Ebersberg:Zentralbank drückt Stimmung und Dividende

Raiffeisen-Volksbank Isen-Sempt

Fritz Ziller (von links), Martin Finauer, Mechtild Maurer, Eduard Hamburger, Andreas Winner, Friedrich Reiser und Ulrich Holnburger.

(Foto: oh)

Wegen niedriger Zinsen wird das Betriebsergebnis der Raiffeisen-Volksbank Isen-Sempt bis 2019 um 40 Prozent schrumpfen

Von Philipp Schmitt, Ebersberg

Moderates Wachstum, guter Kundenzuspruch und eine geordnete Vermögenslage: Eigentlich hört sich das Fazit von Vorstandsvorsitzendem Friedrich Reiser, Vorstandsmitglied Fritz Ziller und Aufsichtsratsvorsitzendem Ulrich Holnburger von der Raiffeisen-Volksbank (RVB) Isen-Sempt für das Jahr 2014 recht zufriedenstellend an. Wären da nicht die anhaltende Niedrigzinsphase und die hohen bürokratischen Anforderungen, die die Aussichten trüben. Bis 2019, hieß es auf der Vertreterversammlung, wird auch bei der Raiffeisen-Volksbank mit einem um bis zu 40 Prozent schrumpfenden Betriebsergebnis und für die Mitglieder unerfreulichen Konsequenzen bei der Dividende gerechnet.

2014 war ein Jahresüberschuss von 841 000 Euro bei einem Bilanzgewinn von 310 540 Euro erzielt worden; 192 190 Euro werden als Dividende ausbezahlt, teilte Fritz Ziller mit. Bei den Kundeneinlagen und beim Kreditgeschäft konnte die Bilanzsumme um 3,8 Prozent auf mehr als 529 Millionen Euro erhöht werden, Kundeneinlagen stiegen auf 399 Millionen Euro. Gut gelaufen sind auch die Wertpapier- und Immobiliengeschäfte, während 2014 bei den Sparanlagen ein Rückgang auf 140 Millionen verzeichnet wurde.

Vor einem Jahr hatte Reiser noch berichtet, dass der Vorstand der in elf Filialen in den Landkreisen Erding und Ebersberg agierenden RVB mit Vertretern einer benachbarten Genossenschaftsbank Sondierungsgespräche plane. Nun sagte er: "Eine Fusion wird es vorerst nicht geben." Zwar hätten 2014 Gespräche stattgefunden, diese hätten aber zu "keinem übereinstimmenden Zielbild" geführt. Die Verhandlungen seien eingestellt worden. Derzeit laufen Reiser zufolge keine Gespräche, grundsätzlich sei die Raiffeisen-Volksbank aber für Fusionen weiter offen. Reiser sieht die Krise mit niedrigen Zinsen und sinkenden Erträgen als Herausforderung, wobei er aber einräumte, dass sich bei den Genossenschaftsbankern inzwischen "jede Menge Ärger angehäuft hat". Der nationale und internationale Wettbewerb sei unfair, er bestrafe die mittelständischen Banken wie die RVB, die trotz der Finanzkrise ohne staatliche Hilfen solide durch die Krise gesteuert sind - im Gegensatz zu systemrelevanten Großbanken, wie Reiser betonte: "Wir werden von neuen Auflagen erdrückt, in einem solchen Gebilde muss den Genossenschaften fast bange sein." Er appellierte in Richtung Europäischer Union: "Lasst uns mehr Freiräume." Der historisch niedrige Leitzins der Europäischen Zentralbank zur Stimulierung der europäischen Konjunktur bereitet Reiser Kopfzerbrechen. Zwar ist die Finanzierung von Wohnimmobilien billig wie nie, aber auf der anderen Seite zahlen Sparer die Zeche und auch der RVB fehlen wichtige Zinseinnahmen: "Die Niedrigzinspolitik und sinkende Sparquote belasten uns, weil auch die Erträge schmelzen. Es wird aber bei uns auch künftig weiterhin keine negativen Zinssätze für Spareinlagen geben."

Allerdings werde im Vorstand bereits über eine geringere Dividende für 2015 und 2016 diskutiert. Bisher lag sie bei zwei Prozent. "Es gibt kein Patentrezept", räumte Reiser ein, doch die Raiffeisen-Volksbank müsse sich wappnen, schließlich sorgen auch die politischen Rahmenbedingungen für Druck: "Es droht eine Lawine an zusätzlicher Bürokratie." Das Betriebsergebnis wird nach der Eckwerte-Prognose bis 2019 wohl wegen Ertragseinbußen um etwa 40 Prozent sinken. Reiser möchte in Deutschland keine britischen oder US-amerikanischen Verhältnisse bei der Kreditfinanzierung. Vor allem kleinere Firmen seien auf regional agierende Banken wie die Raiffeisen-Volksbank angewiesen, bei der Firmenkredite mit 38 Prozent der Bilanzsumme eine größere Rolle als bei Großbanken spielen. Das drei Säulensystem mit Genossenschaftsbanken, Sparkassen und Großbanken müsse auch in Europa etabliert werden, forderte Reiser. Ungerecht sei, dass die systemrelevanten Banken mit Steuergeldern subventioniert würden und dann durch günstigere Konditionen den Genossenschaftsbanken Kunden abjagen.

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