Serien-Agentin Hayley Atwell:"Eine Frau zu sein, das ist ihre Behinderung"

Lesezeit: 3 min

Hut ab: Agentin Carter (Hayley Atwell) erobert in ihrer eigenen Serie eine Männerdomäne. (Foto: McNeal/ABC)

Superheldin ohne Superkräfte: Hayley Atwell über ihre Rolle in der neuen Serie "Marvel's Agent Carter" - und was ihr Alter Ego mit Tacker und Lippenstift anstellen kann.

Von Julia Weigl

Peggy Carter ist eine Superheldin ohne Superkräfte - eine intelligente Frau, die mit viel Fantasie gegen das Böse kämpft, um fortzuführen, was ihre große Liebe, Captain America, begonnen hat. Während sie in den Captain America-Filmen nur eine von vielen Figuren war, widmet Marvel ihr nun eine eigene Serie: Marvel's Agent Carter. In Deutschland startet sie am 27. Mai im Nischensender Syfy. Wie schon in den Kinofilmen spielt die Britin Hayley Atwell, 33, bekannt aus Woody Allens Cassandras Traum, die Peggy. Auf dem Plüschsofa in einem Münchner Hotel nippt Atwell an ihrem eisgekühlten Energy Drink: Ganz ohne Superkräfte komme sie nicht aus.

SZ: Peggy Carter ist eine weibliche Hauptfigur in einer Superhelden-Serie. Das ist noch ziemlich ungewohnt . . .

Hayley Atwell: Die Fans sind bereit für eine Protagonistin - und Marvel hat darauf reagiert. Langsam nehmen Frauen eine zentralere Rolle ein, und da wollte ich ein Teil davon sein.

Wie unterscheidet sich Peggy von anderen Serienheldinnen wie Buffy oder Alias?

Der Unterschied liegt vor allem im Setting: Agent Carter spielt in den Vierzigerjahren, in einer Zeit, in der Sexismus ein riesiges Problem war. Peggy ist eine moderne Frau, die in einer Zeit gefangen ist, die ihr nicht erlaubt, ihre Fähigkeiten und Talente voll zu nutzen. Sie kämpft also nicht nur gegen die Bösen, sondern vor allem gegen die Gesellschaft, die sie einschränkt. Die Männer in ihrem Büro wollen, dass sie den Kaffee macht, die Mittagsbestellung aufnimmt und schön aussieht. Sie wird von ihren Kollegen unterschätzt, und genau das nutzt sie zu ihrem Vorteil aus, um eine kompetente Geheimagentin zu werden.

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Im zweiten "Captain America"-Film sahen wir Peggy bereits als alte Frau, die am Ende ihres Lebens stand. Was zeigt nun die Serie?

Wir sehen den Anfang von Peggy im ersten Captain America-Film und ihr Ende im zweiten. Und die Serie füllt die Lücken - das, was in den Jahren dazwischen passiert ist. Sie will herausfinden, wer Peggy Carter wirklich war. Was hat sie in den Vierzigern und den darauffolgenden Jahrzehnten gemacht? So viel hat sich in der Gesellschaft in dieser Zeit verändert: die Bürger- und Frauenrechte zum Beispiel. Dafür hätte sie sich bestimmt eingesetzt.

Wie hat sich Peggy von den Filmen zur Serie weiterentwickelt?

In Captain America: The First Avenger war Peggy kompetent und stark und konnte sich gegen die Männer wehren. In der Serie möchte ich ihre andere Seite zeigen: Sie ist verletzlich, lustig - und vor allem menschlich. Denn sie trauert um ihre große Liebe Captain America, und dieses emotionale Gewicht schleppt sie die ganze Zeit mit sich herum. Ich finde das viel interessanter als die Actionszenen.

Zwei Männer unterstützen Peggy: der Butler Edwin Jarvis und der verkrüppelte Kriegsveteran Daniel Sousa. Auch sie sind in der Gesellschaft benachteiligt.

Marvel glaubt an die Underdogs. Viele der Marvel-Figuren und -Superhelden haben Schwierigkeiten im Leben oder Probleme, die sie einschränken, in dem was sie tun und wer sie sind. So können sich die Fans besser in die Superhelden hineinversetzen.

Also ist Peggys Einschränkung, dass sie eine Frau ist in einer Gesellschaft, die von Männern regiert wird?

Ja, das könnte man auch ihre Behinderung nennen. Sie ist sehr stark und selbstbewusst. Man könnte sie mit Elizabeth I. vergleichen: Sie hat den Verstand eines Mannes, aber den Körper einer Frau. Und Peggy kämpft gegen dieses Problem an.

Aber warum hat sie denn keine Superkräfte?

Ich finde es großartig, dass sie keine hat. Sie ist sehr einfallsreich. Sie benutzt einen Tacker, Lippenstift, den Absatz ihrer Stöckelschuhe oder einen Porzellanteller. Das ist auch sehr spannend für mich. Denn ich kann keine Flickflacks schlagen oder Martial Arts kämpfen. Sie nutzt eben, was sie hat: ihre Intelligenz, ihre Stärke - und eben auch ihre Weiblichkeit und Sexualität. Um die Informationen zu bekommen, die sie benötigt, spielt sie auch mal die blonde Veronica Lake im goldenen sexy Kleid. Das ist allerdings nicht ihre einzige Fähigkeit, sondern nur eine Facette von vielen. Sie ist ein sehr positives Vorbild, auch für mich.

© SZ vom 06.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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