Ende des 18. Jahrhunderts, in Goethes Erlkönig, ritten Vater und Sohn durch Nacht und Wind. Heute fahren Erlkönige eher, als stark getarnte Autos. Der Begriff beschreibt neue Modelle, deren Markteinführung noch bevor steht, die aber trotzdem schon im Straßenverkehr erprobt werden. Früher wurde die Form vornehmlich mit auf die Karosserie geklebten Plastikteilen und Schaumstoff in dunkler Farbe kaschiert. Dann kam jene stark gemusterter Tarnfolien auf, die je nach Dekor so griffige Namen wie "Fishies", "Flimmies" oder "Wirries" trugen.
Nun hat Opel eine neue Methode entwickelt, um die Betrachter über das Design des neuen Astra (im Bild mit Firmenchef Karl-Thomas Neumann) im Unklaren zu lassen. Die schwarz-weiß-graue Tarnfolie nennt sich "Cube" und erzeugt 3D-Effekte, die die Konturen des Autos verwischen. Das klappt gut, denn wie der neue Astra aussehen wird, lässt sich anhand der Erlkönig-Fotos kaum sagen. Obwohl bei einem Kompaktwagen 60 bis 70 Bögen Folie nötig sind, um ihn komplett zu verhüllen, sorgt die Tarnung laut Hersteller nicht dafür, dass die für die Ingenieure wichtigen Messergebnisse verfälscht werden. Ein TÜV-Prüfer hat zudem bestätigt, dass die Verkehrssicherheit gewahrt bleibt.
Im Frühsommer, wenn Opel die ersten Fotos des ungetarnten Astra veröffentlichen wird, kommt die Folie ab. Wer den Golf-Gegner persönlich in Augenschein nehmen möchte, muss noch bis zur IAA im September warten.