Anshu Jain und Jürgen Fitschen:Führungsduo der Deutsche Bank will bleiben

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Die beiden Co-Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain (r) und Jürgen Fitschen schließen einen freiwilligen Rücktritt von ihren Ämtern bei der Deutschen Bank aus. (Foto: dpa)
  • In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung haben die beiden Chefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, einen Rücktritt ausgeschlossen.
  • Angesichts diverser Skandale und Rechtsstreitigkeiten war die Kritik am Führungsduo zuletzt immer lauter geworden.
  • Am Donnerstag findet ein Aktionärstreffen statt. Anshu Jain rechnet damit, nicht "die übliche gewaltige Zustimmung" zu erhalten.
  • Co-Chef Jürgen Fitschen steht derzeit als Angeklagter im Kirch-Prozess vor Gericht. Den Vorwurf des Prozessbetrugs weist er aber zurück.

Trotz vieler Skandale und massiver Kritik am Kurs der Deutschen Bank schließt deren Führungsduo einen Rücktritt aus. "Das Beste, was ich tun kann, ist, die Probleme der Bank zu lösen und ihre Leistung zu optimieren", sagt Anshu Jain in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Auch Co-Chef Jürgen Fitschen, der derzeit im Kirch-Prozess als Angeklagter vor Gericht steht, will im Amt bleiben.

Großanleger sind unzufrieden mit Jain und Fitschen

Das in zahlreiche Rechtsstreitigkeiten verstrickte Institut muss sich auf ein turbulentes Aktionärstreffen am Donnerstag einstellen. Etliche Großanleger haben vernehmbar gemurrt, weil sie mit der Arbeit des Führungsduos und der vorgelegten neuen Strategie unzufrieden sind. Der einflussreiche US-Aktionärsberater ISS empfiehlt sogar, den Vorstand dieses Jahr nicht zu entlasten.

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Zur Begründung verweist ISS auf den kürzlich geschlossenen Vergleich im Zinsskandal, bei dem die amerikanischen und britischen Aufsichtsbehörden auch deshalb eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar verhängten, weil sie der Bankführung mangelnde Kooperationsbereitschaft bei der Aufklärung der Affäre attestierten. Zudem sei der Betrugsprozess gegen Fitschen eine Belastung.

Jain rechnet mit geringerer Zustimmung als üblich

Die diversen Skandale im Bereich des Investmentbankings könnten auf der Hauptversammlung dazu führen, "dass das Management nicht die übliche gewaltige Zustimmung erhält", räumt Jain ein. Er war früher selbst für das Investmentbanking verantwortlich. Er sei aber "zuversichtlich, dass wir die Mehrheit der Aktionäre hinter uns haben", so Jain.

Kirch-Prozess als Belastung für Fitschen

Mit Blick auf das Kirch-Verfahren weist Co-Chef Fitschen den Vorwurf des Prozessbetrugs zurück. "Ich bin dankbar, dass ich demnächst die Möglichkeit bekomme, mich den Fragen des Gerichts zu stellen und darlegen zu können, warum die gegen mich vorgebrachten Anschuldigungen unbegründet sind". Fitschen gesteht aber ein, dass es ein "ungewohntes Gefühl" sei, sich auf der Anklagebank wieder zu finden. Er werde alles dafür tun, damit sich der Prozess nicht hinziehe. "Der halbe Tag ist weg, und es warten genügend andere Aufgaben."

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