Aufstellung beim FC Bayern:Rotation ist Pflicht

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Rico Strieder (re.): Erlebt eher selten Zweikämpfe mit Karim Bellarabi (Foto: dpa)

Im Saisonfinale tauchen plötzlich Viertliga-Spieler im Team von Pep Guardiola auf. Verzerrt der FC Bayern damit den Wettbewerb in der Bundesliga?

Kommentar von Christof Kneer

Der VfB Stuttgart: Hat in dieser Saison zweimal gegen den FC Bayern verloren, beide Male mit 0:2. Hannover: Hat in der Hinrunde ein 0:4 gegen Bayern kassiert und in der Rückrunde immerhin ein 1:3 hinbekommen, das aber auch keine Punkte brachte. Paderborn: Hat es in den Spielen gegen Bayern auf ein beachtliches Torverhältnis von 0:10 gebracht. Der HSV hat für eine ähnliche Bilanz nur ein Spiel gebraucht: Er verlor in München 0:8. Eines aber unterscheidet den HSV von der Kellerkonkurrenz: Zu Hause hat er einen Punkt gegen Bayern geholt, 0:0 endete das Debüt eines Trainers namens Zinnbauer, den man fast schon wieder vergessen hat.

Was Zinnbauer besser gemacht hat als die Trainerkollegen im Abstiegskampf? Dies: Er hat damals einen FC Bayern erwischt, der gerade von einem anstrengenden Champions-League-Spiel gegen Manchester City angereist kam und ein paar Spieler schonte.

Bayern-Niederlage gegen Leverkusen
:Vorbei ist es trotz Zahnfleisch-Elf noch lange nicht

Pep Guardiola erklärt die Bundesliga vorzeitig für beendet. Diesmal ist das keine Überheblichkeit, sondern Überlebensstrategie. Dem Bayern-Trainer bleibt keine andere Wahl, um das Champions-League-Halbfinale gegen Barcelona vielleicht doch zu überstehen.

Ein Kommentar von Claudio Catuogno

Stuttgart, Hannover, Paderborn und der HSV finden genügend Gründe, um sich Sorgen zu machen, aber nach dem aktuellen Wochenende fürchten sie nun auch noch dieses Szenario: dass die Bayern am 33. Spieltag in Freiburg wieder Rico Strieder und Lukas Görtler aufstellen oder ein paar andere Spieler, die unbekannter sind als der Trainer Zinnbauer. Die Bayern werden in Freiburg das Rückspiel gegen Barcelona im Gepäck haben, sie werden randvoll sein mit Frust oder Ekstase, aber ansonsten völlig leer. Wieso sollte da Müller spielen oder Boateng?

Ärztlich attestierte Not

Es könnte die Leitfrage der nächsten Wochen werden: Verzerren die Bayern den Wettbewerb, wenn sie auf den letzten Saisonmetern mit Spielern spielen, deren natürliche Heimat die Viertliga-Sportplätze in Heimstetten oder Buchbach sind? Dürfen die Bayern das?

Die Antwort ist komplizierter als die Frage. Bayern-Trainer zu sein, ist zurzeit eine Gratwanderung, unabhängig davon, dass Pep Guardiola schon in sich eine Gratwanderung ist. Guardiola muss mit wenigen Spielern mehr Spiele bestreiten, als für diese Spieler gesund ist - zurzeit sind seine Rotationen keine Kür, sondern eher Pflicht. Was die Moral anbelangt, ist das der entscheidende Unterschied: Ob ein Trainer seine Elf ohne Not bis zur Unkenntlichkeit entstellt oder, wie Guardiola jetzt, unter dem Diktat ärztlich attestierter Not - in diesem Fall muss es das Recht des Trainers sein, erst an den eigenen Arbeitgeber zu denken.

Elf des Spieltags
:Listig wie niemand zuvor

Hakan Çalhanoğlu gelingt das erste direkte Freistoßtor gegen Bayern-Torwart Manuel Neuer. Sebastian Kehl wirft Pep Guardiola das weiße Handtuch zu. Und in Wolfsburg fällt das mutigste Tor des Abstiegskampfes. Die Elf des Bundesliga-Spieltags.

Guardiola muss zurzeit zwei oder drei Spiele in einem coachen. Im Pokal gegen Dortmund wollte er Robben etwas Auslauf für Barcelona geben, er hat ihn (zu) früh gebracht und für den Rest der Saison verloren. Wer Bayern wegen der Rotation anklagen will, kann sich ein Urteil sparen: Sie haben sich selbst bestraft.

© SZ vom 04.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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