Online-Zeitungskiosk Blendle:Print für junge Leser

  • Der niederländische Online-Zeitungskiosk Blendle steht kurz vor dem Sprung nach Deutschland.
  • Derzeit laufen Verhandlungen mit allen großen Zeitungshäusern, etwa der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Südddeutschen Zeitung.
  • Mit dem Modell werden in den Niederlanden Leser erreicht, die sonst keine Zeitung mehr lesen würden.

Von Thomas Kirchner

Ein Jahr nach dem Start in der Heimat steht der niederländische Online-Zeitungskiosk Blendle kurz vor dem Sprung nach Deutschland. Es könne sehr bald so weit sein, sagte Marten Blankestejn, einer der Blendle-Gründer, dem Branchendienst Turi2.

Einen genauen Termin nannte Blankestejn nicht, angepeilt wird aber offenbar der Juni. Dann werden Leser hierzulande einzelne Artikel aller großen deutschen Publikationen online kaufen können, ohne das ganze Produkt abnehmen zu müssen.

Gestartet wird erst, wenn die Mehrheit der Verlage mitmacht

Blendle verhandelt mit allen großen deutschen Zeitungshäusern, auch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung. Einige Verträge sind laut Blankesteijn schon unterzeichnet. Blendle werde aber erst beginnen, wenn die Mehrheit der Verlage mitmache.

Blendle orientiert sich an iTunes von Apple, wo man einzelne Musikstücke statt eines ganzen Albums kaufen kann. Den Preis für einen Artikel, zwischen 15 und 89 Cent, legen die Verlage selbst fest, 30 Prozent gehen wie beim Vorbild an den Betreiber. Bei Nichtgefallen wird das Geld zurückerstattet.

Konkurrenten wie das schwedische Readly hingegen verlangen, wie Spotify im Musikbereich, einen festen Monatsbeitrag. Kurz nach dem Start waren die New York Times und Springer als Investoren bei Blendle eingestiegen.

Zwei Drittel der Nutzer sind unter 35

Niederländische Verleger hatten befürchtet, durch die Kooperation mit Blendle das eigene Angebot zu beschädigen und Abonnenten zu verlieren. Offenbar ist jedoch eingetreten, womit Blendle geworben hatte: Es lassen sich Kunden erreichen, die sonst keine Zeitungen mehr lesen würden. Einige können sogar als Abonnenten hinzugewonnen werden.

Laut Blankesteijn sind zwei Drittel der 230 000 Blendle-Nutzer unter 35. Die deutschen Verlage können durch die Zusammenarbeit mit Blendle insofern risiko- und nahezu kostenfrei einen neuen Vertriebsweg testen.

Facebook wird im Mai damit beginnen, einzelne Zeitungsartikel in voller Länge direkt im Newsfeed zu zeigen. Laut Wall Street Journal soll die Funktion "Instant Articles" heißen. Das soziale Netzwerk will Nutzer so noch länger auf der eigenen Plattform halten.

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