Interviewsendung "No Ruhmservice":Unterhalten sich zwei Frauen

No Ruhmservice mit Sonja Zietlow

Hotelgespräch mit Hund: Sonja Zietlow (rechts) wird von Andrea Guenther interviewt.

(Foto: Getty Images for Turner Broadcas)

Das Leben, die Männer, die eigenen Ängste: Das Interviewformat "No Ruhmservice" erfüllt alle Klischees vom Girlstalk - und ist doch sehenswert. Moderatorin Sonja Zietlow spricht über ein Thema, das sie sonst meidet.

Von Julia Weigl

Sonja Zietlow hat selbst gebackenen Eierlikörkuchen und Kartoffelsalat mitgebracht. Sie sei Selbstversorgerin, sagt die Dschungelcamp-Moderatorin und kramt in einer beigefarbenen Jutetasche, einer von mehreren, die sie mit sich trägt. Früher habe sie nur Miracoli gegessen. Ihr damaliger Freund, ein Italiener, hätte da immer nur den Kopf schütteln können.

So gelassen sieht man die strenge RTL-Dame Zietlow nur selten: Sie sitzt auf einem riesigen Bett, vor ihr der gesamte Inhalt ihrer - gefühlten zwanzig - Stoffbeutel ausgebreitet. Neben ihr sitzt Andrea Guenther, die Moderatorin des Interviewformats No Ruhmservice, das mit Zietlow als ersten Gast in die zweite Staffel geht - auf dem Frauenspartenkanal TNT Glitz.

Menschen, die über ein Bezahlpaket wie Sky oder Kabel Deutschland verfügen, können die pinke Mädelswelt von Glitz empfangen: die Brooklyn-Hipster aus der HBO-Serie Girls, die Vorstadtbiester aus Pretty Little Liars - oder eben auch Eigenproduktionen wie No Ruhmservice. Während das Konzept der Sendung recht simpel daherkommt - eine Frau interviewt eine andere Frau in einem Hotelzimmer -, versteckt sich dahinter eine Überraschung. Die ehemalige MTV-Moderatorin Andrea Guenther bekommt es irgendwie hin, dass man dieser wenig variantenreichen Anordnung "zwei Frauen unter sich" anhaltend gerne zusieht. Das liegt auch daran, dass sich die Befragten bei Guenther mit ihrer unaufdringlichen und lockeren Art wohlzufühlen scheinen.

Auf die Dachterrasse, um ein Bierchen zu zischen

Jedenfalls legen sie schnell sämtliche Allüren ab - und werden sozusagen schamlos: Da knabbern sie im Bett an einer Tafel Milchschokolade, spielen Minigolf auf dem Teppichboden des Hotelzimmers, schleichen kurz auf die Dachterrasse, um dort ein Bierchen zu zischen - und plauschen über das Leben, die Männer, die eigenen Ängste.

Die Frauen wüssten, "dass Authentizität mittlerweile viel spannender ist als eine aalglatte ausgeleuchtete Nummer, die vorgefertigt und durchgeplant ist", sagt die Interviewerin Andrea Guenther am Set, und gibt so auf eher fantasielose Weise ein Motto vor für das ganze Geräkel mit Eierlikörkuchen: Authentizität also. Außerdem, sagt sie, könne ihr junges, kleines Team sich hier im Hotel freier bewegen als in einem starren Studio, und so diesen jugendlichen YouTube-Video-Charakter erzeugen.

Gerade hat sie eine Folge mit Komikerin Mirja Boes abgedreht. Ihre funkelnden Stöckelschuhe hat Guenther ausgezogen, sitzt nun barfuß im Schneidersitz auf dem bequemen Sessel neben ihrem Hotelbett. Obwohl jedes Mal zwei Frauen miteinander quatschen, immer in einer Hotelsuite, immer mit denselben Frage-Antwort-Spielchen, nutzt sich das Format nicht ab. Und dann ist es eben auf einmal gerade nicht das Schlagwort Authentizität oder das tolle, ungezwungene Naschen oder sonstige Klischees aus der pinkfarbenen TV-Frauenwelt.

No Ruhmservice mit Mirja Boes

Ein Selfie fürs Erinnerungsalbum: Andrea Guenther und Mirja Boes

(Foto: Getty Images for Turner Broadcasting)

Dann redet Sonja Zietlow auf einmal ganz ruhig und bedacht über ihren früheren Comoderator Dirk Bach und dessen Tod. Ein Thema, über das sie eigentlich nie redet.

No Ruhmservice, TNT Glitz, montags, 21.45 Uhr.

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