90-jähriger Fallschirmspringer:"Der Clou wäre gewesen, dass ich springe"

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Der Poinger Franz Bisutti wollte zu seinem 90. Geburtstag seine Gäste überraschen - mit einem Tandemfallschirmsprung aus 3000 Metern. Doch das Wetter machte ihm ein Strich durch die Rechnung.

Von Carolin Fries

Mit 85 Jahren machte Franz Bisutti seinen ersten Fallschirmsprung. Jetzt wurde er 90. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Es war alles angerichtet: Für Sonntag, 11.30 Uhr, hatte der ehemalige Geschäftsstellenleiter der Gemeinde Poing und frühere SPD-Kreisrat, Franz Bisutti (Foto: Endt), zu seinem 90. Geburtstag einen Tandemfallschirmsprung aus 3000 Metern Höhe geplant. Die Flugsicherung in Riem hatte ihm ein Zeitfenster von 30 Minuten geben, gegen 11.45 Uhr wollte Bisutti vor seinen 100 Gästen vor dem Gasthof Stangl in Neufarn landen. Einzig: Das Wetter ließ den Sprung nicht zu. Ein Gespräch über eine Leidenschaft, die kein Alter kennt.

SZ: Sie wollten Ihre Gäste mit einem Fallschirmsprung überraschen. Enttäuscht, dass es nicht geklappt hat?

Franz Bisutti: Ja, ich bin furchtbar enttäuscht. Es war aber trotzdem ein gelungenes Fest mit fast 100 Gästen. Der Clou wäre halt gewesen, dass ich springe. Aber das wäre nur gegangen, wenn der Hubschrauber 2500 Meter Bodensicht gehabt hätte.

Haben Sie in der Früh schon beim Blick aus dem Fenster befürchtet, dass es nichts werden könnte?

Das schon, aber dann gehofft, dass es doch noch klappt. Als ich am Hubschrauberlandeplatz war, hat der Hubschrauberpilot gesagt, dass er nicht aufsteigen kann.

Fast 100 Gäste: Große Feiern scheinen Ihr Ding zu sein.

Nein, eigentlich gar nicht. Das war das erste Mal, dass ich so eine Riesenparty gemacht habe.

Warum ausgerechnet zum 90.?

Aus zwei Gründen. Zum einen, weil es ein seltener Geburtstag ist, zum anderen: Wenn ich schon springe, dann sollten auch alle dabei sein. Was das am Ende kosten sollte, war mir egal - das zahlen die Erben.

Sie meinen Ihren Neffen Edwin Huber. Wie fand der Ihre Idee?

Der war begeistert. Und er hat zugesagt, mein Manager zu sein, die Gäste zu empfangen und zum Landeplatz zu geleiten. Es wäre mein 13. Sprung gewesen. Angefangen hat das vor fünf Jahren. Seitdem kann ich nicht mehr aufhören.

Mit 85 Jahren haben Sie sich zum ersten Mal aus einem Flugzeug gestürzt. Mit Verlaub: Sind die wilden Jahre da nicht vorbei?

Das Fliegen habe ich schon immer geliebt. Vor 40 Jahren habe ich mal beim Flugtag in Ampfing einen Flug mit einer Cessna geschenkt bekommen. Dort traf ich erstmals Fallschirmspringer und hätte das auch gerne gleich ausprobiert, aber es waren schon alle Tandemsprünge ausgebucht. Vor fünf Jahren dann war ich wieder in Ampfing und habe erfahren, dass die Fallschirmspringer jetzt bei Greding im Altmühltal sind. Da hab ich mir gedacht: Jetzt kannst du das nachholen!

Sie springen immer im Tandem?

Ja, immer. Allein kann ich das mit der Landung nicht mehr. Die Knie sind nicht mehr so fit. Darum springt der Tandem-Pilot auf und ich ziehe die Füße nach oben.

Bis auf die Knie macht Ihnen so ein Sprung keine Beschwerden?

Überhaupt nicht. Ich springe ja meistens aus 4000 Metern, einmal auch schon aus 6000 Metern, da sitzt man dann mit Sauerstoffmaske im Propellerflieger.

Waren Sie immer schon sportlich?

Schon immer, ja. Tennis, Ski fahren und Fußball. Heute schau ich's mir nur noch im Fernsehen an.

Haben Sie schon Ihren nächsten Tandemsprung geplant?

Ich springe öfter im Jahr, das nächste Mal wahrscheinlich in 14 Tagen. Dann aber in Thalmässing, das ist Richtung Altmühltal. Da muss ich zwar 180 Kilometer fahren - aber was tut man nicht alles für den Sport.

© SZ vom 26.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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