Olympia-Bewerbung für 2024:30 Millionen Euro für Hamburg

Olympiastadion in Hamburg

Die Computeranimation zeigt das Olympiastadion auf dem geplanten Olympiagelände auf dem Kleinen Grasbrook im Hafen von Hamburg.

(Foto: dpa)
  • Der Haushaltsausschuss des Bundestags beschließt, für die Olympia-Bewerbung Hamburgs 30 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.
  • Der Bund trägt damit rund die Hälfte der Gesamtkosten für eine Bewerbung, die kaum Aussichten auf Erfolg hat. Boston, Paris und Rom sind die Favoriten.
  • Die Hamburger Bürger werden womöglich erst 2016 abschließend entscheiden, ob sich die Stadt überhaupt um die Austragung der Spiele 2024 bewerben soll.

Von Johannes Aumüller

Hamburgs Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2024 soll eine nationale Sache sein - dieses Credo bringen die Verantwortlichen aus Sport und Politik schon lange unters Volk. Doch erst in diesen Tagen zeigt sich konkret, wie umfangreich sich der Bund an dem Projekt beteiligen möchte. Wenn sich demnächst die Bewerbungsgesellschaft formal konstituiert, wird zu den Gesellschaftern auch der Bund zählen; die exakte Größenordnung ist noch Teil von Verhandlungen. Zudem beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestages am Mittwochabend, für die Bewerbung insgesamt 30 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.

Der Bund geht ein erhebliches Risiko ein

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ist erfreut über den "wertvollen Rückenwind" aus Berlin. Der Bund geht mit diesem Engagement allerdings ein erhebliches Risiko ein. Die Chancen, dass sich Hamburg durchsetzt, sind eher gering. Die Mitbewerber Boston, Paris und Rom gelten in den Reihen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) als profilierter, und zudem beeinträchtigt Hamburgs Kandidatur, dass 2024 auch die Fußball-EM in Deutschland stattfinden soll. Da könnte leicht die Debatte aufkommen, ob die Millionen nicht besser an einer Stelle ausgegeben worden wären.

Dass sich der Bund in so ausgeprägter Form für eine Olympia-Bewerbung engagiert, ist ungewöhnlich - und zeigt, wie wichtig den Politikern dieses Projekt ist, von dem sie sich auch einen Impuls für die Reform des Leistungssports erhoffen. Bei den erfolglosen Anläufen in den vergangenen beiden Dekaden (Berlin 2000, Leipzig 2012, München 2018) gab es zwar mehr oder weniger große Unterstützung und Einflussnahme, aber der Bund war nie formaler Gesellschafter. Auch in einem solchen finanziellen Umfang war er nicht beteiligt: Für Berlin 2000 gab es umgerechnet etwa 5,5 Millionen Euro, für München 2018 keine direkten Bundesmittel. Das Gros der bei diesen Bewerbungen vergeblich eingesetzten Steuergelder entstammte Landes- und kommunalen Haushalten.

Nun ist die Frage, wie sich Hamburgs Bewerbung konkret finanziert. Die Gesamtkosten dürften den bisherigen Schätzungen zufolge zirka 50 bis 60 Millionen Euro betragen. Gut die Hälfte davon übernimmt also der Bund. "Ich verstehe das aber so, dass wir damit in Vorleistung gegangen sind und nun auch die anderen, speziell auch die Wirtschaft, mit deutlichen Beträgen nachziehen", sagt Anja Hajduk, Haushaltspolitikerin der Grünen.

DOSB zahlt für die Bewerbung keinen Euro

Während des innerdeutschen Wettstreites zwischen Hamburg und Berlin um die Kandidatur hieß es, dass die Wirtschaft der Hansestadt einen Betrag von zirka 25 Millionen Euro zugesichert habe. Allerdings haben die Olympia-Werber bei den vergangenen Kandidaturen bezüglich versprochener Sponsorengelder eher schlechte Erfahrungen gesammelt. Bei Münchens 2018er-Bewerbung gab es kaum private Unternehmen, die sich engagierten, sondern vor allem Unternehmen der öffentlichen Hand.

Auf jeden Fall kommen auch noch auf die Stadt Hamburg Ausgaben zu. Klar ist zudem, dass der Beitrag des organisierten deutschen Sportes selbst wieder null Euro betragen wird - eine 51-prozentige Mehrheit an der Bewerbungsgesellschaft, die der frühere Hamburgers Justiz-Staatsrat Nikolas Hill (CDU) als Geschäftsführer leiten soll, wird der DOSB gleichwohl halten.

Dabei ist noch offen, wie lange die Bewerbungsgesellschaft überhaupt existiert. Zwar gibt der DOSB bereits im September beim IOC offiziell den deutschen Kandidaten bekannt. Aber danach findet noch das versprochene Bürgervotum statt, ob die Hamburger sich überhaupt bewerben wollen.

Angepeilt war bisher ein Termin im Herbst, konkret der 29. November. Doch die Skeptiker des Olympia-Projektes wollen das Referendum auf 2016 vertagen, weil sie sich erst einmal belastbare Zahlen über die Kosten einer eventuellen Olympia-Austragung wünschen. Dazu ist bisher noch nichts veröffentlicht worden. Es ist aber nach Schätzungen davon auszugehen, dass die Gesamtkosten für die Infrastruktur mit der Umwandlung des Kleinen Grasbrook im Zentrum einen zweistelligen Milliarden-Betrag ausmachen würde.

Sollten die Kosten zu viele Bürger abschrecken, könnte Hamburgs Olympia-Idee bald wieder beendet sein. Sollte die Stadt hingegen bei der IOC-Session 2017 wider Erwarten den Zuschlag erhalten, wären die öffentlichen Haushalte wieder gefragt, für Vorbereitung und Umsetzung der Spiele viel Geld in die Hand zu nehmen.

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