Tracking:Datenschützer: Facebook hat keinen Respekt vor Privatsphäre

Facebook

Daumen rauf, Daumen runter: Facebook sei intransparent, monieren belgische Datenschützer.

(Foto: Jens Büttner/dpa)
  • Datenschützer aus Belgien fordern Facebook dazu auf, das Sammeln von Nutzerdaten stark einzuschränken. Sollte das Unternehmen nicht auf die Forderungen reagieren, könnte es zu rechtlichen Schritten kommen.
  • Facebook betont, sich an geltendes Recht zu halten.
  • Eine Studie der Universität im belgischen Löwen hat ergeben, dass Nutzer auch dann beim Surfen verfolgt werden, wenn sie gar kein Konto bei Facebook haben.

Facebook müsse transparenter werden

Belgische Datenschützer fordern Facebook dazu auf, das Sammeln von Nutzerdaten stark einzuschränken. Sollte das Unternehmen sich weigern, könnten Strafanwälte rechtliche Schritte in Erwägung ziehen, berichtet die Website Politico. Die Datenschützer fordern demnach, das soziale Netzwerk dürfe externe Plug-ins auf Drittseiten nur dann zum Datensammeln nutzen, wenn die Nutzer explizit zugestimmt hätten. Mit diesen externen Like- und Teilen-Knöpfen konnte Facebook das Datensammeln enorm intensivieren. Statt nur eine Quelle zu haben, aus der sich Nutzerdaten abschöpfen lassen - nämlich die Seite facebook.com - sind es seit der Einführung 13 Millionen mehr. So viele Webseiten sollen diese Buttons auf der eigenen Seite eingebettet haben.

Facebook behandle das Privatleben seiner Nutzer "ohne Respekt". Das Problem müsse angegangen werden, sagte Willem Debeuckelaere, Präsident der belgischen Datenschutzkommission dem Guardian zufolge.

Klarere Kommunikation, wie Cookies eingesetzt werden

Die Datenschützer verlangen außerdem, dass Facebook klarer mitteilt, wie sogenannte Cookies eingesetzt werden. Cookies sind Dateien, die Informationen abspeichern. Auf diese Weise müssen Passwörter nicht bei jedem Webseitenbesuch neu eingegeben werden. Cookies können aber auch dazu verwendet werden, Nutzer beim Surfen durch das Netz zu verfolgen. Genau das war Facebook in einer Studie vorgeworfen worden.

Das sind die Ergebnisse der Studie

Forscher der Universität im belgischen Löwen hatten im Auftrag der belgischen Datenschützer untersucht (PDF), wie Facebook-Nutzer verfolgt ("getrackt") werden. Unter anderem fanden sie heraus, dass Facebook Cookies einsetzt, mit denen Nutzer verfolgt werden, die sich explizit dagegen ausgesprochen haben - und sogar Nutzer, die über gar kein Konto bei Facebook verfügen. Das Vorgehen Facebooks sei ein Verstoß gegen europäisches Recht, so die Forscher.

So reagierte Facebook

Facebook betonte, dass die Privatsphäre der Nutzer wichtig sei: "Wir arbeiten hart, um sicherzustellen, dass die Nutzer Kontrolle darüber haben, welche Informationen sie mit wem teilen." Facebook werde bereits in Europa reguliert und halte sich an europäisches Datenschutzrecht. Es sei unklar, wie die Befunde der Datenschützer anzuwenden seien. Die Behörde selbst ist nicht dazu befugt, Facebook mit Strafzahlungen belegen. Ein entsprechendes Gesetz solle aber bis Jahresende vorliegen.

In Europa gilt eine Datenschutz-Richtlinie* aus dem Jahr 1995. Darin steht, dass Unternehmen, die bereits in einem europäischen Land reguliert werden, auch in anderen Teilen Europas operieren dürfen. Facebook hat eine Tochtergesellschaft in Irland gegründet. Kritiker argumentieren, dass auf diese Weise ein stärkerer Datenschutz, wie zum Beispiel der in Deutschland, ausgehebelt werden kann. Auf europäischer Ebene wird deshalb seit Jahren daran gearbeitet, ein Nachfolge-Modell zu finden, die Datenschutz-Grundverordnung.

Die Studie selbst kritisierte Facebook mit harschen Worten. Zentrale Befunde seien schlicht falsch. Doch es habe Fälle gegeben, in denen auch dann Cookies verschickt wurden, wenn Nutzer nicht auf Facebook angemeldet gewesen seien. Dabei habe es sich jedoch lediglich um Bugs gehandelt, also unabsichtliche, technische Fehler, die mittlerweile korrigiert worden seien.

*Artikel wurde aktualisiert.

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