Berliner Philharmoniker:Dirigentensuche gescheitert

Berliner Philharmoniker

Das Medieninteresse war groß - doch ein Ergebnis konnten die Berliner Philharmoniker um Intendant Martin Hoffmann (links) nach zwölfstündigem Verhandlungsmarathon nicht verkünden.

(Foto: dpa)

Zwölf Stunden tagen die Musiker des Berliner Orchesters, um einen Nachfolger für Sir Simon Rattle zu finden. Dann geben sie ergebnislos auf. Twitter spottet.

Von Reinhard Brembeck

Was für ein Tag! Nach fast zwölf Stunden haben die Berliner Philharmoniker am gestrigen Montag keinen Nachfolger für ihren scheidenden Chefdirigenten Simon Rattle finden können. Rattle lässt seinen Vertrag 2018 auslaufen. Am Ende eines zermürbenden Tages versandte eine Sprecherin des Orchesters die lakonische Mitteilung: "Die heutige Wahl eines Nachfolgers von Sir Simon Rattle als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker ist ohne Ergebnis geblieben. Über das weitere Vorgehen halten wir Sie auf dem Laufenden."

Zuvor war die sich hinziehende Wahl zu einem Hauptthema der sozialen Netzwerke weltweit geworden. Der Hashtag "Berliner Philharmoniker" wurde zu einem Trend auf Twitter. Aber es hagelte auch Spott. Hugo Strasser, James Last, Herbert von Karajan und Lothar Matthäus wurden als Rattle-Nachfolger empfohlen. Vielleicht, so ein Klassikfreund, solle mit der Entscheidung ja bis zur Eröffnung des Berliner Flughafens gewartet werden.

Handys und Smartphones waren tabu

Am Wahltag hatten sich 123 der 124 Mitglieder der Berliner Philharmoniker) in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem getroffen. Sie mussten ihre Handys und Smartphones abgeben, und so drang kein Detail und vor allem auch kein Name aus den sich Stunde um Stunde hinziehenden Verhandlungen.

Unklar ist deshalb, was die konkreten Gründe für das Scheitern dieses ersten Wahlgangs waren. Offenbar gibt es Flügelkämpfe nicht nur zwischen zwei Richtungen, sondern weiteren Fraktionen, die sich nicht auf einen Kandidaten einigen konnten. Das weltweit verfolgte Ringen um einen neuen Chefdirigenten dokumentiert, in welch schwierigem Wandel sich die Szene befindet. Die Berufung eines neuen Chefs kann erst der Anfang sein.

Der nächste Wahlgang wird laut Philharmonikern innerhalb eines Jahres abgehalten.

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