märchenhaft. Ein Name, der zu ihrem Selbstbild passt.

In ihrer Musik macht sie sich auf die Suche nach Melodien, die eine Ahnung vom großen Ganzen geben. Es geht um Spiritualität und Achtsamkeit, darum, wie Menschen mit sich selbst, mit anderen und mit der Welt umgehen. Auf keinen Fall um "süßliche Esoterik", das ist ihr sehr wichtig.

Eine empfindsame Seele steckt in dieser zierlichen Person mit den dichten, rotblonden Haaren. Und Mut: Vor drei Jahren hat sie ihren Beruf als Tanzpädagogin aufgegeben, die Stelle an der Sportuniversität in Wien als Lehrbeauftragte für Yoga, Pilates und Tanztraining, um sich ganz auf die Musik zu konzentrieren. Klavier, Gitarre und Harmonium hat sie sich selbst beigebracht. Als sie nach Wien zog, habe sie sich als erstes einen Kindheitstraum erfüllt: Ein Klavier - ohne es spielen zu können. Fünf Klavierlehrer habe sie ausprobiert "aber das war so fad und die Musiktheorie zu abstrakt".

Cataleya Fay

"Stell dir vor, du breitest die Arme aus und du fliegst von einem Berggipfel mit Riesengeschwindigkeit über eine Wasserfläche."

Die Melodien im Kopf hervorzuholen und zu spielen - das wollte sie. Der Klang, den jeder Mensch in sich trage, die Stimme als Spiegel der Seele: Diese systemischen Zusammenhänge interessieren sie. Nie klinge ein Lied gleich. "Es kommt immer darauf an, wo man gerade steht." Musikalisch hat sie viel ausprobiert und in diversen Bands gespielt: In einer westafrikanischen Percussionsband, in Rock-, Pop- und Elektroformationen, in einem Gospelchor. Zuhause fühlt sie sich in der Tradition der Singer-Songwriter, weil sie sich so am besten ausdrücken kann. "Ich möchte, dass sich die Leute bei meiner Musik entspannen und gefühlsmäßig mit mehr aus einem Konzert gehen, als sie gekommen sind."

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