Israel:Schalom soll Frieden bringen

Israel: Silvan Schalom wird mit den Palästinensern verhandeln, fiel bisher jedoch eher als Förderer jüdischer Siedler auf.

Silvan Schalom wird mit den Palästinensern verhandeln, fiel bisher jedoch eher als Förderer jüdischer Siedler auf.

(Foto: Nicholas Kamm/AFP)

Er trägt den passenden Namen für den neuen Job: Schalom, auf deutsch Frieden. In Israels neuer Regierung ist Silvan Schalom für Friedensverhandlungen mit den Palästinensern zuständig.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Als "Friedensengel" ist er bislang noch nicht aufgefallen, auf diesem vom Papst jüngst verliehen Titel darf sich exklusiv der Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas ausruhen. Aber immerhin trägt er den passenden Namen für den neuen Job: Schalom, auf deutsch: Frieden, heißt er, und in Israels neuer Regierung ist Silvan Schalom künftig für die Friedensverhandlungen mit den Palästinensern zuständig. Das ist eine bedeutsame Aufgabe - wenn es denn etwas zu verhandeln gäbe.

Die Ernennung des Innenministers zum neuen Unterhändler, die Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu nun ohne offizielle Bestätigung streuen ließ, darf dennoch als Signal verstanden werden: Die Regierung in Jerusalem zeigt sich zumindest pro forma bereit, wieder in den vor einem Jahr implodierten Friedensprozess einzusteigen. Die Euphorie darüber hielt sich jenseits von Jerusalem allerdings in Grenzen. Die Palästinenser verbinden mit dem neuen Mann die alten Positionen. US-Präsident Barack Obama hat seinen Nahost-Ehrgeiz ohnehin bereits heruntergeschraubt auf die Floskel von der nun erst einmal nötigen "Vertrauensbildung".

Als Außenminister der Jahre 2003 bis 2006 ist der 56-jährige Likud-Politiker Schalom immerhin mit der Materie vertraut. Anders als bei seiner Vorgängerin Tzipi Livni jedoch ist seine Position zum Friedensprozess bestenfalls ambivalent: Gegen Verhandlungen hat er nichts, das Ziel jedoch behagt ihm kaum: Immer wieder hat er sich gegen einen Palästinenserstaat ausgesprochen; den Siedlern im Westjordanland diente er sich stets als Freund und Förderer an.

Zugleich jedoch ist er darauf bedacht, wenig anzuecken. Loyalität gehört eher zu seinen Stärken als Kreativität. Unterstützt von seiner Frau, die einer reichen Verlegerfamilie entstammt und als Talkshow-Moderatorin Prominenz genießt, inszeniert er sich gern als Mann für höhere Weihen. Vor Jahresfrist galt er sogar einmal als aussichtsreicher Anwärter aufs Präsidentenamt, bis eine später niedergeschlagene Ermittlung wegen sexueller Belästigung diese Ambition erledigte.

Nun hat er wieder eine Chance aufs Rampenlicht: Schalom soll Frieden bringen.

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