Das zweite Fest der Kulturen in Puchheim:Ein Feiertag der Vielfalt

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Zu einem Fest der Kulturen passen natürlich Riesenseifenblasen als traumhaftes Symbol der Vereinigung. (Foto: Günther Reger)

Erneut präsentieren Menschen aus mehr als 100 Nationen Tänze, Lieder und kulinarische Spezialitäten. Den Festzug führen eine bayerische Blaskapelle und senegalesische Trommler an. Highlight ist aber der Auftritt der Luftgitarren-Meisterin

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Hardrock dröhnt aus den Lautsprechern im Puchheimer Kulturzentrum Puc. "Lady Liberty" hat eine US-Fahne als Kleid angelegt und bewegt sich auf der Bühne gekonnt zur Musik. Dabei fliegen ihre langen Haare wild durch die Luft. Arme und Hände halten pantomimisch eine nicht existente E-Gitarre. Ändert sich der Ton, ändert "Lady Liberty", bürgerlich Sabrina Schramm, den Griff oben an der Gitarre. "Darauf muss man achten, das gehört zu den Grundregeln", erläutert sie dem begeisterten Publikum im Puc. Ihre Luftgitarre war sicher der Höhepunkt am ersten Tag des Festes der Kulturen in Puchheim. Am Sonntag zog die Kultur dann in einem Festzug vom Puc zum Open-Air-Fest auf die Kennedywiese um.

Vor der Luftgitarre waren die Line-Dancer der VHS dran. Der Musiker Hans Well trat mit Sohn Jonas auf , auch Bürgermeister Norbert Seidl gab ein Lied zum Besten. Grundschulkinder zeigten einen Maitanz oder zauberten für andere Kinder. Die Bühnentänzerin Gaby Weilbach zeigte einen andalusisch-arabischen Hoftanz und einen Bauchtanz, ehe die ZaP-Gospelworkshoppers sangen. Die Schwestern Silvia und Julia Brenner interpretierten Popsongs. "Wir wollten unsere kulturelle Vielseitigkeit an Musik, Tanz und Kunst zeigen", erläuterte Bernd Sinn vom Vorstand des Kulturvereins, der mit dem Puchheimer Podium das zweitägige Fest veranstaltete.

Das Veranstaltungsplakat lud in sieben Sprachen zum Fest ein. Abends beim Luftgitarrenspiel waren nicht mehr viele ausländische Mitbürger im Saal. Auch Teenager kamen nicht, die Generation 60 plus dominierte unter den noch 70 Besuchern. Doch Jad war noch da. Mit seinem Freund Oakley nahm der Zehnjährige die Einladung zum Luftgitarrenspiel auf der Bühne gerne wahr. Mit Breakdance-Einlagen, bei denen sie auf den Knien rutschten, zeigten sie sogar "Lady Liberty" noch einige Varianten des Luftgitarrenspiels. "Wir kommen aus dem kurdischen Teil des Irak", erzählte der Vater von Jad. "Wir sind aber schon 15 Jahre hier in Puchheim." Auch der 81-jährige Hans probierte das Luftgitarrenspiel aus, allerdings nicht ganz so dynamisch wie Jad und Oakley. Die 24-jährige Olchingerin Schramm studiert Musikmanagement und entdeckte das Luftgitarrenspiel vor zwei Jahren. 2014 wurde sie Deutsche Meisterin und fuhr zu den Weltmeisterschaften nach Finnland.

Im Puc moderierte ein weibliches Mitglied des örtlichen Deutsch-Finnischen-Clubs in Puchheim die Luftgitarre-Show. Die Finnen haben ein Faible für absurde Wettbewerbe. Nach Schlammfußball oder Handyweitwurf nun eine WM im Luftgitarrenspiel. "Da waren 3000 Zuschauer da", erzählte Schramm. "Da machst du eine Minute den Hampelmann, dann lachen sie alle." Sie selbst nennt die Luftgitarre " bekloppt", nimmt also den Wettbewerb nicht bierernst. Bei ihrer letzten Kostprobe mit der Luftgitarre schleudert sie die hin und her, spielt auch mal hinter dem Kopf, aber zupft die Saiten nicht mit den Zähnen, wie einst Jimmy Hendrix.

Flankiert wurde der Samstag im Puc von zehn großen Menschenfiguren aus der ganzen Welt, die Puchheimer Künstler gefertigt hatten. Der Sonntagnachmittag bei Sonnenschein auf der Kennedywiese war der Tag der Kinder und vieler ausländischer Familien aus der Planie. Zuvor waren afrikanische Trommler aus dem Senegal mit bayerischen Blasmusikern die 800 Meter vom Puc auf die Kennedywiese marschiert. Im Schlepptau der Musiker lief eine Hundertschaft Erwachsener und Kinder mit. "Die Trommler haben den Bläsern einen guten Rhythmus gegeben", meinte ein Beobachter der Szenerie. Auf der Wiese spielten und malten die Kinder, während ihre Eltern bei Kaffee und Kuchen zusammensaßen. Auch der deutsche Muttertag wurde nicht vergessen. "Ich schenke Dir einen Regenbogen, rot und gelb und blau", sangen die Kindergartenkinder vom Kinderhaus am Fröbelweg und hielten Luftballons und gemalte Herzen in die Höhe. Ein kleines Mädchen machte ihrer jungen Mutter per Mikrofon eine ergreifende Liebeserklärung, die die Mama weinen ließ. "Wir wollen die Willkommenskultur in Puchheim mit diesem Fest verdeutlichen", betonte Bernd Sinn vom Kulturverein. Mit dem Fest der Kulturen ist das gelungen.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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