2:2 des Tabellenzweiten in Köln:Schonung fürs Pokalfinale

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Mit einem lebhaften Spiel lässt der VfL Wolfsburg gegen den 1. FC Köln die Liga-Saison ausklingen. Für beide Klubs verlief sie besser als erwartet, und Anthony Ujah bekommt noch einmal Applaus.

Von Milan Pavlovic, Köln

Schon vor Anpfiff war klar, dass zwei Gewinner dieser Saison zu sehen sein würden. Der Aufsteiger aus Köln stand nicht ein einziges Mal auf einem Abstiegsplatz - der Werksklub aus Wolfsburg nutzte seine gewaltigen finanziellen Möglichkeiten endlich auch spielerisch aus und ließ Klubs wie Dortmund, Schalke, Leverkusen sowie Gladbach hinter sich. "Sie haben eine überragende Saison gespielt", lobte Kölns Trainer Peter Stöger den Gegner. Kollege Dieter Hecking erwiderte das Kompliment: "Köln hat eine phantastische Saison gespielt." Die einzige Frage an diesem Nachmittag war nun, wer diesem Spiel für die Statistiken seinen Stil aufdrücken würde: die Kölner 0:0-Künstler (neun Nullnummern), oder Wolfsburg (keine Nullnummer).

Der Werksklub musste dabei einen Spagat zwischen Historie und Gegenwart vollführen. Einerseits galt es, die Kräfte zu schonen für das Pokalfinale gegen Borussia Dortmund am kommenden Samstag in Berlin; andererseits war schon der Wunsch da, die beste Punktebilanz der Vereinsgeschichte zu erreichen, also jene 69 Zähler aus der Meistersaison 2009 zu übertreffen. Mit Blick auf das Pokal-Finale gab Trainer Hecking den angeschlagenen Stammspielern Diego Benaglio (Hüftbeuger), Ricardo Rodriguez (Rücken) sowie dem eminent gefährlichen Innenverteidiger Naldo (acht Tore) frei. "Wenn das Pokalfinale heute gewesen wäre, hätte nur Rodriguez spielen können", sagte der Trainer später.

Engagiert beim fröhlichen Liga-Ausklang: VfL-Trainer Dieter Hecking, gescoutet von Kollege Peter Stöger. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Wilder Auftakt: drei Chancen, drei Tore

Die Innenachse der Gäste sah also so aus: Im Tor Max Grün, davor zentral Timm Klose und Robin Knoche. Das wiederum hatte direkte Auswirkungen auf alle weiteren Spekulationen. Eine Wolfsburger Nachlässigkeit im Mittelfeld nutzte Marcel Risse schon in der dritten Minute zu einem Konter. An dessen Ende spielte er den Ball punktgenau in den Lauf des Japaners Yuya Osako, der an Ersatztorwart Grün vorbei ins lange Eck abschloss - Diego Benaglio hätte der Ball vermutlich nicht so einfach passiert. Kein zehntes Kölner 0:0 also in dieser Saison! Fast ebenso schnell stand fest, dass auch aus dem erhofften FC-Rekord (das 13. Zu-Null eines Aufsteigers) nichts werden würde.

Denn nach einem Eckball des Vorlagen-Königs Kevin De Bruyne kam der Ball über Umwege am Fünfmeterraum zu Luiz Gustavo, der den Ausgleich markierte (8.). Und weiter ging es zunächst nach dem "Chance = Tor"-Prinzip: Daniel Caligiuri dribbelte ungehindert zur Grundlinie, spielte zurück an den Fünfmeterraum, wo Ivan Perisic frei zum 2:1 (15.) einschieben konnte. Nach diesem wilden Auftakt, der an die spektakulären Kölner Rückrunden-Heimspiele gegen Frankfurt (4:2) und Hoffenheim (3:2) erinnerte, kam Ruhe in die Partie. Wolfsburg stand sicher, und die Hausherren fanden jene Situation vor, die sie nicht mögen: das Spiel machen.

Wolfsburg auf Sparflamme, Schürrle ungeschickt

Auch nach der Pause liefen zwar elf Werksspieler auf, aber mit den Gedanken schienen sie schon 550 Kilometer weiter im Osten zu sein, im Olympiastadion von Berlin. Niedriger kann eine Sparflamme kaum eingestellt werden. Als Konsequenz fielen nun Kuriositäten auf: Peter Gagelmann, der sich nach seinem 214. Bundesliga-Spiel in den Schiedsrichter-Ruhestand verabschiedete, lachte herzhaft, als er Luiz Gustavo erklärte, warum er in der 46. Minute auf Freistoß gegen den Wolfsburger entschieden hatte. Und der Kölner Anthony Ujah, der zu Werder Bremen wechselt, wurde bereits nach seinen ersten zwei Minuten als Kölner Kapitän ausgewechselt, in der 47. Minute. Es gab freundlichen, aber nicht den erhofften frenetischen Applaus, Ujah wollte sogar ein paar Pfiffe vernommen haben: "Dass mich meine eigenen Fans auspfeifen, ist mir sehr nahegegangen", sagte der Nigerianer nach dem 2:2, "Ich entschuldige mich, wie alles gelaufen ist. Das war nicht gut."

Auf dem Rasen blieben Höhepunkte rar. Einmal kam der Ball über den eingewechselten Bröker in den Lauf von Risse. Der drang in den Strafraum ein, sein scharfer Querpass wurde von Peszko zum 2:2 (61.) über die Linie gedrückt. Sportlich war's das, sieht man einmal von zwei unzulänglichen Aktionen des eingewechselten Weltmeisters André Schürrle ab: Nach einem Ausrutscher in guter Position (66.) übersah er kurz darauf bei einem Konter den freien Bas Dost, der sich angemessen aufregte, weil er vielleicht doch noch eine Chance auf die Torjägerkanone sah.

Eine Niederlage der Gastgeber wäre aber auch unangemessen gewesen angesichts der Festivitäten im Stadion. Nach dem Abpfiff stürmten drei Musikgruppen (Kasalla, Cat Ballou, Brings) den Rasen. Sie verwöhnten mit Kostproben Kölscher Mundart.

© SZ vom 24.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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