Kampf gegen den IS:Irakische Armee bereitet "Schlacht um Anbar" vor

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  • Die irakischen Regierungstruppen bereiten sich auf die Rückeroberung von Ramadi vor. Die strategisch wichtige Stadt war am Sonntag von der Terrormiliz Islamischer Staat eingenommen worden.
  • Die Dschihadisten legen Minenfelder rund um die Stadt an und errichten Verteidigungsanlagen.
  • Auf Seiten der Regierungstruppen sollen auch schiitische Milizen zum Einsatz kommen. Dies wurde von den USA bislang abgelehnt, da diese von Iran unterstützt werden.

Artillerie-Geschütze gegen Minenfelder und Verteidigungsanlagen

Im Irak bereiten sich Regierungstruppen und die Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) auf eine neue Schlacht um die strategisch wichtige Stadt Ramadi vor. Während die Armee Panzer und Artillerie-Geschütze um den Ort in der Provinz Al-Anbar in Stellung brachte, legten die Islamisten nach Angaben von Augenzeugen Minenfelder an und errichteten Verteidigungsanlagen.

Ein Vertreter der örtlichen Regierung rief die Bevölkerung auf, sich während der Kämpfe gegen den IS zu erheben. Aufseiten der Armee stehen auch Tausende Kämpfer schiitischer Milizen (Hasched al-Schaabi) bereit, die Stadt zurückzuerobern. Sie sprachen von einer bevorstehenden "Schlacht um Anbar". Mit der Eroberung Ramadis hatte der IS der irakischen Regierung und ihren US-geführten Verbündeten eine deutliche Niederlage zugefügt (mehr dazu hier).

Umstrittener Einsatz schiitischer Milizen

Insbesondere in den USA ist der Einsatz der schiitischen Milizen gegen den sunnitischen IS umstritten, da sie von Iran unterstützt werden. Zudem wird befürchtet, dass aus dem Kampf gegen den IS ein offener Konflikt zwischen den beiden islamischen Glaubensrichtungen werden könnte. Allerdings ist die irakische Armee nicht stark genug, um allein gegen die Islamisten bestehen zu können.

Leben im Irak
:Mitten im Kalifat des Terrors

In der irakischen Provinz Anbar herrscht die Terrormiliz IS mit Willkür und Gewalt. Zehntausende Menschen fliehen ins Ungewisse. Andere verteidigen ihre Heimat verbissen gegen die Macht des Bösen.

Von Paul-Anton Krüger

Ein Sprecher der US-Regierung betonte, die schiitischen Kämpfer stünden unter dem Kommando der irakischen Regierung. Die USA unterstützten in dieser Konstellation ihren Einsatz. Nach dem Fall von Ramadi hieß es in amerikanischen Regierungskreisen, der Irak habe keine wirkliche Alternative dazu. "Man muss mit der Armee kämpfen, die man hat", sagte ein Insider. "Und das ist die Armee, die sie haben."

USA überlegen, Zusammenarbeit mit Stammeskämpfern zu beschleunigen

Die USA erwägen, die Zusammenarbeit mit sunnitischen Stammeskämpfern vor Ort zu beschleunigen. Nach einem Treffen des Nationalen Sicherheitsrats in Washington sagte ein Sprecher des Gremiums, Alistair Baskey: "Wir prüfen, wie wir die Bodentruppen in Anbar am besten unterstützen." Dies beinhalte auch, "die Ausbildung und Ausrüstung örtlicher Stämme zu beschleunigen und die Operation zur Rückeroberung Ramadis unter irakischer Führung zu unterstützen".

Baskey fügte hinzu, dass es keine "formale Überarbeitung der Strategie" im Irak gebe. Nicht die Art der Unterstützung sunnitischer Stämme, sondern vielmehr das Tempo hierbei werde überdacht. Genaueres werde in den kommenden Tagen mitgeteilt. Im Nationalen Sicherheitsrat sitzen unter anderem US-Außenminister John Kerry, Verteidigungsminister Ashton Carter, CIA-Chef John Brennan und Obamas Sicherheitsberaterin Susan Rice.

Schwerster Rückschlag seit Monaten

IS-Kämpfer hatten Ramadi, die strategisch wichtige Hauptstadt der Provinz Anbar, am Sonntag erobert. Dabei waren den Terroristen mehrere Panzer und schwere Waffen in die Hände gefallen. Der Verlust der Stadt 100 Kilometer vor Bagdad ist der schwerste Rückschlag für Iraks vor acht Monaten angetretenen Regierungschef Haider al-Abadi. Er war nach Absprache mit den USA zunächst davor zurückgeschreckt, zur Abwehr des IS in der mehrheitlich sunnitischen Anbar-Provinz neben den Regierungstruppen auch die bereitstehenden Schiiten-Milizen einzusetzen. Das Weiße Haus hatte den IS-Sieg in Ramadi als "Rückschlag" bezeichnet, wies aber Spekulationen über eine drohende Niederlage gegen den IS zurück.

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