Schönheitsideale:Gewichtiger Streit

Ein Psychiatrieprofessor greift den TV-Sender Pro Sieben an: Die Show "Germany's Next Topmodel" sei gewissermaßen lebensgefährlich und fördere Krankheiten wie Magersucht. Jetzt wehrt sich Pro Sieben juristisch gegen die Vorwürfe.

Von Viola Schenz

Es ist Finalwoche bei Germany's Next Topmodel, aber die Castingshow will einfach nicht für positive Schlagzeilen sorgen, im Gegenteil: GNTM macht ProSieben derzeit Ärger. "Heidi Klum-Show ist mörderisch!" titelte Bild am 30. April, drei Seiten weiter ein Interview mit dem Kölner Psychiater Manfred Lütz. GNTM nehme "eiskalt den Tod junger Mädchen in Kauf", sagte der und bezog sich auf eine jüngst publizierte Studie des Internationalen Zentralinstituts für Jugend- und Bildungsfernsehen. Derzufolge gibt es einen Zusammenhang zwischen TV-Sendungen und Essstörungen wie Magersucht. Für fast ein Drittel der Betroffenen sei die Show entscheidend für die Krankheitsentwicklung gewesen.

Pro Sieben wies die Kritik zurück und erklärte: "Bei Germany's Next Topmodel ist gesunde und nachhaltige Ernährung ein wichtiges Thema." Zudem sei Übergewicht gesellschaftlich ein viel größeres Problem. Den Kritiker Lütz versuchte der Münchner Sender zu besänftigen: "Gerne würde ich Ihre beiden Töchter zum GNTM-Finale nach Mannheim einladen", schrieb Günther Klum, Heidis Vater, am 30. April in einer Mail. Familie Lütz wies die Einladung zurück. Daraufhin ließ ProSieben Lütz eine Unterlassungserklärung zu seinen Bild-Äußerungen zukommen, die bis 5. Mai, 18 Uhr, zu unterzeichnen sei. "Das habe ich natürlich nicht getan", sagte Lütz am Dienstag am Telefon. "Es ist schon ein Witz, dass mir Pro Sieben einen Tag nach dem 'Tag der Pressefreiheit' den Mund verbieten will." Die Antwort des Senders: "Wir begrüßen Meinungsfreiheit, und wir reagieren auf konstruktive Kritik. Aber bei polemischen Schmähungen prüfen wir stets juristische Optionen."

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