Vaterstetten:Verkehrsprobleme

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Die Purfinger Straße nutzen viele Autofahrer als Schleichweg und kommen damit an der Grundschule vorbei. (Foto: Endt)

Bei der Parsdorfer Bürgerversammlung geht es um zu viele Autos auf den Straßen und zu wenig Bandbreite im Internet

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Parsdorf soll fußgängerfreundlicher werden - wenigstens ein bisschen. Auf der Bürgerversammlung im Vaterstettener Gemeindeteil wurde nun beschlossen, dass in der Gruber Straße in Richtung Gewerbegebiet ein zusätzlicher Gehweg gebaut werden soll. Außerdem soll die Gemeinde in der Purfinger Straße vor der Schule einen sogenannten elektronischen Zeigefinger, also ein Display, das die Geschwindigkeit der Autos anzeigt, aufstellen, um Raser etwas einzubremsen. Über beide Anträge muss aber noch der Gemeinderat entscheiden.

Deutlich weniger Bürger als in früheren Jahren hatten am Mittwoch den Weg in die alte Post gefunden, um sich über die Vaterstettener Kommunalpolitik zu informieren. Mit gerade einmal 90 Teilnehmern blieb der Saal in der Alten Post halb leer. Vielleicht lag es daran, dass das Wirtshaus samt Küche, das der Kuratie Neufarn gehört, eigentlich seit einem guten Jahr geschlossen ist, nur den Saal durfte die Gemeinde - "Gott und der Kirche sei Dank", so Bürgermeister Georg Reitsberger - ausnahmsweise für die Veranstaltung nutzen Vielleicht gab es aber auch nicht genug Reizthemen. Zumindest der Bürgermeister und seine Amtsleiter hatten keines mitgebracht, sie informierten knapp über anstehende Projekte wie den Schulneubau und das Wohngebiet Vaterstetten West und Nordwest. Hierzu wurde nun erstmals eine Zahl genannt, über die in Vaterstetten schon lange spekuliert wird: nämlich wie viel Geld die Gemeinde aus den Grundstücksverkäufen einnimmt. Es seien 30 Millionen Euro, sagte Bauamtsleiterin Brigitte Littke, das wäre ungefähr der Betrag, den die Gemeinde für den Neubau der Grund- und Mittelschule veranschlagt hat. Gebaut werden sollen bald auch endlich die Supermärkte in Parsdorf, für die Nahversorgung der nördlichen Gemeindeteile, kündigte Reitsberger an, ohne jedoch einen konkreten Termin zu nennen.

Ein ewiges Reizthema wurde jedoch auch diesmal wieder aufs Tapet gebracht: Die Bewohner der nördlichen Ortschaften stören sich am Durchgangsverkehr. Besonders, wenn Autofahrer zwischen Neufarn und Parsdorf nicht die Münchner Straße, sondern Schleichwege durch die Dörfer nutzen, wie den Madlsteigweg und die Purfinger Straße - und damit direkt an Schule, Kindergarten und Sportplatz vorbeifahren. Zu diesem Thema waren vor der Versammlung schriftliche Anfragen im Rathaus eingegangen, etwa mit der Forderung den Madlsteigweg zur Anliegerstraße zu machen, oder vor der Schule einen Zebrastreifen einzurichten.

Dass der Durchgangsverkehr in Parsdorf zugenommen hat, bestätigte auch Manfred Weber, im Bauamt der Gemeinde zuständig für Straßenbau und Verkehrsrecht. Leider dürfe die Gemeinde weder einen Zebrastreifen in der Purfinger Straße aufbringen - dazu reichten die Verkehrsmengen nicht aus - noch einfach den Madlsteigweg ersatzlos sperren. Aber auch wenn keine schnelle Abhilfe in Sicht ist, zumindest mittelfristig könnte de Verkehr in den Ortschaften Parsdorf, Neufarn und Weißenfeld zurückgehen, dank der geplanten Umgehungsstraße. Zwar könne es bis zu deren Fertigstellung noch etwas dauern, Weber nannte den Oktober 2020 als mögliches Datum, aber die Gemeinde bemühe sich, das Projekt voranzubringen. Die ersten Gespräche und Verhandlungen mit den Eigentümern der Grundstücke seien bereits geführt worden. Dennoch gab es Zweifel am Effekt einer Ortsumgehung, Leonhard Spitzauer aus Parsdorf äußerte die Befürchtung, dass dann der Durchgangs- und Ausweichverkehr durch Hergolding fahren würde.

Wesentlich früher als auf der neuen Umgehung sollen die Parsdorfer im schnellen Internet unterwegs sein. Dies versprach Helmut Gallitscher von der Firma Avacomm, welche den nördlichen Teil der Gemeinde Vaterstetten mit Breitbandinternet versorgt. Immerhin 5000 Meter Glasfaserleitungen seien dazu in den vergangenen Monaten bereits verlegt worden, gut 1000 neue Anschlüsse gebe es schon. Etwas kritisiert wurde von einigen Zuhörern, dass das Angebot von Avacomm für die Kunden teurer sei, als von anderen Anbietern. "Wir sind nicht die Billigsten", gab Gallitscher zu, "aber auch nicht die Teuersten". Hauptamtsleiter Georg Kast erinnerte daran, dass sich "die Telekom geweigert hat, hier Anschlüsse einzurichten", der Konzern habe lediglich das neue Gewerbegebiet erschlossen, wo die zahlungskräftigen Großkunden sitzen. Um die Privatkunden zu erreichen, seien daher höhere Investitionen nötig, was sich auf die Preisgestaltung auswirke, erklärte Gallitscher.

Neues gab es auch vom Laubholzbockkäfer. Zwar ist der Baumschädling bisher nicht weiter nach Vaterstetten vorgedrungen, aber es gibt neue Regeln für die Quarantänezone in Weißenfeld. Wie Umweltamtsleiter Wolfgang Kuhn erläuterte, können Gartenabfälle wegen des hohen Aufwandes künftig nicht mehr im Wertstoffhof Feldkirchen abgegeben werden, wo sie dann in den Häcksler kommen. Alternativ hatte die Gemeinde vorgeschlagen, die Häckselei am eigenen Wertstoffhof vorzunehmen, doch dies sei wegen der Quarantäneregeln unmöglich. Denn es dürfe kein ungehäckseltes Holz die Quarantänezone verlassen. Daher, so Kuhn, werde die Gemeinde Vaterstetten künftig selbst eine Gartenabfallsammlung in Weißenfeld machen, und alle Holzreste von mehr als zwei Zentimeter Durchmesser gleich vor Ort häckseln.

Keinen Antrag aber eine dringende Bitte formulierte zum Schluss der Versammlung noch der langjährige Vaterstettener Ordnungsamtsleiter Johann Gunszt an seinen ehemaligen Arbeitgeber. Gunszt, der viele Jahre Kommandant der Parsdorfer Feuerwehr war, forderte, dass die Gemeinde endlich ihre Feuerwehren bei Verwaltungsaufgaben unterstützen solle. Er verwies auf andere Gemeinden, die, etwa für die Bearbeitung von Anträgen, der Dokumentation und Ähnlichem, einen Mitarbeiter im Rathaus abgestellt hätten. "Die Gemeinde muss sich fragen lassen, was ihr die Feuerwehren wert sind", so Gunszt. Eine ganze Stelle für die Feuerwehr sei derzeit leider nicht möglich, beschied der Bürgermeister, aber noch in diesem Jahr soll zumindest eine 7/10 Stelle dafür eingerichtet werden.

© SZ vom 22.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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