Die Bezeichnung könnte in vielen Fällen eine noch größere Mogelpackung sein als bisher bekannt: Sogenannter Biotreibstoff, der aus Mais, Zucker, Winterweizen, Raps oder Soja gewonnen wird, soll das Klima schonen. Oft bewirkt er jedoch das Gegenteil. Das legt eine Studie von Wissenschaftlern aus Österreich und den Niederlanden nahe.
Sie haben untersucht, wie lange es dauert, bis sich der Anbau von Getreide zur Biosprit-Gewinnung positiv auf das Klima auswirkt (Nature Climate Change, Online). Demnach dauert es durchschnittlich fast 20 Jahre, bis die Klimaschäden der für den Anbau zerstörten natürlichen Lebensräume dadurch ausgeglichen werden, dass Menschen Biosprit statt herkömmliches Benzin tanken.
In manchen Anbauregionen fällt diese Zahl allerdings deutlich höher aus: In den Tropen kann es mehr als 300 Jahre bis zur Amortisation dauern. Besonders bei der Zerstörung von Torfwäldern für Plantagen wird so viel CO₂ in die Atmosphäre entlassen, dass die Biosprit-Landwirtschaft bis zu 12 000 Jahre arbeiten müsste, um einen positiven Effekt zu erzielen. Verhältnismäßig gut sieht es dagegen für gemäßigtere Klimazonen aus. Der Verlust von Grasflächen kann beispielsweise schon nach durchschnittlich sechs Jahren aufgewogen sein.
Bei diesen Zahlen haben die Forscher nicht nur berücksichtigt, welche Treibhausgas-Mengen durch die Zerstörung natürlicher Lebensräume in die Atmosphäre gelangen würden. Auch die anfallenden Schadstoffemissionen in der Landwirtschaft und Produktion flossen in die Berechnungen ein.
Grundsätzlich sei es laut den Wissenschaftlern jedoch keine gute Idee, für eine vermeintlich klimafreundlichere Biosprit-Gewinnung auf Düngemittel und schwere Maschinen zu verzichten. Dies spare zwar auf kurze Sicht an Treibhausgas-Emissionen. Die wesentlich höheren Erträge der industriellen Landwirtschaft aber sorgten dafür, dass sich die Amortisationszeiten um 45 bis 79 Prozent verkürzen.