Internetservice vor Aus:Kulturwelle verebbt

Der Starnberger Kreistag lehnt einen Zuschuss von 25 000 Euro für die Internet-Plattform des Tourismusverbands ab. Damit dürfte der Service endgültig vor dem Aus stehen

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Das Ringen um den Erhalt der Internet-Plattform Kulturwelle 5, die der Tourismusverband betreibt und die jährlich etwa 150 000 Besucher hat, geht weiter. In der Sitzung des Kreistags am Montag versuchten die Freien Wähler (FW), den Landkreis zu einem Zuschuss von 25 000 Euro zu bewegen. Diese Summe hätte das Überleben der Kulturwelle für dieses Jahr bedeutet. Ein entsprechender Antrag der FW lag dem Kreisgremium vor.

In der längeren Diskussion wurden die Positionen noch einmal deutlich. Vor allem ging es darum, ob dieser Service tatsächlich zu den Aufgaben des Tourismusverbands gehört angesichts vieler anderer Möglichkeiten, sich im Internet über Kulturveranstaltungen im Landkreis zu informieren - ganz zu schweigen von den Zeitungen, die täglich diesen Service bieten.

Während sich FW-Kreisrat Matthias Vilsmayer und sein Kollege Bernhard Sontheim, der auch Vorsitzender des Tourismusverbands ist, für den digitalen Kulturtermindienst stark machten, hatten Landrat Karl Roth (CSU) und Bürgermeistersprecher Rupert Monn (CSU) erhebliche Bedenken. "Der Antrag heißt doch: Der Landkreis soll einsteigen", meinte Roth. Dies könnte womöglich den Landkreis in Schwierigkeiten bringen, denn der Zuschuss würde einem privaten Unternehmen zugute kommen und zwar ohne öffentliche Ausschreibung. Je länger die Aussprache dauerte, um so klarer wurde dem Landrat, dass ohne Ausschreibung gar nichts gehe: "Ich tue mir schwer, den Auftrag zu vergeben." Von "blöder Situation" war die Rede. Monn erinnerte daran, dass schon ein Großteil der Mitglieder des Tourismusverbands in der jüngsten Sitzung für eine Einstellung der Kulturwelle waren, da diese zu viele Kosten verursache. Er werde gegen den Zuschuss stimmen. Manfred Herz (CSU) fand die Ausgaben von 72 000 Euro in zwei Jahren "für irre viel". Er rechnete vor: "Ein Mitarbeiter erhält pro Monat 3000 Euro allein für das Einstellen von Terminen im Internet."

Sontheim relativierte die Ausgaben, sprach von anderen, zusätzlichen Tätigkeiten und versuchte, den Zuschuss schmackhaft zu machen. "Von unserem Kulturportal profitieren nicht nur die Touristen, sondern auch die Bürger und die Unternehmen." Die Kulturwelle sei Wirtschaftsförderung pur. Gleichzeitig kritisierte er die Gemeinden. Kaum eine Kommune im Landkreis habe die Kulturwelle auf der Homepage verlinkt. Für Sontheim mit ein Grund, warum die Internet-Plattform im Landkreis relativ unbekannt sei. Unterstützung erhielt er von der FDP und den Grünen, die gleichfalls diesen Service erhalten wollten. Bei der Abstimmung wurde jedoch der FW-Antrag auf Zuschuss abgelehnt. Kann sein, dass dies das endgültige Sterbeglöckchen für die Kulturwelle war.

Überhaupt stand der Tourismusverband in der Sitzung im Feuer. Herz übte heftige Kritik an den hohen Ausgaben in Zusammenhang mit den Fusionsgesprächen zwischen Wirtschaftsförder-GmbH (Gfw) und Tourismusverband. Der Verband gebe dreimal so viel aus wie die Gfw, das könne nicht so bleiben, so Herz. Sontheim korrigierte umgehend, das Verhältnis sei ein Drittel zu zwei Drittel, Herz habe die Einnahmen des Verbands nicht mitgerechnet.

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