Finalsieg gegen HSV Hamburg:Drux entscheidet

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Unaufhaltsam: Berlins überragender Konstantin Igropulo erzielt sechs Treffer und führt seine Mannschaft zum Titel. (Foto: Matthias Kern/Getty)

Die Berliner Füchse gewinnen mit dem EHF-Pokal ihren lange ersehnten ersten internationalen Titel.

Von Javier Cáceres, Berlin

Dem EHF-Pokal wird bekanntlich von deutschen Mannschaften dominiert. Von den letzten elf Siegern stammen zehn aus Deutschland; nur 2014 mogelte sich die ungarische Mannschaft Pick Szeged dazwischen. In Berlin kam nun die zweitägige Finalrunde der 34. Auflage dieses Handballwettbewerbs zur Aufführung; und noch ehe am Sonntagabend das Finalspiel steigen konnte, stand fest: Die Siegermannschaft würde, zum 19. Mal in der Geschichte des Pokals, aus deutschen Landen stammen. Am Ende obsiegten dann die gastgebenden Reinickendorfer Füchse - mit 30:27 (16:13). Für sie war damit der erste internationale Titel der Vereinsgeschichte perfekt.

Dominikovics ausgekugelte Schulter war die zweite schwere Hamburger Verletzung im Turnier

Es war ein verdienter Sieg in einem hart umkämpften Spiel: Den Gastgebern merkte man an, dass sie sich, anders als im Vorjahr, den Sieg vor eigenem Publikum nicht nehmen lassen wollten. "Es ist sehr, sehr schön für unseren Verein, das hier zu Hause zu erleben. Die Nerven haben gehalten", sagte Trainer Dagur Sigurdsson. Nationalspieler Paul Drux, der das Tor zum Endstand erzielte, fand es "überragend, einfach nur geil"- ebenso wie Torwart Silvio Heinevetter: "Eine Riesenerlösung. Wir haben uns vor der Saison das Ziel gesetzt, diesen Pokal zu holen. Der Druck war groß." Berlin erwischte den besseren Start, hatten eine größere Präsenz auf dem Platz, die Spieler strahlten einen ultimativen Willen aus und erspielten sich vor allem durch die Tore von Konstantin Igropulo einen soliden Vorsprung heraus. Just als die Hamburger nach knapp einer Viertelstunde ins Spiel gefunden hatten und sogar erstmals in Führung gehen konnten, erlitten die HSV-Spieler einen schweren Rückschlag: Im Kampf um den Ball im Mittelfeld stürzte Davor Dominikovic unglücklich, ein Mitspieler fiel auf seinen ausgestreckten Arm und fügte ihm eine derart schwere Schulterverletzung zu, dass die Notärztin kommen musste. Sein Schmerzensschrei war in der nahezu vollbesetzten Max-Schmeling-Halle bis unter die Decke zu hören.

Später wurde eine ausgekugelte Schulter diagnostiziert, der Verdacht auf Oberarmbruch bestätigte sich zunächst nicht.

Für die Hamburger war das nach dem Achillessehnenriss, den sich der Schwede Johan Petersson im Halbfinale gegen die dänische Mannschaft Skjern HB zugezogen hatte, der zweite Verletzungsschock. Im Finale erholten sie sich davon lange nicht. Die Füchse gingen schließlich mit einem Drei-Tore-Vorsprung in die Pause (16:13) - und konnten sich dabei nicht nur bei Peter Nenadic und Konstantin Igropulo bedanken, sondern auch bei Torhüter Silvio Heinevetter: Er war mit sechs Paraden bei 18 Schüssen erneut der grandiose Rückhalt seiner Mannschaft.

Nach der Pause war die Dominanz der Berliner weiter ungefährdet. Mehr noch: Sie versuchten, die Uhr konzentriert und nüchtern herunterzuspielen. Einige überhastete Abschlüsse und gute Paraden des deutschen Nationaltorwarts Johannes Bitter brachten die Hamburger aber doch wieder ins Spiel. Nachdem die Berliner schon mit fünf Toren (21:15) vorne gelegen hatten, konnten die Hamburger in der 45. Minute per Siebenmeter von Kentin Mahé kurz ausgleichen (21:21).

Es ging hin und her, doch dann gingen die Füchse wieder in Front. Der linke Rückraumspieler Paul Drux, der zusammen mit Fabian Wiede als einer der talentiertesten deutschen Nachwuchskräfte gilt, hatte getroffen. Beide waren es dann auch, die mit Abgeklärtheit und wichtigen Toren in der Schlussphase halfen, den knappen Vorsprung zu halten. Drux' Einzelaktion brachte den 30:27-Endstand. Und endgültig draußen war die Spannung, als Torwart Petr Stochl einen letzten verzweifelten Wurf von Matthias Flohr abwehrte. "Hamburg kriegt Olympia. Aber wir haben den EHF-Pokal", rief der Hallensprecher ins Mikrofon, ehe er eine Humta-humta-Version des alten Gassenhauers "So ein Tag..." durch die Boxen jagte.

Für die Berliner stellte der Triumph einen überaus versöhnlichen Abschluss einer durchwachsenen Saison dar. Dies war für die Füchse umso bedeutsamer, als sich zwei prägende Figuren verabschiedeten. Der spanische Weltklasse-Rückraumspieler Iker Romero beendet sein vierjähriges Gastspiel in der Hauptstadt - und seine Karriere. Er kehrt in seine baskische Heimat zurück. Trainer Sigurdsson wiederum wird sich auf seine Rolle als deutscher Nationaltrainer konzentrieren.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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