Krieg in Syrien:Syrische Rebellen werfen Assad-Regime Einsatz von Chlorgas vor

  • Rebellen werfen dem Assad-Regime erneut den Einsatz von Giftgas vor. Dabei soll ein Baby ums Leben gekommen sein. Dutzende Menschen seien verletzt worden.
  • Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London meldet, dass bei einem Bombardement der Anti-IS-Allianz in Syrien etliche Zivilisten getötet worden seien.

Erneuter Einsatz von Chlorgas

Syrische Aktivisten haben den Regierungstruppen vorgeworfen, zwei Dörfer im Nordwesten des Landes mit Chlorgas angegriffen und dabei mindestens 40 Zivilisten verletzt zu haben.

Die Dörfer Saraqib und Nairab in der zum großen Teil von Rebellen kontrollierten Provinz Idlib seien mit Fassbomben angegriffen worden, aus denen auch Gas ausgetreten sei, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Ärzte seien anhand der Symptome zu dem Schluss gekommen, dass es sich vermutlich um Chlorgas gehandelt habe.

Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle stützt sich auf ein dichtes Netz von Informanten in Syrien. Ihre Angaben können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden. Aktivisten veröffentlichten jedoch auch mehrere Videos, die unter anderem verstörte Kinder und Babys zeigen, die von freiwilligen Helfern gewaschen werden. Einige von ihnen husten, andere tragen Gesichtsmasken. Der Akitivist Ibrahim al-Idlibi erklärte, allein in Saraqib hätten 75 Menschen Erstickungssymptome gezeigt.

In Nairab wurde nach Angaben der Beobachtungsstelle auch ein Baby getötet. Es war jedoch unklar, ob es durch den Bombenangriff oder Chlorgas getötet wurde. Die Opposition hat den Regierungstruppen bereits wiederholt Angriffe mit Chlorgas vorgeworfen.

Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte kürzlich von sechs Chlorgas-Angriffen in Idlib zwischen Mitte und Ende März berichtet. Im Dorf Sarmin waren damals sechs Menschen getötet worden. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte im April den Einsatz von Chlorgas und drohte mit Konsequenzen, sollte dies erneut geschehen. Das giftige Gas wird in der Industrieproduktion verwendet und gilt nicht formell als Giftgas, kann jedoch als Kampfmittel eingesetzt werden.

Aktivisten melden 52 getötete Zivilisten bei US-Schlag

Bei Luftangriffen der US-geführten Militärallianz auf ein Dorf im Norden Syriens sind nach Angaben von Aktivisten mehr als 50 Zivilisten getötet worden. Die gegen die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) kämpfende Koalition habe die Ortschaft Birmahle beschossen und 52 Zivilisten getötet, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.

Unter den Opern der Luftangriffe der Militärallianz in der Provinz Aleppo vom Freditagmorgen seien auch sieben Kinder, aber "nicht ein einziger IS-Kämpfer", erklärte die Beobachtungsstelle. Mindestens 13 Menschen würden in Birmahle nahe der lange umkämpften Stadt Kobanê an der Grenze zur Türkei noch vermisst und unter Trümmern vermutet.

Der Chef der Beobachtungsstelle, Abdel Rahman, sagte, es habe zwar in der Nähe des Dorfs Kämpfe zwischen syrischen Rebellen und kurdischen Einheiten gegeben. In dem Ort selbst hätten sich aber "ausschließlich Zivilisten" aufgehalten. Bei Angriffen auf nahe gelegene Ziele wurden demnach sieben Dschihadisten getötet.

Die Koalition hatte am Freitag mitgeteilt, sie habe nahe Kobane sechs Angriffe auf IS-Stellungen geflogen. Der Pentagon-Sprecher Patrick Ryder sagte, die US-Armee habe "keine Informationen" über den Tod von Zivilisten. Er versprach aber, den Vorwürfen nachzugehen. Vor jedem Einsatz würden "alle Vorsichtsmaßnahmen" getroffen, um den Tod von Zivilisten zu vermeiden, versicherte er.

Die Beobachtungsstelle mit Sitz in London wertet Berichte von Aktivisten in ganz Syrien aus und liefert seit Ausbruch des dortigen Bürgerkriegs in der Regel zuverlässige Informationen.

Schlüsselstadt Kobanê

Die Stadt Kobanê liegt in Nordysrien an der Grenze zur Türkei. Im vergangenen Sommer war sie monatelang umkämpft worden, bis sie von kurdischen Milizen mit US-Luftunterstützung von der IS-Herrschaft befreit wurde.

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