SpVgg Unterhaching im Abstiegskampf:Ausgeliefert im Tornado

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Strauchler mit geschlossenen Augen: Hachings defensiver Mittelfeldspieler Danilo Dittrich (li.) kämpft gegen Dynamo-Sechser Quirin Moll um den Ball. (Foto: Imago/Hentschel)

Die SpVgg Unterhaching zeigt bei der 1:5-Niederlage in Dresden Auflösungserscheinungen. Die Spieler verlieren vor mehr als 20 000 Zuschauern die Nerven, Trainer Schromm vermisst den Abstiegskampf. Der Traditionsverein taumelt Richtung Viertklassigkeit.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Das Schlimmste ist vielleicht dieses Gefühl, ausgeliefert zu sein. Man müht sich selbst nach Kräften, manchmal, wie am Samstag, reicht es eben nicht. Und dann der Blick auf die Ergebnisse der Konkurrenz und die nächsten Nackenschläge: Die anderen haben gepunktet, das rettende Ufer verschwimmt langsam am Horizont.

Die SpVgg Unterhaching mischt seit der Saison 1981/82 mit im Konzert der Großen. Seither hat der Verein in jeder Saison in einer der drei höchsten Fußballklassen mitgewirkt. Momentan spricht einiges dafür, dass die Hachinger in der kommenden Spielzeit erstmals seit fast 35 Jahren nur noch in der vierte Liga spielen. Weil es am Samstag bei Dynamo Dresden nicht gereicht hat , und zwar bei Weitem nicht. 1:5 (0:2) hieß es am Ende. Und weil die anderen gepunktet haben: die Reserve des FSV Mainz beim 1:1 gegen den VfL Osnabrück und die Reserve von Borussia Dortmund beim merkwürdig anmutenden 3:0-Auswärtssieg gegen Energie Cottbus.

Claus Schromm war nach der deftigen Abreibung für seine Elf nach zuletzt sieben Punkten aus den vergangenen drei Spielen sichtlich angeschlagen. "Was passiert, wenn man Angst hat, haben wir heute gesehen", sagte Hachings Coach nach dem Schlusspfiff und musste einräumen, dass seine Mannschaft vor mehr als 20 000 Zuschauern nicht in der Lage war, sich auf die Situation einzulassen: "Mit Abstiegskampf hatte das ziemlich wenig zu tun", sagte Schromm. "Wir haben heute zu keinem Zeitpunkt zu unserem Spiel gefunden. Man muss eingestehen, dass die Niederlage auch in der Höhe verdient war."

Das Schicksal nahm schon nach drei Minuten und 44 Sekunden seinen Lauf: Marvin Stefaniak ließ auf der linken Dresdner Seite Josef Welzmüller stehen, seine Hereingabe verwertete in der Mitte Justin Eilers, der schneller schaltete als SpVgg-Abwehrspieler Thomas Hagn - 1:0. Ein Gegentreffer, der nicht gerade dazu beitrug, dass sich die Rot-Blauen richtig gut fühlten. Und speziell für den gelernten Innenverteidiger Welzmüller, der kurzfristig für den erkrankten Markus Schwabl auf die Rechtsverteidigerposition auswich, ein Auftakt zum Vergessen.

Eine Flanke von Welzmüller, die Dresdens Nils Teixeira abfälschte, stellte Dynamo-Keeper Benjamin Kirsten vor kleinere Probleme (6.), ansonsten fand Haching offensiv nicht statt. Auf der Gegenseite scheiterte Luca Dürholtz aus kurzer Distanz an Torwart Felix Ruml (10.), Stefaniak (14.) und Teixeira (17.) verfehlten den Kasten aus der Distanz. Nach einer halben Stunde erhöhten die Sachsen den Druck sogar noch, Dürholtz jagte die Kugel an die Latte (31.), doch in der 39. Minute war es dann soweit:Nach einem Eckball scheiterte zunächst der frühere Hachinger Michael Hefele aus drei Metern an Ruml, doch die SpVgg brachte den Ball nicht weg, Flanke Marco Hartmann, Kopfball Eilers - 2:0.

Die wenigen Schlachtenbummler aus dem Raum München hofften vergeblich auf eine Wende in Durchgang zwei: Die erste Chance vergab Eilers noch (46.), drei Minuten später veredelte Hartmann eine Stefaniak-Ecke per Kopf zum 3:0. Einen winzigen Hoffnungsschimmer gab dann Referee Robert Kampka den Gästen mit auf den Weg: Teixeiras Zupfer am Leibchen von Lucas Hufnagel bestrafte der Unparteiische mit einem Elfmeter, Yannic Thiel verwandelte sicher (59.). Doch nur fünf Minuten später stellte Eilers nach Ballverlust von Hagn in der Vorwärtsbewegung mit seinem dritten Tagestreffer den alten Abstand wieder her: Er tanzte Mario Erb im Zentrum mit einer Körpertäuschung aus und schob Ruml den Ball durch die Beine (64.). Den Schlusspunkt setzte schließlich Sinan Tekerci, der einen langen Ball von Hartmann aus der Dresdner Hälfte mit nahm, an Hagn vorbeizog und von rechts ins entfernte Eck abschloss (75.).

Wie ein Tornado war Dynamo über die bemitleidenswerten Hachinger hinweggefegt. "Dresden hatte Spaß und hätte am liebsten noch weitergespielt", sagte Schromm. "Wir waren einfach nur froh, als es vorbei war." Man habe sich mit dem nun deutlich verschlechterten Torverhältnis "einen Bärendienst erwiesen", so der Trainer. "Jetzt müssen wir unsere Wunden lecken." Denn nächsten Samstag kann schon alles vorbei sein, wenn Preußen Münster nicht besiegt wird und Mainz II in Halle gewinnen sollte. In den letzten beiden Spielen gehe es "um die Wurscht", sagte Torwart Ruml. "Wir werden diese beiden Spiele auf jeden Fall gewinnen."

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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