Banken:Fitch bestraft Commerzbank

Die Ratingspezialisten haben viele Kreditinstitute nach unten gestuft. Die Commerzbank ist noch zwei Stufen von "Ramsch" entfernt.

Von Harald Freiberger, Frankfurt

Die Ratingagentur Fitch hat die Commerzbank am Dienstag drastisch nach unten gestuft. Das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut verlor auf der 23-stufigen Skala gleich vier Noten. Bisher wurde sie mit "A+" bewertet, künftig gilt für sie "BBB". Das ist nur noch zwei Stufen über dem "Ramsch"-Status, der auf den Kapitalmarkt eine zentrale Rolle spielt. Viele professionelle Anleger, zum Beispiel Versicherungen, dürfen Aktien oder Anleihen derart bewerteter Unternehmen nicht mehr kaufen.

Die Herabstufung durch Fitch betrifft nicht nur die Commerzbank, sondern viele Banken in Europa. Hintergrund ist die Annahme, dass die Staaten künftig strauchelnde Banken nicht mehr so auffangen werden wie in der Finanzkrise, in der auch die Commerzbank mit 18 Milliarden Euro Steuergeld gerettet wurde. Seit diesem Jahr gilt in der EU ein Abwicklungsregime. Dabei werden zunächst die Eigentümer und Gläubiger herangezogen, wenn eine Bank in Schieflage gerät. Zudem zahlen die europäischen Kreditinstitute jedes Jahr eine Bankenabgabe in einen Fonds ein, dessen Höhe sich nach der Größe und Systemrelevanz der Bank bemisst. Über die Jahre soll dieser Rettungsfonds auf 50 Milliarden Euro anwachsen. Mit diesem Geld sollen Banken in der Krise künftig aufgefangen oder abgewickelt werden.

Für die Ratingagentur Fitch ist dieser Mechanismus aber nicht so sicher wie die Garantie eines Staates. Sie begründete die Herabstufungen mit der "gesunkenen Bereitschaft von Regierungen, Geldhäuser im Krisenfall zu stützen". Das Rating analysiert ein Finanzinstitut künftig ausschließlich "rein aus der eigenen Finanzstärke heraus". Weniger stark traf es den deutschen Immobilienfinanzierer Aareal Bank, dessen Rating sich um eine Note "BBB+" verschlechterte. Die Deutsche Pfandbriefbank wurde von Fitch ebenfalls um zwei Stufen auf "BBB" nach unten gesetzt. Zwei Noten - von "A+" auf "A-" - verlor der italienische Unicredit-Konzern, zu dem die Hypo-Vereinsbank gehört.

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