Kampf um Karten:Nokia begehrt wie nie

Uber übertrumpft mit einem üppigen Angebot für den Kartendienst Here deutsche Autobauer. Den umstrittenen Vermittler von Fahrdiensten treiben dabei ganz ähnliche Gründe wie die Fahrzeughersteller.

Von Katharina Brunner und Thomas Fromm

Noch ein Unternehmen im Rennen um den Kartendienst Here von Nokia: Der New York Times zufolge bietet Uber, ein Vermittler von Fahrdiensten, drei Milliarden Dollar (umgerechnet 2,7 Milliarden Euro). Das zeigt: Für Nokia ist das Bieterverfahren noch nicht zu Ende. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung haben die drei deutschen Autohersteller Audi, BMW und Daimler ihr Angebot für Here bereits in den vergangenen Tagen abgegeben - dem Vernehmen nach liegt es bei etwa zwei Milliarden Euro. Dies entspricht Industriekreisen zufolge dem geschätzten Wert des Dienstes. Die Finnen aber wollen offenbar noch ein bisschen mehr rausschlagen.

Fraglich sei zur Stunde, heißt es in mit dem Verfahren vertrauten Kreisen, ob Uber bereits ein konkretes Angebot vorgelegt habe - oder ob es zurzeit lediglich darum gehe, Verhandlungen und Preis anzuheizen. In diesem Fall könnten in den kommenden Tagen oder Wochen weitere Bieterrunden folgen. Auch Apple und Facebook sind noch als Interessenten im Gespräch. Unklar ist auch, ob die deutschen Autohersteller ihr Angebot dann noch einmal aufbessern wollen. Sie wollten die Berichte nicht kommentieren.

Die Summe von drei Milliarden Dollar, die Uber nun angeblich bietet, entspricht etwa der Hälfte dessen, was der umstrittene Fahrdienst seinerseits bei Risikokapitalgebern eingesammelt hat. Zu den Investoren, die hinter dem sechs Jahre alten Unternehmen aus San Francisco stehen, gehören unter anderem die Investmentbank Goldman Sachs, der Finanzdienstleiter Blackrock, der Internetkonzern Google und der Amazon-Gründer Jeff Bezos.

Kommt der Fahrdienst bei den Finnen zum Zug, gewinnt er an Unabhängigkeit

Kämen am Schluss des Bietergefechts um Here die Hersteller der Oberklasse-Autos zum Zug, wäre das ein historischer Schritt: Noch nie haben sich Audi, BMW und Daimler zusammengetan, um gemeinsam einen derart großen Zukauf zu stemmen. Für die neue Solidarität gibt es gute Gründe: Im Zeitalter der totalen Vernetzung ihrer Fahrzeuge sind sie auf einen Kartendienst wie Here angewiesen. Er wäre die Voraussetzung für selbstfahrende Fahrzeuge. Die Autohersteller wollen verhindern, dass Here von einem der Technologiekonzerne wie Apple oder Google übernommen wird, die ihrerseits an selbstfahrenden Autos arbeiten. Durch den Zukauf könnten sich die deutschen Hersteller unabhängiger von US-Konzernen machen.

Uber hat ähnliche Gründe: Das Unternehmen bietet in Europa zwar nur Fahrdienste, liefert in Asien und Amerika aber auch Essen oder andere Güter aus. All diese Dienste haben eines gemeinsam: Sie basieren auf Apps, die Entfernungen auf einer Karte anzeigen. Technisch ist Uber dafür bislang auf digitales Kartenmaterial des Internetkonzerns Google angewiesen. Diese Kernfunktionalität will Uber nun offenbar selbst entwickeln. Im März hat Uber dafür bereits eine Softwarefirma für geografische Anwendungen gekauft. Diese Plattform kann mit anderen Kartendiensten kombiniert werden - auch mit Nokias Here.

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