Ausstellung:Erleuchtung

Ausstellung: "Six Principle after Hsieh Ho" (2013) nennt David Barbarino dieses Gemälde in der Ausstellung "Paramount".

"Six Principle after Hsieh Ho" (2013) nennt David Barbarino dieses Gemälde in der Ausstellung "Paramount".

(Foto: Richard Beer)

David Barbarino in der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst

Von Gottfried Knapp

Würde die Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst (DG) in ihrer Ausstellung mit Werken von David Barbarino zeigen, was der experimentierfreudige junge Mann in den zurückliegenden Jahren erprobt hat, könnten die Besucher den Prozess des allmählichen Reduzierens und Konzentrierens, der den Werken in der Ausstellung voranging, schön nachverfolgen. Die realistische Wiedergabe von Gesehenem ist Barbarino immer schon so unverschämt leicht gefallen, dass er sich irgendwann Hürden und Fallen in den Weg stellte, die den Weg zum Bild erschweren sollten. Porträts und Landschaften, also die uralten, nie ganz verdrängten Themen der Malerei - er beherrschte sie auf ganz unzeitgemäße Weise. Das ließ ihm keine Ruhe. Also begann er mit verfremdenden Materialien zu experimentieren - und entdeckte irgendwann einen monochromen Stoff, der die von den Farben erzeugten Emotionen aus den Bildern herausnahm: ein silbriges Grau oder einen mattgrauen Silberton, der das Bildgeschehen entmaterialisierte, es aber auch vergeistigte, erleuchtete und mit stillem Glanz erfüllte.

Barbarino malte mit diesem Stoff zunächst ganz ähnliche Motive wie zuvor, doch nun verflüchtigten sich die angedeuteten Objekte im Einheitston. Nur noch die Pinselschrift, der unterschiedlich dicke Auftrag der Silberfarbe deutete etwas von den gemalten Motiven an. Je nach Lichteinfall veränderte sich der Bildeindruck also deutlich: Mal traten die Strukturen plastisch in den Vordergrund, mal verschwanden sie im Gesamteindruck.

Aus diesem Grund hat Barbarino seine im Atelier gemalten Bilder gerne an bestimmte Orte im Freien transportiert; er wollte sie ganz unterschiedlichen Lichtverhältnissen aussetzen, um so die Wirkungen auf das Gemälde zu erproben und in Fotografien festzuhalten. Als die mit Silber gemalte Ansicht des Oberengadins dort aufgestellt war, wo das Motiv aufgenommen worden ist, hat sie mit der dahinterliegenden realen Landschaft intensiv zu kommunizieren begonnen. Das muss für den Maler ein aufregender Moment gewesen sein.

In Galerien lässt sich der erzielte Effekt nur indirekt nachvollziehen. Doch Barbarino hat inzwischen begonnen, die Wandlungen auf seinen Gemälden in Filmen festzuhalten; erste Beispiele sind jetzt zu sehen.

In den derzeitigen Räumen der DG sind während der Ausstellung die großen Fenster durch transluzente Folien verhängt, damit die Malereien nicht durch das seitlich einfallende Sonnenlicht einseitig dominiert werden. In der gedämpften Helligkeit werden die Gemälde zunächst ganz still. Doch jede Bewegung des Betrachters zur Seite, nach oben oder nach unten verändert den Charakter ein klein wenig in eine andere Richtung. Man erlebt also mit, wie der Silberton auf die Bewegungen im Raum reagiert, oder anders ausgedrückt: wie das einfallende Licht vom Malgrund verarbeitet und an die Betrachter zurückgegeben wird. Das Gemälde und die dort erahnbaren Gegenstände bekommen ihre Deutung also durch das Licht.

Es ist, als würde von außen oder von oben etwas einfließen in die Bilder. Dieses Einfließen kann man durchaus auch geistlich deuten: Die Bilder werden durch das Licht erleuchtet und geben den empfangenen Feuerschein an den Betrachter weiter. Das passt wunderbar zur Botschaft des Pfingstfests. Und auch den spielerischen Titel "Paramount", den Barbarino seiner Ausstellung gegeben hat, könnte man pfingstlich ausdeuten.

David Barbarino "Paramount", Galerie der DG, Türkenstr. 16, bis 20. Juni, Di-Fr 12-19 Uhr. Mi, 27. Mai, 19 Uhr: Künstlerführung mit David Barbarino

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