Ausblick:Lufthansa im Risiko

Piloten bestreiken die Lufthansa

Gut ausgelastet: Das saisonübliche Minus im ersten Quartal fiel bei Lufthansa diesmal geringer aus.

(Foto: Christoph Schmidt/dpa)

Die Fluggesellschaft hat ein überraschend gutes Ergebnis im ersten Quartal eingeflogen. Doch der starke Dollar belastet das Unternehmen zunehmend.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Lufthansa-Finanzvorstand Simone Menne gilt als eine der einflussreichsten Managerinnen der deutschen Wirtschaft. Doch manchmal stößt auch sie an Grenzen. So konnte sie zwar bei der Präsentation der Ergebnisse für das erste Quartal ihre Gewinnprognose für 2015 mehr oder weniger bestätigen - was angesichts der Katastrophe bei der Tochter Germanwings und der Pilotenstreiks durchaus beachtlich ist. Doch kaum je zuvor ist so deutlich geworden, wie stark das Management der Lufthansa externen Einflussfaktoren ausgeliefert ist.

Hat die Flugbranche in den vergangenen Monaten vor allem über die Auswirkungen des sinkenden Ölpreises diskutiert, tritt jetzt ein weiterer Faktor in den Vordergrund: der starke US-Dollar. Dessen Anstieg zeigt bereits erhebliche Auswirkungen. So sind die Preise auf den Amerikastrecken um neun Prozent gestiegen, ohne den Dollareffekt aber wären sie um 0,3 Prozent gefallen. Die vor Jahren geplante Umrüstung der Flotte mit neuen Business-Class-Sitzen wird viel teurer als gedacht, weil viele Komponenten in Dollar abgerechnet werden. Folgen hat aber nicht nur der starke Dollar: So hat etwa die Konzerntochter Swiss im traditionell mauen ersten Quartal einen Gewinnsprung erzielt. Verantwortlich dafür ist zum großen Teil der starke Franken.

Die guten Ergebnisse des ersten Quartals sind keine Garantie

So gesehen sind die vergleichsweise guten Ergebnisse der Lufthansa zum Jahresauftakt mit Vorsicht zu genießen. Dass der operative Verlust mit 144 Millionen Euro - bei einem Umsatz von 6,9 Milliarden Euro - um rund ein Drittel kleiner ist als im ersten Quartal des Vorjahres, liegt nicht daran, dass das Geschäft deutlich besser läuft oder Lufthansa die Kosten besser im Griff hat. Es sind vor allem externe Faktoren, die eine Rolle spielten.

So haben etwa die derzeit niedrigen Zinsen dazu geführt, dass langfristige Pensionsverpflichtungen der Lufthansa gegenüber ihren Mitarbeitern in Höhe von rund drei Milliarden Euro derzeit nicht durch Vermögenswerte gedeckt sind. Die Eigenkapitalquote sank wegen der Niedrigzinsen um 5,7 Prozentpunkte auf nur noch 7,5 Prozent. Und weil die Lufthansa sich längerfristig bei den Treibstoffkosten abgesichert hat und der Dollarkurs dagegen läuft, schlägt der sinkende Ölpreis nicht voll durch. Nur 209 Millionen Euro hat der Konzern weniger für Kerosin ausgegeben als vor einem Jahr.

Dennoch will Lufthansa in diesem Jahr einen operativen Gewinn von mehr als 1,5 Milliarden Euro erzielen. Menne deutete allerdings an, dass der Spielraum dafür enger geworden ist.

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