Nachlese zum "Polizeiruf 110":Zum Abschied eine Bruchlandung

Lesezeit: 2 min

Daniel Reef (Hauke Diekamp) fällt wegen eines manipulierten Gurtes aus einem Doppeldeckerflugzeug. (Foto: rbb/Oliver Feist)

Hochfliegende Ambitionen, doch am Ende schlägt "Ikarus" hart auf: Warum ein Lied noch das Beste am letzten "Polizeiruf" mit Kommissar Krause ist. Die Nachlese mit ausgewählten Zuschauerkommentaren.

Von Johanna Bruckner

Darum geht's:

Um das, was schon auf dem Kinderspielplatz nicht klappte: eine Ménage-à-trois (hieß unter dem Klettergerüst natürlich noch nicht so). Während Catherine Reef auf ihrer Geburtstagsfeier noch in Erinnerungen an die gemeinsame Zeit in Paris schwelgt, werfen sich ihr Ehemann Martin und dessen Geschäftspartner Peter Tender Blicke zu, bei denen sich jedes Kind vorsorglich Wurfsand in die Hosentasche schaufeln würde. Bald gibt es ein Opfer: Daniel, der Sohn des Ehepaars Reef, hängt schwerverletzt in einem Baum - er ist aus einem Doppeldeckerflugzeug gefallen, unter anderem deshalb heißt dieser Polizeiruf 110 "Ikarus". Die Kommissare Krause und Lenski ermitteln, wer den Gurt manipuliert hat. Für Abschiedsschmerz - es ist Krauses letzter Fall vor der Pensionierung - bleibt da wenig Zeit.

Lesen Sie hier die Rezension:

Letzter "Polizeiruf 110" mit Kommissar Krause
:Die unerträgliche Langsamkeit des Seins

Dynamik oder Spannung? Wollen die "Polizeiruf"-Autoren ihrem Kommissar Krause bei seinem letzten Fall nicht zumuten. Nach 17 Jahren verweigern sie ihm einen würdigen Abschied.

Von Johanna Bruckner

Beste Szene:

Lässt lange auf sich warten. Am Ende steigt wieder ein Flugzeug in den Himmel. Zurück bleiben Krause und Lenski. "Sie hatten einen großen Traum", sagt Krause. Dann gucken beide ein bisschen traurig. Und als sei das noch nicht genug Endzeit-Symbolik sieht man kurz darauf ein verfallenes Haus auf einer Wiese. Das Flugzeug fliegt darüber hinweg, im Sinkflug. Es verschwindet aus dem Bild, dann kracht es.

Bezeichnender Dialog:

Lenski und Krause sitzen im Auto, der Fall ist gelöst, die Stimmung trotzdem gedrückt.

Lenski: Ich weiß gar nicht, wen ich mehr zum Kotzen finde. Reef, der Tender beseitigen wollte. Oder Tender, der Reef erpresst hat.

(Krause, auf dem Beifahrersitz seufzt schwer.)

Lenski: Kollege Krause? (Krause reagiert nicht.) Traue keinem, nicht mal einem Freund - das haben Sie mir beigebracht. Und Sie hatten recht.

Krause: Wird Zeit, dass Schluss ist.

Die besten Zuschauerkommentare:

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Top:

Top? Ist nichts und niemand in diesem Polizeiruf. Martin Feifel liefert als idealistischer Solarunternehmer Martin Reef eine ordentliche Leistung ab. Wenn er seinem bewusstlosen Sohn im Krankenhaus ein Miniatur-Flugzeug unter den Finger schiebt und ihm erzählt, dass er bald wieder fliegen werde, dann ist das einer der wenigen Momente, die so etwas wie Emotionalität schaffen. Horst Krause guckt zwar oft wie eine traurige Bulldogge, aber mehr als den Reflex zum Kopf-Tätscheln löst das nicht aus.

Flop:

Das Drehbuch. Worum geht es hier eigentlich? Um die Entzauberung der Freundschaft/Liebe zu dritt? Um Kinder, die die Fehler ihrer Eltern wiederholen (Daniel Reef hat eine Affäre mit einer verlobten Frau)? Um die Krise der Solarbranche? Um Krauses widerstreitende Gefühle kurz vor der Pensionierung? Und was sollen die Szenen mit Lenskis Tochter erzählen? Zu viele Themen werden in diesem Polizeiruf gestreift, aber nicht schlüssig zu Ende geführt. "Ikarus" wird seinem Namen gerecht: hochfliegende Ambitionen - aber am Ende säuft der Plot ab.

Bester Auftritt:

Serge Gainsbourg. Der französische Chansonnier darf am Anfang und am Ende sein tieftrauriges Lied "La Noyée" singen, über eine Liebe, die nur im Tod weiterbestehen kann.

YouTube

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Die Erkenntnis:

Bei einer Ménage-à-trois hat immer einer das Nachsehen. In diesem Fall gibt es gleich vier Verlierer.

Die Schlusspointe:

Kommissar Krause sitzt auf seinem Motorrad vor dem Polizeirevier, drinnen feiern sie seinen Abschied. "Na du, sollen wir uns das antun?", fragt er den Hund im Beiwagen. "Nee, wah? Nee."

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