Abschied aus der Bundesliga:Adieu, Herr Mathelehrer

Saisonende bedeutet nicht nur Abstiegskampf, sondern auch Abschied nehmen: Ob Sebastian Kehl, Rafael van der Vaart, Claudio Pizarro oder Pavel Krmas - diese Spieler verlassen die Bundesliga.

Von Nils Mayer

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Rafael van der Vaart (Hamburger SV)

Hamburg SV's Rafael van der Vaart reacts during their German Bundesliga first division soccer match against VFB Stuttgart in Stuttgart

Quelle: REUTERS

Was er geleistet hat: Van der Vaart kam als große Figur und gilt inzwischen als das Gesicht der HSV-Krise. Seit seiner Rückkehr 2012 reichte der Niederländer nicht mehr an die Leistungen aus der ersten Ära 2005 bis 2008 (29 Tore und 19 Vorlagen) heran. Ausgerechnet im letzten Spiel mit Hamburg fehlt Van der Vaart nun gelbgesperrt. Die Rückholaktion geht als eines der traurigsten Missverständnisse in die HSV-Geschichte ein.

Warum er fehlen wird: Wegen seiner Freistoßtreffer von einst - und wegen des Glamour-Faktors.

Wie es weitergeht: Ein Wechsel zu Sporting Kansas City in die nordamerikanische Profiliga MLS hat sich zerschlagen. Ajax Amsterdam und Klubs aus Katar sollen interessiert sein.

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Simon Rolfes (Bayer 04 Leverkusen)

Bayer 04 Leverkusen v 1899 Hoffenheim - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Was er geleistet hat: In zehn Bayer-Jahren lief Rolfes in 287 Bundesligabegegnungen auf, erzielte 41 Tore. Der Mittelfeldstratege reifte in Leverkusen zum Nationalspieler, absolvierte 26 Länderspiele. Nach der Partie in Frankfurt beendet er seine Karriere. Obwohl der 33-Jährige eigentlich zu gut für die Fußball-Rente ist. "Ich will aber nicht aufhören, wenn man mich aus dem Stadion tragen muss", sagt Rolfes.

Warum er fehlen wird: Weil er von seinen Trainern als integer, loyal und hochintelligent beschrieben wird und mehr nachdenkt als ein durchschnittlicher Bundesligaspieler.

Wie es weitergeht: Rolfes gründete zusammen mit Markus Elsässer, einem Finanzexperten, eine Firma. Das Ziel: Die sportliche Entwicklung von Spielern zu fördern und ihnen zu helfen, vernünftig mit ihrem Geld umzugehen.

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Sebastian Kehl (Borussia Dortmund)

1899 Hoffenheim v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Was er geleistet hat: Kehl leistete viel Aufräumarbeit im Mittelfeld seiner Teams. Er hat 313 Bundesligaspiele (24 Tore) für Dortmund und den SC Freiburg sowie 32 Länderspiele (3 Tore) für Deutschland absolviert. Mit den Dortmundern gewann er die Meisterschaften 2002, 2011 sowie das Double 2012. Nun hat er die Chance auf einen weiteren Titel, er steht noch einmal im Pokalfinale. "Ein Sieg gegen Wolfsburg", sagt Kehl, "würde meine Karriere krönen."

Warum er fehlen wird: Weil er als Kapitän von Borussia Dortmund leidenschaftlich übers Spielfeld pflügte, aber auch gern mal verbal provozierte - zuletzt legte er sich mit Pep Guardiola an.

Wie es weitergeht: Kehl kann sich einen Job als Manager oder Trainer vorstellen. Wenn es nach BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke geht, soll er "ein Botschafter des Klubs" werden. Wortgewandt genug für diesen Job ist Kehl.

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Nikolce Noveski (FSV Mainz 05)

1. FSV Mainz 05 v 1. FC Koeln - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Was er geleistet hat: Der Mazedonier gilt beim FSV Mainz als Legende. Nach elf Jahren ist Schluss in Mainz. Eine Bestmarke muss der 36-Jährige im Fußball-Ruhestand teilen: Noveski erzielte gemeinsam mit Manfred Kaltz die meisten Eigentore in der Bundesliga-Historie - sechs an der Zahl.

Warum er fehlen wird: In der Mainzer Zwergenmannschaft ragt der robuste Innenverteidiger mit seinen 1,90 Metern heraus. Wer soll in Zukunft die Kopfballduelle gewinnen?

Wie es weitergeht: Er wird zum Ehrenspielführer ernannt. Mehr ist noch nicht bekannt. Noveski spricht öffentlich nicht viel. "Vielleicht nehme ich ja eine Stelle in der Kommunikationsabteilung an", sagte er zuletzt - und schmunzelte. Humor hat der Mann.

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Filip Daems (Borussia Mönchengladbach)

VfL Borussia Moenchengladbach v FC Augsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Was er geleistet hat: Mit 183 Einsätzen ist Daems der Ausländer, der am häufigsten für Gladbach in der Bundesliga aufgelaufen ist. In den zehneinhalb Jahren als Borusse erlebte der Linksverteidiger den Abstieg 2007, den direkten Wiederaufstieg 2008 sowie die knappen Rettungen 2009 und 2011. In dieser Saison hat Daems noch kein Spiel absolviert. Bekommt er in seiner letzten Partie noch einmal ein paar Minuten?

