Fernbedienung in Spielzeug-Form:Googles Grusel-Hase soll Kinder filmen

Google Hase Teddy

Skizze aus dem neuen Google-Patentantrag

(Foto: US-Patentamt)

Operation Kinderzimmer: Ein neues Google-Patent zeigt ein Spielzeug in Hasen- oder Teddyform, das seine Umgebung überwacht.

Von Jannis Brühl

Google will die Häschen in die Kinderzimmer schicken. In jedem Auge haben die kleinen Maschinen in Tiergestalt eine Kamera, in jedem Ohr - auch in dem, das so süß abknickt - ein Mikrofon, vier Motoren im Körper. So ist es in der Skizze aufgemalt, die Google vor kurzem beim US-Patentamt eingereicht hat. Der Konzern bastelt demnach an einem intelligenten "antropomorphen Gerät", also an einem Roboter mit menschenähnlichen Fähigkeiten. Der kann dem Patentantrag zufolge eine "Puppe oder Spielzeug" sein, der seine Umgebung analysieren kann. Neben dem Häschen ist ein Teddy mit derselben Technik aufgemalt.

Das könnte eine praktische Hilfe zum Bedienen von Geräten sein. Oder ein Einfallstor ins Kinderzimmer, das es dem Unternehmen erlaubt, noch mehr Daten über die Nutzer seiner Produkte zu sammeln - auch wenn eine Patentanmeldung alleine nicht heißen muss, dass ein Konzern sicher ein solches Produkt auf den Markt bringt.

Das soll Googles Spielzeug können

  • Kameras bemerken, wenn ein Mensch das Spielzeug ansieht. Die Augen des Spielzeugs schauen zurück.
  • Der Rechner erkennt das Gesicht des Gegenübers und entscheidet, ob die Person berechtigt ist, das Gerät zu nutzen. Es soll also Menschen voneinander unterscheiden können.
  • Das Spielzeug erkennt mündliche Kommandos und leistet ihnen Folge. Dabei könnte eine Weiterentwicklung der Sprachsteuerung zum Einsatz kommen, die bereits auf Android-Telefonen installiert ist.

Googles Hase und Teddy sind mehr als süße Spielzeuge. Das neue Gerät soll eine Art universelle Fernbedienung für Laptops, Tablets, Smart-TVs oder sogar Thermostate fungieren. Weil immer mehr Programme wie zum Beispiel Streaming-Dienste auf immer mehr Geräten angesteuert werden müssten, würden klassische Fernbedienungen immer verwirrender und hätten immer mehr Knöpfe. Ein Gerät mit dem Aussehen eines Lebewesens, das auf Bewegungen und Sprache reagiert, könnte diese Steuerung erleichtern.

Im Patent heißt es: "Indem es 'Augenkontakt' mit dem Nutzer herstellt, wird der Nutzer mit einer vertrauten Form sozialer Interaktion konfrontiert." Mit Gesten und Befehlen an den Hasen könne ein Mensch die Geräte ansteuern. Auch einen Namen könnten Benutzer dem "Tier" geben. Wenn es seinen Namen "höre", könne es beginnen, Augenkontakt aufzunehmen.

Was die Google-Entwickler und Patentexperten als praktisch und vertraut beschreiben, finden andere eher gruselig. "Creepy" seien die Spielzeuge, also gruselig, urteilt das Magazin Quartz. Googles Antrag zufolge würde zumindest ein Teil der Daten, die das Häschen sammelt, auf einem Cloud-Server gespeichert - und damit weit weg vom Nutzer und dem Gerät selbst. Ein Google-Sprecher betonte auf Anfrage von Quartz, dass nicht aus jedem Patentantrag auch ein Produkt werde. Zudem muss das Patent erst einmal anerkannt werden.

Googles Hase wäre Teile der Entwicklung, dass Ton- und Bildüberwachung Einzug ins Kinderzimmer hält. Mattel hat in den USA eine Barbie auf den Markt gebracht, die "zuhört" und "zusieht" - und Daten sammelt. Der Roboter "Jibo" soll eine Art Haushaltshelfer sein, der E-Mails vorliest, Familienmitglieder auseinander halten kann und mit den Kindern spielt. Und eine Sicherheitstechnikfirma verkauft einen bunten Stoffhund mit eingebauter Kamera. Damit sollen Eltern aber nicht direkt ihre Kinder überwachen, findet der Hersteller. Er wirbt: "Behalten Sie ihr Kindermädchen im Auge". Überwachung im Kinderzimmer und Überwachung am Arbeitsplatz in einem. Praktisch. (Mehr zur Spionage im Kinderzimmer lesen Sie hier.)

Auch einen Drachen oder einen Außerirdischen können sich die Entwickler bei Google als Form vorstellen - oder gleich ein gänzlich körperloses elektronisches Wesen: ein Hologramm oder einen "Avatar" auf einem Bildschirm. Auch der ließe sich rumkommandieren, sich dabei aber deutlich schwieriger knuddeln.

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