Frankfurts 2:1 gegen Bayer:Spektakel ohne Konsequenzen

Lesezeit: 3 min

Weil es für beide Mannschaften um nichts mehr geht, spielen sie durchaus unterhaltsam drauf los. Ohnehin waren die Heimspiele der Eintracht nicht das Problem der Saison.

Was passiert, wenn zwei am liebsten spektakulär spielende Mannschaften am letzten Spieltag aufeinandertreffen und es für beide um kaum mehr was geht? Sie legen sich als einzigen taktischen Zwang den unbedingten Torwillen auf, auch wenn der Wille nicht zwingend zum Erfolg führen muss. So endete ein munteres Spiel der Frankfurter Eintracht gegen Bayer Leverkusen am Samstag mit 2:1, was der SGE dann doch nochmal einen Sprung in der Tabelle brachte. Von Platz elf auf Rang neun nämlich. Die Eintracht liegt damit nach einer turbulenten Spielzeit auf einem einstelligen Tabellenplatz. Leverkusen war der vierte Platz schon vor dem Spiel nicht mehr zu nehmen.

Die Arena war immerhin ausverkauft, 51.500 sahen, wie Haris Seferovic (4.) und Alexander Madlung (39.) die Eintracht zum Sieg schossen. Für die Werkself hatte Karim Bellarabi (6.) den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt.

Beide Trainer hatten diesen launigen Fußball-Nachmittag zudem zu personellen Experimenten genutzt. Schaaf stellte den gerade erst 19 Jahre alt gewordenen Luca Waldschmidt zum ersten Mal von Beginn an auf. Sein Kollege Roger Schmidt testete Spielmacher Hakan Calhanoglu im defensiven Mittelfeld und Bellarabi im Sturmzentrum. "Was beide Mannschaften heute geleistet haben, war toll. Wir haben in der Arena viel geboten, das haben wir heute wieder unter Beweis gestellt", sagte Schaaf. Sein Leverkusener Kollege Roger Schmidt ergänzte: "Man hat beiden Teams angemerkt, dass sie den Zuschauern nochmal ein tolles Spiel zeigen wollten. Das haben sie geschafft. Wir können die Niederlage verschmerzen und trotzdem mit einem guten Gefühl in die Sommerpause gehen."

Leverkusen mit deutlichem Chancenplus in Halbzeit eins

Ohne irgendwelche Konsequenzen fürchten zu müssen, begannen beide Mannschaften so, als ob sie keine Konsequenzen fürchten müssen. Seferovic nutzte gleich die erste Chance zu seinem zehnten Saisontor und der frühen Frankfurter Führung. Aber schon im Gegenzug führte ein abgefangener langer Ball des Schweizers zum Ausgleich. Bellarabi traf sehenswert aus 18 Metern. Leverkusen war vor allem fußballerisch so überlegen, dass sie das Spiel schon in der ersten halben Stunde hätten entscheiden können. Unmittelbar nach dem 1:1 traf Julian Brandt nur den Pfosten (7.). Ein Freistoß von Calhanoglu (22.), der nächste Versuch von Bellarabi (25.) und ein abgeblockter Schuss des ab Sommer für die Eintracht spielenden Stefan Reinartz (28.) verfehlten ebenso ihr Ziel. Die Frankfurter wiederum zeichnete genau das aus, was sie zuletzt schon beim 3:1-Sieg gegen Hoffenheim stark gemacht hatte: Sie nutzten nahezu jede Chance. Nach einem Eckball traf Madlung aus dem Gewühl zum glücklichen 2:1.

Erfolgreich, vorn wie hinten: Abwehrspieler Alexander Madlung (M.) schießt die Frankfurter zum Sieg gegen Leverkusen. (Foto: Torsten Silz/AFP)

Nach dem Wechsel änderte sich wenig, beide Seiten agierten weiter offensiv. Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen hatte ja bereits unter der Woche sein Saisonfazit gezogen und ob der vielen Tore bei den eigenen Spielen von einer seltsamen "Saison des Spektakels" gesprochen. Seltsam, weil sie so eine offensive Spielweise in Frankfurt einfach nicht mehr gewohnt waren. 115 Treffer - so viele wie bei keinem anderen Klub - sind in dieser Saison bei Spielen mit Frankfurter Beteiligung gefallen.

Die Auswärtsschwäche verhindert eine Chance auf die Europa League

Thomas Schaaf hat zweifellos einen Kulturwandel eingeläutet in Frankfurt. Nicht nur offensiv, sondern durchaus auch erfolgreich. Und hätten seine Spieler vor allem auswärts nicht auf seltsamste Weise immer wieder Punkte liegen gelassen, wer weiß, was möglich gewesen wäre für die Eintracht. "Wir wissen um unsere Fehler in dieser Saison: Wir haben zu viele Auswärtsspiele verloren und zu viele Gegentore bekommen", sagte auch Schaaf am Samstag.

Aber auch wegen der Auswärtsschwäche war es in den letzten Wochen zu einer etwas skurrilen Trainerdiskussion um Schaaf gekommen. Zunehmend lustlos sei der erst im Sommer gekommene Schaaf seiner Arbeit nachgegangen. Innerhalb der Mannschaft würden seine Ideen auch nicht immer gut ankommen. Die Probleme sprächen ohnehin für sich. Diese Gerüchte gelangten natürlich, wie üblich, nicht auf direktem Wege in die Öffentlichkeit.

Schaaf: "Ich habe die Aufgabe hier zu 100 Prozent erfüllt"

Dass die Eintracht-Verantwortlichen sie aber wochenlang nicht effektiv unterbinden konnten, sprach ebenso Bände. Zuletzt hatten sich Spieler wie Marco Russ Tag für Tag zu Treuebekenntnissen zum Trainer bemüßigt gefühlt, nur, damit die Diskussion endlich aufhöre. Auch Vorstandschef Heribert Bruchhagen hatte unter der Woche versucht, die Debatte zu beenden. "Thomas Schaaf bleibt Trainer in der kommenden Saison - auf jeden Fall", hatte er zu Sky gesagt.

Schaaf hatte nach dem Sieg gegen Leverkusen auch keine rechte Lust auf das leidige Thema. Tat dann aber auch nicht viel, um für ein wenig Klarheit zu sorgen. "Ich habe die Aufgabe hier übernommen, und die habe ich zu 100 Prozent erfüllt", meinte er bei Sky. Mehr bräuchte er dazu nicht zu sagen. Weil es noch vieldeutiger nicht ging?

© SZ vom 24.05.2015 / sid, dpa, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: