Angeklagte legt Geständnis ab:Nadeln im Hackfleisch

  • Mit einem Geständnis und einer Entschuldigung der Angeklagten hat am Montag vor dem Lübecker Landgericht ein Prozess um mit Nadeln gespicktes Fleisch begonnen.
  • Die Frau wollte darauf aufmerksam machen, dass Industrie-Fleisch voller Medikamente ist und versteckte deshalb Nadeln darin.
  • Insgesamt 26 Fälle von gemeingefährlicher Vergiftung und gefährlicher Körperverletzung wirft die Staatsanwaltschaft der Angeklagten vor. Allerdings ist sie möglicherweise nur bedingt schuldfähig.

Tränenreiches Geständnis

Sie wollte auf vermeintliche Lebensmittelskandale aufmerksam machen und hat dabei selbst Verbraucher gefährdet. Mit einem Geständnis unter Tränen und einer Entschuldigung hat vor dem Lübecker Landgericht ein Prozess um mit Nadeln gespicktes Fleisch begonnen. "Ich wollte darauf aufmerksam machen, dass dieses Industrie-Fleisch voller Medikamente ist und unter unsäglichen Umständen hergestellt wird, sagte die Angeklagte zu Prozessbeginn. Heute tue es ihr leid: "Mit wird ganz schlecht, wenn ich daran denke, dass ich Menschen geschädigt habe."

Unklar ist, inwieweit die Angeklagte für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden kann. Laut Anklageschrift ist die Frau möglicherweise nur bedingt schuldfähig, da sie zur Tatzeit unter einer schweren Depression mit psychotischen Zuständen gelitten habe. Die 60-Jährige war nach ihrer Festnahme im Oktober 2014 vorübergehend in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.

Zeuge fand Nadel in Grillwurst

"Ich habe mich schon lange mit Lebensmitteln und Umweltschutz befasst und damit, was in unseren Nahrungsmitteln drin ist", sagte die Frau vor Gericht. Im Laufe der Zeit habe sie sich in das Thema regelrecht verrannt. "Ich wollte, dass die Menschen auf das Thema aufmerksam werden und darüber nachdenken."

Deshalb nahm sie irgendwann im Oktober 2013 ein Nadelkissen aus ihrem Nähkasten, ging in einen Supermarkt im schleswig-holsteinischen Eutin und steckte dort eine Nähnadel in eine Fleischpackung in der Kühltruhe des Marktes. Fast ein Jahr lang präparierte sie auf diese Weise Hackfleisch und andere Fleischwaren in verschiedenen Supermärkten in Eutin und Umgebung. Ein Zeuge fand eine Nadel, als er ein Schweinefilet durchschnitt, ein anderer, als er in eine Grillwurst biss.

26 Fälle von gemeingefährlicher Vergiftung und gefährlicher Körperverletzung

"Ich hatte abgepackte Rostbratwürstchen für meine zweijährige Enkelin gekauft, weil sie die so gerne mag. Als ich die Würstchen für die Zubereitung auf einen Spieß steckte, entdeckte ich in der Wurst eine Stopfnadel", sagte eine 56-jährige Frau aus Bad Malente im Zeugenstand. Insgesamt 26 Fälle von gemeingefährlicher Vergiftung und gefährlicher Körperverletzung wirft die Staatsanwaltschaft der Angeklagten vor.

Zwei Zeugen wurden leicht verletzt. Eine 30-jährige Frau verletzte sich bei der Zubereitung von Hack leicht an der Hand, als sie in eine abgebrochene Kanüle fasste. Ein junges Mädchen stach sich eine Nadel in den Gaumen, als sie bei ihrer Mutter in einen Hamburger biss.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: