Mietspiegel:Berlin wird teurer

Rollkoffer in Berlin

Gebucht wird im Internet, dann geht es in die reale Welt: Touristen laufen in Berlin mit Rollkoffern auf einem gepflasterten Gehweg an Pfützen vorbei.

(Foto: Jens Kalaene/dpa)

Der neue Mietspiegel für die Hauptstadt steht von Anfang an in der Kritik. Die Hauptstadt ist noch günstiger als Hamburg oder München, wird aber teurer - nicht zuletzt wegen der vielen Ferienwohnungen.

Von Friederike Zoe Grasshoff, Berlin

Schon seit Jahren klagen die Berliner über steigende Mieten vor allem in Szene-Vierteln wie Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Kreuzberg, seit Montag liegt der aktuelle Mietspiegel für die Hauptstadt vor: Demnach wird Wohnen weiterhin teurer. Die Mieten sind seit 2013 jährlich im Schnitt um 2,7 Prozent gestiegen, also um 15 Cent pro Quadratmeter. Während die Durchschnitts-Nettokaltmiete vor zwei Jahren noch bei 5,54 Euro pro Quadratmeter lag, stieg dieser Wert im Jahr 2015 auf 5,84 Euro an. Dass der Berliner Wohnungsmarkt angespannt ist, liegt auch daran, dass mehr und mehr Wohnungen über Plattformen wie Airbnb an Touristen vermietet werden und Wohnraum deswegen knapper wird.

"Wir spüren die Attraktivität der wachsenden Stadt Berlin an steigenden Mieten", sagt Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD). So angespannt wie in anderen Großstädten ist die Lage jedoch nicht; dem Senat zufolge liegt die durchschnittliche Nettokaltmiete in München pro Quadratmeter derzeit bei 10,73 Euro - und damit 84 Prozent über dem Niveau von Berlin. In Hamburg ist die vergleichbare Miete um ein knappes Drittel höher.

Der Berliner Mieterverein sieht die Mieter dennoch weiter unter Druck und erwartet weitere Mieterhöhungen; wegen der teuren Neuvermietungen seien die Mietspiegeloberwerte deutlich stärker gestiegen, teilte Geschäftsführer Reiner Wild mit. Die Oberwerte seien der Orientierungspunkt für Vermieter. Daran - und nicht am Durchschnitt - orientierten sich die Vermieter. Besonders betroffen seien erneut Altbauten, die bis 1918 fertig gebaut wurden und Nachkriegsbauten aus den Jahren 1950-1964.

Alle zwei Jahre liefert der Mietspiegel einen Überblick über ortsübliche Vergleichsmieten, bei der Neuvermietung bestehender Wohnungen darf man höchstens zehn Prozent über diesem Durchschnittswert liegen. Der Mietspiegel gilt für mehr als 1,3 Millionen nicht preisgebundene Wohnungen in Berlin und soll künftig auch als Grundlage für die Mietpreisbremse dienen, die im Frühjahr vom Bundestag beschlossen wurde und in der Hauptstadt im Juni in Kraft tritt.

Das Problem ist nur: Um eben diesen Mietspiegel, diese vielbesagte Richtschnur und Grundlage, wird derzeit recht kontrovers diskutiert. So hatte das Amtsgericht Charlottenburg den bislang gültigen Berliner Mietspiegel von 2013 in der vergangenen Woche für ungültig erklärt. Zu unwissenschaftlich, so begründeten die Richter ihre Entscheidung. Rechtskräftig ist dieses Urteil jedoch nicht, es gilt auch nicht für den aktuellen Mietspiegel.

Was nicht heißt, dass der neue Mietspiegel, der vom Institut Gewos mit etwas anderen statistischen Methoden erstellt wurde, unumstritten wäre: Die zwei Vermieterverbände Haus und Grund sowie der Verband Freier Wohnungsunternehmen erkennen die vorgelegten Zahlen nicht an.

Senator Geisel verteidigte die vorgelegten Zahlen am Montag und sagte, dass sich auch der neue Berliner Mietspiegel als "bewährtes Instrument zum Erhalt des sozialen Mietenfriedens in Berlin" erweisen werde. Er vermute hinter der Ablehnung Kritik an der Mietpreisbremse. Die Verbände wollten sich Klagemöglichkeiten offenhalten.

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