Memmingen:Allgäu Airport weiter in Finanznot

Memmingen: In Schwierigkeiten: Die Zahl der Passagiere in Memmingen ging 2014 auf 750 000 im Jahr zurück.

In Schwierigkeiten: Die Zahl der Passagiere in Memmingen ging 2014 auf 750 000 im Jahr zurück.

(Foto: Allgäu Airport)
  • In diesem Sommer entscheidet sich, ob der drittgrößte Flughafen Bayerns, der Allgäu Airport in Memmingen, ausgebaut wird.
  • Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid hat verkündet, dass künftig ein drittes innerdeutsches Ziel angefloge wird: Von Oktober an gibt es elf Flüge pro Woche von und nach Köln-Bonn.
  • Die finanzielle Lage des Flughafens ist jedoch weiterhin nicht stabil.

Von Stefan Mayr, Memmingen

In diesem Sommer wird über das Schicksal des angeschlagenen Allgäu Airports in Memmingen entschieden. Wird der drittgrößte Flughafen Bayerns ausgebaut, und kann er damit endlich in die schwarzen Zahlen fliegen? Oder verschwindet auch er in der Versenkung der untergeordneten Flugplätze? "Das Jahr 2015 ist entscheidend. Wir stehen an einem Scheideweg", sagt Gebhard Kaiser, ehemals Oberallgäuer Landrat und früherer CSU-Landtagsabgeordneter. Kaiser ist seit Dezember als Berater für den Privat-Flughafen tätig. Er arbeitet an einem Konzept, das er demnächst den Gesellschaftern vorlegen wird. "Die Frage ist, wer ist bereit, noch einmal Geld zu geben", sagt Kaiser.

Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid hat am Montag verkündet, dass Memmingen künftig eine dritte innerdeutsche Destination anbieten kann: Von Oktober an gibt es elf Flüge pro Woche von und nach Köln-Bonn. Hierfür stationiert die österreichische Fluggesellschaft Intersky ein Flugzeug in Memmingen. Zudem baut Intersky das Angebot nach Hamburg und Berlin aus - ebenfalls vom Oktober an werden die beiden Metropolen täglich angesteuert. Das sind zweifellos positive Nachrichten aus Sicht der Betreiber. Aber reichen diese, um die drohende Insolvenz abzuwenden?

"Im Vergleich zu Nürnberg stehen wir sehr gut da"

Auf Pressekonferenzen und in Interviews zeigt sich der smarte und immer bestens gelaunte Manager Schmid stets optimistisch und spricht von guten Perspektiven. Fragen nach Finanzproblemen tut er gerne ab mit dem Spruch: "Im Vergleich zu Nürnberg stehen wir sehr gut da." Doch an anderer Stelle hat er jetzt erstmals zugegeben, dass die Geldsituation derzeit extrem angespannt ist. Im Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2013 räumt er ein: "Für die Sicherstellung unserer finanziellen Handlungsfähigkeit sind jedoch noch weitere Einlagen der Gesellschafter erforderlich." So steht es schwarz auf weiß im Lagebericht, den Schmid unterzeichnet hat. Die entscheidende Frage, ob diese Notgeldspritze auch wirklich kommen wird, beantwortet Schmid mit einem Nebensatz "wovon wir derzeit ausgehen".

Wie ernst die Lage ist, verdeutlicht der Hinweis der Wirtschaftsprüfer, die den Jahresabschluss durchleuchtet haben. In ihrem Bestätigungsvermerk stellen sie klar, "dass die Sicherstellung der finanziellen Handlungsfähigkeit von weiteren Einlagen der Gesellschafter abhängt".

Dies war die Situation 2013. Und wie ist sie jetzt? Der Jahresabschluss für das Jahr 2014 liegt noch nicht vor. Schmid hat aber bereits eingeräumt, dass 2014 die Passagierzahl von 840 000 um mehr als zehn Prozent auf 750 000 gesunken ist. Um aus der Verlustzone fliegen zu können, benötigt Schmid nach eigenen Angaben eine Million Passagiere pro Jahr. Zuletzt sprach der Flughafen von 12,5 Millionen Euro Schulden. 2013 machte er 1,6 Millionen Verlust. Aktuelle Zahlen wollte Schmid auf Anfrage nicht nennen.

Gesellschafter haben schon tief in die Taschen gegriffen

Ex-Landrat Kaiser spricht Klartext: "Der Ausbau muss spätestens 2017 gemacht werden, im jetzigen Zustand weiterhecheln geht nicht." Entweder der Ausbau beginne, "oder den Airport wird es in der bisherigen Form nicht mehr geben". Er hoffe schon, dass ein "Großteil" der Gesellschafter nochmals Geld in die Hand nimmt. Versprechen könne er das aber nicht. Die Gesellschafter, das sind 72 kleine und mittelständische Unternehmen aus Südschwaben. Sie haben bislang schon sehr tief in die Taschen gegriffen, so manche werden wohl nicht noch mehr Geld verbrennen wollen.

Am 27. Mai beginnt vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof die mündliche Verhandlung über den umstrittenen Ausbau des Airports. Der Flughafen will seine Betriebszeiten verlängern und die Landebahn ausbauen, um die Passagierzahlen erhöhen zu können. Der Antrag wurde bereits genehmigt. Dagegen haben der Bund Naturschutz in Bayern und die örtliche Bürgerinitiative "Bürger gegen Fluglärm" Klage eingereicht.

Der Flughafen beziffert die Kosten des Ausbaus auf 16 Millionen Euro. Dieter Buchberger von "Bürger gegen Fluglärm" bezeichnet diese Zahlen als völlig unrealistisch. Er sagt: "Hier werden die Staatsregierung und die Öffentlichkeit belogen." Er geht von Gesamtkosten in Höhe von hundert Millionen Euro aus.

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