Warum er fehlen wird: Weil er ein sicherer Elfmeterschütze ist. In der ersten und zweiten Liga erzielte Daems zusammen 14 Tore für Gladbach, alle per Elfmeter.

Wie es weitergeht: Daems wechselt zum belgischen Erstligisten KVC Westerlo und erhält dort einen Zweijahresvertrag. "Mein Körper fühlt sich sehr gut an", sagt der 36-Jährige, "ich habe nach wie vor richtig Lust auf Fußball."

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Pavel Krmas (SC Freiburg)

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Quelle: AFP

Was er geleistet hat: "Wenn der mal nicht zum Training auf den Platz kann, dann schämt er sich", sagte Freiburgs Trainer Christian Streich mal über Krmas. Seit Jahren ist der fleißige Innenverteidiger aus Tschechien ein Stabilisator des Teams. Insgesamt 99 Bundesligaspiele und 57 Zweitligaspiele absolvierte er für den SC Freiburg.

Warum er fehlen wird: Krmas gilt als unabsteigbar. Mit dem 35-Jährigen musste der Sportclub nie in die zweite Liga - ob es auch diesmal wieder so ist? In den vergangenen Jahren war Krmas zudem der SC-Spieler mit der besten Zweikampfquote.

Wie es weitergeht: Krmas geht mit seiner Familie nach Tschechien zurück. Es könnte sein, dass er dort an einer Schule arbeitet - Krmas ist Mathematiklehrer.

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Thorben Marx (Borussia Mönchengladbach)

FC Augsburg v VfL Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Was er geleistet hat: Der Mittelfeldspieler, bald 34, beendet nach 255 Bundesligaspielen (11 Tore) für Arminia Bielefeld, Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach seine Karriere, still und leise. In den vergangenen zwei Jahren war Marx im defensiven Mittelfeld der Gladbacher hinter Granit Xhaka, Christoph Kramer, Havard Nordtveit und Mahmoud Dahoud nur noch fünfte Wahl.

Warum er fehlen wird: Weil er ein wichtiger Teamplayer für die Gladbacher war. "Mir macht es Spaß, die anderen zu unterstützen, das Niveau im Training hochzuhalten", meinte Marx. Diese Haltung sagt viel aus über einen, der seit mehr als einem Jahr kein Pflichtspiel mehr bestritten hat.

Wie es weitergeht: "Ich werde auf jeden Fall mit meiner Familie hier wohnen bleiben", sagt Marx. Nach sechs Jahren in Mönchengladbach fühlt er sich heimisch am Niederrhein. Eine Aufgabe im Borussia-Jugendbereich würde ihn reizen.

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Christian Wetklo (FC Schalke 04)

FC Schalke 04 v SC Paderborn 07 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Was er geleistet hat: In 14 Jahren hütete er bei 114 Bundesligaspielen das FSV-Tor. Nach seinem Wechsel zum FC Schalke 04, dem Lieblingsverein aus seiner Kindheit, hätte er eigentlich ab und zu im Regionalliga-Team spielen und die drei anderen Torhüter mit seiner Erfahrung im Training unterstützen sollen. Aber nachdem sich Ralf Fährmann und Fabian Giefer verletzt hatten, war er doch nochmal in der Bundesliga und in der Champions League dabei - allerdings nur auf der Bank.

Warum er fehlen wird: Der 35-Jährige sagt, was ihn stört, und trifft mutige Entscheidungen. In Mainz eckte er mehrmals an. Der Höhepunkt: Als Thomas Tuchel 2013 dem jungen Loris Karius den Vorzug gab, verzichtete Wetklo auf einen Kaderplatz beim Auswärtsspiel in Nürnberg.

Wie es weitergeht: Wetklo sagt zwar: "Wenn ich bleiben darf, bleibe ich." Aber die Aussichten auf eine Vertragsverlängerung sind schlecht, Schalke setzt auf Fährmann, Giefer und Timon Wellenreuther. Der frühere Mainzer wird deshalb wohl aufhören und seine Trainerausbildung vorantreiben.

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Claudio Pizarro (FC Bayern München)

Pressefoto Bayern 2013 - Sport

Quelle: Peter Schatz/dpa

Was er geleistet hat: Pizarro lief in insgesamt 382 Erstligaspielen für Werder Bremen und den FC Bayern auf und erzielte für die Klubs 176 Tore - so viele wie kein anderer Ausländer in der Bundesliga-Geschichte. Der Stürmer aus Peru, mittlerweile 36, trug mit seinen Treffern zu sechs deutschen Meisterschaften, fünf Pokalsiegen und einem Champions-League-Sieg der Münchner bei. Aber seine Einsätze wurden weniger. In dieser Saison vertraute ihm Pep Guardiola nur zwölfmal in der Bundesliga, nur einmal über 90 Minuten. Ein einziges Tor erzielte Pizarro - im Pokal gegen den Drittligisten Preußen Münster.

Warum er fehlen wird: Weil er spektakulär per Hacke oder Fallrückzieher traf, den Ball kaltschnäuzig ins Tor hämmerte oder listig über die gegnerischen Torhüter lupfte.

Wie es weitergeht: Fraglich. Beim FC Bayern erhält der Stürmer keinen neuen Vertrag. Bei einem anderen Klub in Deutschland möchte er nicht mehr spielen.

© SZ.de/Nils Mayer/sonn/dd
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