MAN:Eingemeindet

Production At The MAN Truck Factory

Umbruch bei MAN: "Die Beharrungskräfte sind schon sehr groß."

(Foto: Guenter Schiffmann/Bloomberg)

VW-Lkw-Boss Renschler wird Aufsichtsratschef beim Nutzfahrzeughersteller MAN und soll die Holding managen.

Von Thomas Fromm, Hannover

MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen spricht viel bei dieser Hauptversammlung, über die schwierige Lage am Lkw-Markt, über Brasilien, wo man "eher besorgt" hinschaue. Über die Ukraine-Krise, "die uns Kopfzerbrechen bereitet".

Das Wichtigste aber sagt er gleich am Anfang, und es hat nur am Rande mit Nutzfahrzeugen zu tun. Das Aktionärstreffen des Lkw-Bauers findet in Hannover statt, nur einen Tag nach der VW-Hauptversammlung. Früher, da war MAN noch ein unabhängiger Konzern, gab es diese Treffen in München. Jetzt: gleiche Halle, gleicher Ort wie VW - nur einen Tag später. Und Pachta-Reyhofen sagt: "Auf diese Weise senken wir nicht nur die Kosten, indem wir die vorhandene Infrastruktur gemeinsam nutzen." Man könne auch gemeinsam Fahrzeuge in der Messehalle ausstellen.

Es geht ums Sparen, um die Kosten in einem großen Konzern. Und das mit der gleichen Messehalle ist nur der Anfang. Bei der VW-Tochter MAN wird es in Zukunft viel um Kosten gehen.

Bislang hat es VW nicht geschafft, seine Töchter zu einer engeren Zusammenarbeit zu bewegen

Der Mann, der hier jetzt den Ton angibt, muss sich kurz bei den Aktionären vorstellen. "Mein Name ist Andreas Renschler", sagt er, "geboren 1958. Also 57 Jahre alt, wenn ich richtig gerechnet habe". Renschler war bis vor ein paar Monaten Daimler-Manager, insgesamt 26 Jahre war er dort. "Ich war bei einem Automobilhersteller im Süden tätig, den der eine oder andere vielleicht kennt." So klingt es, wenn Renschler über den VW-Rivalen spricht.

Jetzt ist Renschler VW-Nutzfahrzeugchef, jetzt soll er die Lkw-Töchter MAN und Scania und das VW-Nutzfahrzeuggeschäft in einer gemeinsamen Holding führen. Zwei Töchter, die VW zwar kontrolliert. Bislang aber hat es der Konzern nicht geschafft, seine Töchter zu einer engeren Zusammenarbeit zu bewegen. Zu weit auseinander liegen die beiden Lkw-Hersteller, die noch bis vor ein paar Jahren Rivalen am Markt waren.

Renschler, der auch den Vorsitz des Aufsichtsrates bei MAN übernimmt, soll nun durchgreifen; über die neue Holding bis hinunter zu den Lkw-Bauern. Die Angst vor Schwächung geht um. Bei Vorständen, in den Aufsichtsräten, bei den bislang einflussreichen Betriebsräten. Es geht um Machtverschiebungen und um die Frage, wer künftig wo durchregieren kann und darf. "Die Beharrungskräfte sind schon sehr groß", sagt einer aus dem Konzern.

Es geht nicht nur darum, Hunderte Millionen Euro einzusparen. Vor allem will man mit dem gemeinsamen Nutzfahrzeugkonzern dem Marktführer Daimler auf die Pelle rücken. Ein erster Schritt war bereits im vergangenen September gemacht worden; damals wurde beschlossen, dass MAN die Getriebe für Fernverkehrs-Lkw künftig von seiner schwedischen Schwester beziehen soll, weitere Getriebe sollten gemeinsam entwickelt werden. Durch eine engere Zusammenarbeit sollen in einigen Jahren an die 650 Millionen Euro jährlich eingespart werden.

Die Holding werde nun vor allem genutzt, um "die langfristigen strategischen Planungen besser zu koordinieren", heißt es im Konzern. Mit anderen Worten: Eine eigene MAN- oder Scania-Strategie dürfte es irgendwann nicht mehr geben. Produktplanung, technologische Entwicklungen - all dies soll zentral geschehen. Bereits im zweiten Halbjahr soll daher, so Insider, ein "Strategieprozess angeschoben" werden - dann dürfte es irgendwann auch um die Frage gehen, wie die einzelnen Standorte und Werke in Zukunft belegt und besser ausgelastet werden können. All dies ist hoch politisch und mit der Gründung der neuen Holding gerade erst am Anfang.

Einmal wird Pachta-Reyhofen am Mittwoch zur neuen Holding gefragt. Er sagt: "Bitte richten Sie Fragen zur organisatorischen Struktur direkt an Volkswagen." Über das große Ganze wird längst woanders geredet.

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