Regionalliga-Serie:Kleines Auge

Ob dem SV Seligenporten der Klassenerhalt glücken wird, hängt im Zweifel davon ab, wie zum Saisonende die Tabelle der zweiten Fußball-Bundesliga aussieht. Noch glaubt das Team aber daran, sich aus eigener Kraft retten zu können.

Von Christoph Leischwitz

Natürlich verfolge er auch die zweite Liga, "mit einem kleinen Auge", sagt Florian Schlicker, und womöglich sind es am 24. Mai sogar zwei weit aufgerissene. Der letzte Spieltag in der Regionalliga Bayern wird am 23. Mai ausgetragen, Schlickers SV Seligenporten empfängt dann den FC Schweinfurt 05. Es kann aber sein, dass der Trainer nach dem Schlusspfiff immer noch nicht weiß, ob seine Mannschaft abgestiegen ist oder nicht. Der Grund dafür ist die Lage der Profi-Mannschaften des TSV 1860 München und der SpVgg Greuther Fürth - und die tragen eben erst am Sonntag ihren letzten Spieltag aus. Steigt eine von ihnen ab, geht die jeweilige Nachwuchsmannschaft ebenfalls eine Liga nach unten, in die Bayernliga also. Der bis zu diesem Zeitpunkt als Tabellenvorletzter geführte Regionalliga-Klub wäre dadurch für die Relegation qualifiziert. Das würde darüber hinaus auch noch für den Tabellenletzten gelten, wenn beide bayerischen Profi-Klubs in die dritte Liga gingen.

Seligenporten ist aktuell Tabellenletzter. Doch es gibt noch recht viel Hoffnung, sich aus eigener Kraft zu retten. Drei Partien stehen aus, und am Samstag empfängt man den SV Heimstetten, der ebenfalls noch nicht gerettet ist. "Da können wir Druck aufbauen", sagt Schlicker, der dabei relativ gelassen klingt. "Wir waren doch schon weg vom Fenster, mit uns hat sowieso keiner mehr gerechnet", sagt der 34-Jährige.

Es geht für das Team streng genommen auch nicht, wie kürzlich sogar auf der Homepage des Vereins zu lesen war, "ums Überleben". Nicht einmal das sportliche. Denn Schlicker und seine Assistenten haben bereits in der Winterpause für die kommende Saison unterschrieben, egal ob für die Regionalliga oder die Bayernliga Nord. "Acht, neun Spieler", sagt Schlicker, hätten es ihnen bereits nachgetan. Rein nervlich scheint man den Herausforderungen des Abstiegskampfes jedenfalls gewachsen zu sein. In der Winterpause fehlten acht Punkte auf den rettenden 16. Platz, jetzt sind es nur noch vier. Besonders wichtig war der 2:0-Erfolg bei Wacker Burghausen am vergangenen Wochenende.

Dass Schlickers Team trotzdem ganz unten steht, liegt eigentlich nur noch an den beiden erwartbaren Niederlagen gegen die Würzburger Kickers und den FC Bayern II. Doch die Reise nach München war trotz des klaren 0:3 ein Saisonhighlight gewesen. Anfang April war das Spiel eine Stunde vor Anpfiff abgesagt worden, der SV Seligenporten war schon angereist und dementsprechend sauer. Vergangene Woche wurde die Partie nachgeholt, am Dienstagnachmittag um halb vier. Schlickers Spieler bekamen danach dann noch Karten für das DFB-Pokalspiel der Bayern gegen Borussia Dortmund. "Das war eine feine Geste und natürlich für alle ein Riesenerlebnis", erzählt Schlicker. Es lohnt sich eben, in der Regionalliga zu spielen.

Um mögliche Ausrutscher zum Saisonende zu vermeiden, hat der Trainer, der vor zwei Jahren noch als Spieler mit Seligenporten im Abstiegskampf steckte, so etwas wie eine Urlaubssperre verhängt. So unwahrscheinlich einige Klassenerhalts-Szenarien auch sein mögen, die Spieler müssen im Fall der Fälle greifbar sein. Nämlich dann, wenn der TSV 1860 oder Fürth in der zweiten Liga 16. werden und in die Relegation müssen. In diesem Fall würden sich die Relegationsspiele in der Regionalliga um mehrere Tage verschieben - das gab der Bayerische Fußball-Verband am Dienstag bekannt. "Meine Frau ist Lehrerin", sagt Schlicker, für ihn kämen ohnehin nur die Pfingstferien für Urlaub in Frage, die am 26. Mai beginnen. Er hofft nun, dass er dieses Jahr keinen Urlaub haben wird.

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