Platz 16: VfB Stuttgart (33 Punkte)
Wenn das Spiel so läuft, wie der VfB sich das vorstellt, dann wird Huub Stevens so zwischen der 68. und 78. Minute Alexandru Maxim für Daniel Didavi einwechseln. Um die 85. Minute herum könnte dann Timo Werner für Filip Kostic kommen, und kurz vor Beginn der Nachspielzeit wird Oriol Romeu dann vermutlich noch Serey Dié ablösen. Es ist im Übrigen möglich, dass Stevens exakt so wechselt, auch wenn das Spiel nicht so verläuft, wie er sich das wünscht. Stevens hat seine Startformation inzwischen gefunden, er hat auch seine Bankformation inzwischen gefunden und er hat sie klar gegliedert in Spieler, die eher eingewechselt und solche, die eher nicht eingewechselt werden - und Promi-Spieler wie Vedad Ibisevic oder Moritz Leitner haben sich daran gewöhnt, dass sie weder zur Start- noch zur Bankformation gehören. Sie haben Stevens enttäuscht, und wer das tut, den schickt er auf die Tribüne.
Stevens sieht überhaupt nicht ein, dass er nur wegen dieses Abstiegskampfes dem Huub in sich untreu werden soll. Er wird nicht versuchen, den SC Paderborn mit einer unerwarteten Aufstellung oder einer noch nie gesehenen Taktik zu verblüffen, er will den letzten Schritt so gehen, wie er auch den vorletzten gegen den HSV (2:1) und vorvorletzten gegen Mainz (2:0) gegangen ist. Er will den spielerischen Flow seiner Elf nicht mit irgendwelchen Mätzchen unterbrechen, er will einfach nur mit Affenbrot und Peitsche dafür sorgen, dass seine Stürmer & Dränger nicht übers Ziel hinausschießen oder daran vorbei. 34 Chancen hat sich die VfB-Offensive (Foto: Simon Hofmann/Getty Images) in den letzten vier Spielen herausgespielt, acht Tore sind daraus entstanden. Immerhin - oder: nur?
Es klingt nach Luxus, dass sie beim VfB die Chancenverwertung als zentrales Problem betrachten, aber die Frage wird sein, ob sich der VfB in Paderborn diesen Luxus leisten kann. Nur ein Sieg garantiert den direkten Klassenerhalt, eine Niederlage garantiert den direkten Abstieg - das Szenario ist klarer als die Erwartungen, mit denen der VfB nach Paderborn reist. Die Stuttgarter sind zuversichtlich, fast euphorisch, weil sie der Offensivkraft des Quartetts Harnik/Didavi/Kostic/Ginczek vertrauen; und sie sind vorsichtig, fast misstrauisch, weil Didavi leicht angeschlagen ist, aber vor allem, weil sie ihre Verschwendungssucht vorne ebenso gut kennen wie die gelegentlichen Unkonzentriertheiten hinten.
Mut macht, dass Schwaben gründliche Menschen sind, selbst im Abstiegskampf. Auf der Klub-Homepage weist der Verein darauf hin, dass die Dauerkarteninhaber im Falle eines Relegationsspiels freien Eintritt haben. Dauerparkscheine behalten ihre Gültigkeit.
Von Christof Kneer
Bild: Simon Hofmann/Getty Images