Linke-Politiker Hahn:Händchen für heikle Schriftstücke

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Oberster Geheimdienstkontrolleur im Bundestag, von der Linken entsandt: André Hahn. (Foto: dpa)
  • Erst seit 2013 sitzt André Hahn für die Linke im Bundestag, doch davor war er 19 Jahre im sächsischen Landesparlament - und arbeitete dort fleißig in Untersuchungsausschüssen.
  • Nun ist er Vorsitzender des Bundestagsgremiums zur Kontrolle der Geheimdienste, vor dem am Mittwoch Bundesinnenminister de Maizière aussagen wird.
  • Auch die beiden kennen sich - de Maizière war lange CDU-Minister in Sachsen.

Von Jens Schneider

Er stand immer vorne, auf dem Fußballplatz, wenn der FC Landtag in Sachsen spielte. André Hahn, ein Mann von untersetzter Statur, erzielte als Kapitän der Fußballmannschaft der Abgeordneten im Landtag zu Dresden 116 Tore. Bei seinem Abschied vor knapp zwei Jahren wurde viel davon gesprochen. Das fällt manchen im Parlament an der Elbe als Erstes ein, wenn es um den Politiker von der Linkspartei geht, der jetzt eine wichtige Rolle bei den Aufklärungsversuchen in der Affäre um den BND spielen wird.

Der 52-Jährige ist Vorsitzender des Bundestagsgremiums zur Kontrolle der Geheimdienste, vor dem am Mittwoch Bundesinnenminister Thomas de Maizière aussagen wird.

Nächtelanges Aktenstudium

Es gibt bei der Linken wohl keinen anderen Politiker, der so viel Erfahrung mit solchen Befragungen hat. 19 Jahre gehörte Hahn dem sächsischen Landtag an, bevor er 2013 in den Bundestag wechselte. In diesen Jahren setzte er den Regierenden von der CDU in Sachsen, vor allem Kurt Biedenkopf und Georg Milbradt, in Untersuchungsausschüssen zu mehreren Affären mit unzähligen Fragen zu. Ausdauernd, zuweilen ermüdend nervte er sie mit dem, was er zuvor in oft nächtelangem Aktenstudium entdeckt hatte.

Hahn war zudem der erste Politiker, den die damalige PDS in eine Parlamentarische Kontrollkommission entsenden durfte. Die CDU-geführte sächsische Regierung wollte der SED-Nachfolgepartei den Zugang verwehren. Die PDS erstritt sich 1996 die Teilnahme vor dem Verfassungsgericht. Hahn blieb jahrelang, bis zu seinem Abschied aus dem Landtag.

Der gebürtige Berliner hat an der Humboldt-Universität Deutsch und Geschichte auf Lehramt studiert. 1994 promovierte er als Politikwissenschaftler über "Die politische Kultur im letzten Jahr der DDR". 1985 war Hahn in die SED eingetreten und zum Ende der DDR am "Runden Tisch" beteiligt. Im Landtag galt der leidenschaftliche Angler lange als beharrlicher Arbeiter in der zweiten Reihe, zwölf Jahre war er Parlamentarischer Geschäftsführer.

De Maizière war lange Minister in Sachsen

Als er auf die Position des Fraktionschefs vorrückte, stieß Hahn an seine Grenzen. 2009 bot er sich dem Wähler ausdrücklich als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten an - obwohl er um seine Chancenlosigkeit gegen den Christdemokraten Stanislaw Tillich wusste. Es musste doch einen Gegenkandidaten geben, fand der Linke, und fuhr Verluste ein. Die interne Kritik nahm zu, die Fraktion löste Hahn 2012 ab, er kandidierte für den Bundestag.

In den Untersuchungsausschüssen habe er seine Bestimmung gefunden, sagen Parteifreunde. Er habe ein Händchen dafür, in einem Wust von Akten genau das Schriftstück zu finden, das man finden müsse. Thomas de Maizière kennt ihn schon aus Sachsen, da war er lange Minister: Es ist nicht das erste Mal, dass der Christdemokrat dem Linken zu einer heiklen Affäre Antwort geben soll.

Für die Kicker des Bundestags erzielte Hahn gerade sein erstes Tor, er sei angekommen, sagt er.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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