Konkurrenzkampf um Rockfestivals:Warum es Metallica im Sonderangebot gibt

  • Mit drei neuen Rockfestivals wollte die Deutsche Entertainment AG (Deag) in Konkurrenz zu "Rock am Ring" und "Rock im Park" des Unternehmers Marek Lieberberg treten.
  • Doch nun gibt es große Rabatte auf Tickets. Offenbar läuft der Vorverkauf nicht gut.
  • Zu aktuellen Zahlen und möglichen Auswirkungen des Festival-Engagements auf das Unternehmen nimmt Deag-Vorstandschef Peter Schwenkow keine Stellung.

Von Sebastian Krass

Warum die Deag neue Festivals startet

Das Angebot richtet sich an knapp 19 Millionen ADAC-Mitglieder. Zumindest an diejenigen, die gern auf laute Rockkonzerte gehen: Sie bekommen 25 Prozent Rabatt für Konzerte von Metallica und mehr als 20 anderen Bands im Münchner Olympiapark. Das Gleiche für die beiden anderen Hauptacts Muse oder Kiss - oder für das ganze Drei-Tages-Programm. Wer Mitglied ist, kriegt über die Internetseite des ADAC vergünstige Tickets für das neu geschaffene Rockavaria-Festival vom 29. bis 31. Mai. Für das Parallelfestival im Stadion von Schalke gab es kürzlich sogar 40 Prozent Nachlass.

Für kurzentschlossene Rockfans sind das gute Nachrichten. Für den Veranstalter Peter Schwenkow und seinen Konzern, die Deutsche Entertainment AG (Deag), hingegen sind die Festivals offenbar zu einem ziemlichen Problem geworden.

"Wachstumsschub durch massiven Eintritt in den Festivalmarkt" - das kündigte die Deag im vergangenen November zum Start des Vorverkaufs für die "Grüne Hölle" am Nürburgring, "Rockavaria" in München und "Rock in Vienna" an. Das börsennotierte Unternehmen aus Berlin stellte einen "profitablen Zusatzumsatz von 30 Millionen Euro" in Aussicht.

Was Schwenkow mit David Garrett verbindet

Bislang richtet die Deag etwa Konzerte von Anna Netrebko, Andreas Gabalier und den Böhsen Onkelz aus. Peter Schwenkow, der Vorstandsvorsitzende, gilt auch als der Mann, der aus dem Geiger David Garrett einen Popstar machte. Der große Einstieg in den Festivalmarkt war zugleich ein direkter Angriff auf die Konzertagentur von Marek Lieberberg, der seit 30 Jahren "Rock am Ring" und "Rock im Park" ausrichtet, die größten Festivals in Deutschland mit zuletzt insgesamt 150.000 Besuchern.

Den Ursprung nahm die Geschichte, als Lieberberg sich mit den Betreibern des Nürburgrings nicht auf eine Verlängerung des Pachtvertrags für 2015 einigte. Schwenkow war dann zur Stelle, und die Deag mietete noch den Münchner Olympiapark und die Donauinsel in Wien dazu. Das musikalische Konzept: "kompromissloser Rock".

Lieberberg wiederum zog mit "Rock am Ring" auf den nur 30 Kilometer vom Nürburgring entfernten Flugplatz in Mendig um - die 90.000 Karten für dieses Festival sind seit Februar ausverkauft.

Warum Schwenkow vom Ring nach Schalke umzog

Im Dezember berichtete die Wirtschaftswoche erstmals über schlechte Vorverkaufszahlen für die Deag-Festivals. Im März überwarf Schwenkow sich mit den Betreibern des Nürburgrings und verlegte das Festival ins Fußballstadion von Schalke, aus der "Grünen Hölle" wurde "Rock im Revier".

Nachdem er es zunächst abgelehnt hatte, Vorverkaufszahlen zu nennen, veröffentlichte Schwenkow im April dann doch welche, zumindest für zwei Festivals: Demnach waren zu dem Zeitpunkt 40.000 Karten für München und 20.000 Karten für Wien verkauft. Allerdings blieb offen, wie viele für drei Tage gelten und wie viele nur für einen Tag - für die Einnahmen ist das ein erheblicher Unterschied. Erfahrungsgemäß lohnt sich die Veranstaltung solcher Festivals erst, wenn der größte Teil der Drei-Tages-Tickets zum regulären Preis verkauft ist.

Wie läuft der Vorverkauf aktuell? Was ist der Hintergrund der Rabattaktionen? Und wie steht es nach der Expansion in den Festivalmarkt wirtschaftlich um die Deag? Aktuelle Anfragen dazu lässt Peter Schwenkow unbeantwortet.

Doch nach dem kürzlich veröffentlichen Geschäftsbericht der Deag für 2014 stellt sich die Frage, ob die Veranstaltung der Festivals das ganze Unternehmen in Schieflage bringen könnte. Denn darin heißt es: Sollten die Einnahmen "aus Ticketverkäufen für die Festivals deutlich von den Prognosen abweichen", dann könnte der Konzern auf "zusätzliche Finanzierungsquellen" angewiesen sein. Und sollte das dann "nicht im ausreichenden Maße gelingen, wären die Gesellschaft und der Konzern im Bestand gefährdet".

Wie erlebt Marek Lieberberg den Konkurrenzkampf und die juristischen Auseinandersetzungen mit Schwenkow? Warum ist den Wirtschaftsprüfern der Deag die Sache mit den Festivals nicht geheuer? Und warum wollen offenbar nicht mehr so viele Menschen Metallica sehen?

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