GIs im Isarwinkel:Ein Symbol der Freundschaft

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Enger Kontakt: Das neue Tölzer Denkmal der bayerisch-amerikanischen Freundschaft wurde am 70. Jahrestag des Kriegsendes eingeweiht. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ein neues Denkmal am Landratsamt erinnert an die Zeit der US-Streitkräfte auf der Tölzer Flinthöhe

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Drei Jahre lang war William E. Moeller als Offizier bei den amerikanischen Streitkräften in der General-Patton-Kaserne in Bad Tölz stationiert. Jeden Morgen, wenn er von seiner Wohnung über die Straße zum Morgenappell hinüberging, sah er das Bergpanorama vor sich. "Ich liebte diesen Ort und all die Dinge, die ich hier unternehmen konnte", sagt er. Wanderungen, Ausflüge, Skifahren und Bier trinken. Am Freitag kehrte Moeller, inzwischen US-Generalkonsul in München, an seinen ehemaligen Einsatzort zurück, um das neue Denkmal samt Gedenktafel am Eingang des Landratsamtes einzuweihen. Die beiden Skulpturen, die Künstlerin Birgit Niedernhuber geschaffen hat, zeigen einen Isarwinkler in brauner Tracht und einen GI in grüner Uniform, die sich die Hände reichen. Beide stehen auf einem Sockel und symbolisieren die Freundschaft, die Tölzer und Amerikaner noch immer verbindet. "Es gab weltweit keinen anderen Ort, an dem das US-Militär eine bessere Beziehung zur einheimischen Bevölkerung hatte als in Bad Tölz", sagte Moeller.

Das Kasernengelände hatte den Nazis als SS-Junkerschule gedient. 1945 rückten die US-Truppen in der Kurstadt ein und übernahmen die Gebäude auf der Flinthöhe. Sie waren zunächst Sperrgebiet, es galt ein strenges Fraternisierungsverbot. Das sei aber sehr schnell durchbrochen worden, sagte Landrat Josef Niedermaier. Die Soldaten der 10th Group Special Forces waren in den Gasthäusern und Vergnügungslokalen der Stadt bald gerne gesehene Gäste, und die Tölzer waren immer wieder zu Besuch in der Kaserne. Niedermaier erinnerte sich an NCO-Club und Herbstfest, an Vorführungen der Fallschirmspringer und gemeinsamen Sport. 1991 gab die US-Armee den Standort Bad Tölz auf, die Abschiedsfeier war von Wehmut auf beiden Seiten geprägt. Manche GIs blieben nach dem Ende ihrer Dienstzeit, weil sie hier geheiratet hatten, andere kommen regelmäßig zurück wie die "Snowbros", die sich seit 1997 jeden Februar in Tölz treffen, um Ski zu laufen und alter Zeiten zu gedenken. Die Freundschaft wurzle so tief, "dass sie auch nahezu 25 Jahre nach dem Abzug der Soldaten weiter besteht", sagte der Landrat.

Das Denkmal steht seinen Worten zufolge aber auch für die Hilfe, die Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg von den USA erhielt, vor allem auf dem Weg zu einer demokratischen Gesellschaft. Beide Länder einten nun Werte wie Menschenwürde, Freiheit, Gerechtigkeit, Religionsfreiheit und Frieden. "Diese Werte zu erhalten wurde uns ermöglicht, weil die Vereinigten Staaten uns vor 70 Jahren vom Nationalsozialismus befreiten", betonte Niedermaier. Wie sich die Deutschen dem finstersten Kapitel ihrer Geschichte gestellt haben, bezeichnete US-Generalkonsul Moeller als vorbildlich: "Diese Verwandlung wird sicher in die Geschichte eingehen als eine der größten Erfolgsgeschichten der Welt." Zugleich hob er hervor, dass die USA und Europa noch einiges zu tun hätten, um den Traum von einem freien und friedlichen Europa zu verwirklichen. Als Beispiel nannte er den Ukraine-Konflikt. Auch der evangelische Dekan Martin Steinbach würdigte ausdrücklich die bayerisch-amerikanische Freundschaft, schlug jedoch auch kritische Töne an. Die Beziehungen seien "nicht immer ungebrochen" gewesen, sagte Steinbach und verwies auf den Vietnamkrieg sowie aktuell auf die NSA-Affäre. "Man sollte einem Freund vertrauen, statt ihn zu kontrollieren."

Moeller wird München bald verlassen, das Ende seiner Zeit als US-Generalkonsul rückt näher. Nachdem er 1988 in die USA zurückgegangen war, hatte er sich für den diplomatischen Dienst entscheiden - "um wieder in Bayern leben und arbeiten zu können", wie er sagte. Am 70. Jahrestag des Kriegsendes durfte er noch ein wenig länger in Tölz bleiben. Abends nahm er im Stadtmuseum an der Vorstellung des Buchs "Die NS-Zeit im Altlandkreis Bad Tölz und ihre Folgen" teil, das Autor Christoph Schnitzer um ein ausführliches Kapitel über die US-Präsenz erweitert hat. "Bad Tölz wird mir immer viel bedeuten," sagte Moeller.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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